Donnerstag, 27. August 2020

Das fängt ja gut an! Grabungskampagne 2020

Die Archäologie am Berg vergangenes Wochenende war wie jedes Jahr ein großer Erfolg und wie immer war diese auch der Startschuss für den Beginn der archäologischen Ausgrabung im Salzbergwerk

Die Anlage zum Entsalzen und Spülen
der Funde in Hallstatt.
(Bild: V. Laaha - NHM Wien)

Die Arbeiten im Berg mit Überprüfungen, Vorbereitungen und Testläufen zu den diesjährigen Vorhaben laufen an und auch in der Fundverwaltung ist alles bereit für das erwartete Fundmaterial aus der bronzezeitlichen Fundstelle Christian von Tusch Werk

Die beiden speziell angefertigten Fundwaschanlagen zur Reinigung von anhaftendem Lehm und Entsalzung des aus dem Berg gelieferten Fundmaterials sind fertig aufgebaut und mussten nur noch in Betrieb genommen werden. Dazu wurden bereits im Vorjahr abgebaute und im Berg verbliebene Wannen mit Fundmaterial ausgefördert und die Freilegung begonnen.
Generell ist das Fundmaterial aus dem Berg – hauptsächlich organischer prähistorischer Betriebsabfall – mit Lehm, Holzkohle und Salz vermischt. 

Um ein Sortieren und Auswerten der Funde möglich zu machen werden diese auf Siebkästen – Kisten mit Siebeinlagen in drei verschiedenen Maschenweiten – aufgeteilt und auf der Waschanlage platziert. Das Wasser spült dabei Lehm und Salz weg und hinterlässt die Funde nach Größe sortiert in den Sieben.

Beim Befüllen der Kisten und während die Anlage in Betrieb ist, halten wir außerdem nach empfindlichen Funden Ausschau, die nicht auf der Waschanlage, sondern vorsichtig in Wasserbädern im Haus entsalzen werden. Dazu zählen vor allem Funde wie Baststreifen oder Schnüre mit Knoten, Wieden sowie Textil- und Wollreste. Diese wurden, wie alle organischen Materialien, von den prähistorischen Bergleuten vor 3000 Jahren weggeworfen und durch das Salz perfekt konserviert.

Das Fragment des Lappenpickels im 
umgebenden Betriebsabfall. 
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Sehr selten stoßen wir auf Bronze, woraus beispielsweise die auf Holzschäftungen aufgesteckten Pickel oder Beile bestanden. Grund dafür ist der große Wert dieses Rohstoffes, der nach Hallstatt importiert und vor Ort verarbeitet und immer wieder recycelt wurde. 

Umso größere Augen machten wir also, als uns beim Befüllen der Kisten ein großes Stück Bronze entgegenfiel. Dieses konnte als abgebrochener Lappen eines Lappenpickels identifiziert werden und ist der größte bekannte Bronzefund aus dem Christian von Tusch Werk, in dem immerhin schon seit 30 Jahren geforscht wird. 

Bis dato wurden meist nur Fragmente - eine längere Pickelspitze, einige winzige Fragmente, zwei kleine Lappenfragmente und eine Bronzenadel - gefunden, da das Metall von den Bergleuten sehr sorgfältig gesammelt und zu neuen Spitzen gegossen wurde. 

Das Verhältnis des Fundmateriales ist also eigentlich umgekehrt zu einer obertägigen Grabung, wo sich organisches Material so gut wie nie erhält. Mit diesem Fundstück lässt sich die Form des in Hallstatt verwendeten Gezähes nun noch genauer rekonstruieren.

So freuen wir uns bereits vor Beginn der eigentlichen Ausgrabung im Bergwerk über einen wichtigen Fund zur weiteren Erforschung des Bergbaus der Bronzezeit und sind schon gespannt auf das, was da noch kommen wird!

von Valentina Laaha und Christian Fasching 

Das Fundstück im Vergleich zu einem vollständigen, rekonstruierten Pickel. (Bild: C. Fasching/ D. Brandner - NHM Wien)



Dienstag, 25. August 2020

Forschung hautnah mit Sicherheitsabstand - Archäologie am Berg 2020

Auch dieses Jahr ist die Archäologie am Berg im Hallstätter Hochtal letztes Wochenende über die Bühne gegangen. Von A wie Archäologie bis Z wie Zoologie waren viele Fachrichtungen, die die Geschichte Hallstatts erforschen vertreten, unter anderem die Holzforscher*innen der Universität für Bodenkultur, Sedimentologen der Universität Innsbruck sowie Anthropologie, Restaurierung und Textilforschung des Naturhistorischen Museums Wien. Das alle Disziplinen verbindende Thema der Hallstattforschung war aus aktuellem Anlass "Ressourcen, Krisen, Nachhaltigkeit". Der Bogen wurde gespannt von den verschiedener Methoden über den Umgang unserer Vorfahren mit den ihnen zu Verfügung stehenden Rohstoffen, bis zur Wertigkeit von Ressourcen in der heutigen Gesellschaft. Auch die Krisenvorsorge mit dem Notstromaggregat und die Ausrüstung der Grubenwehr der Salinen Austria AG wurden vorgestellt. 

Die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der anhaltenden Ausbreitung des COVID-19 Virus mit dem Wunsch zu vereinen, Interessierten die Hallstattforschung hautnah zu vermitteln war eine Herausforderung. Doch dank guter Planung in Kooperation mit den Salzwelten Hallstatt, einer Anpassung der räumlichen Aufteilung und nicht zuletzt großem Verständnis und Disziplin seitens der Besucher*innen war es trotzdem möglich. Fast 2000 Besucher*innen pro Tag kamen ins Salzbergtal um zu erfahren, was für neue Erkenntnisse, Methoden oder Visualisierungen es gibt. Vor allem die vielen positiven Rückmeldungen, die Begeisterung und oft auch das Erstaunen der Menschen, die mehr über unsere Arbeit erfahren wollen, machen die Archäologie am Berg zu einer so lohnenswerten und befriedigenden Erfahrung, die immer aufs Neue motiviert und ein Highlight des Jahres ist.

von Fiona Poppenwimmer und Hans Reschreiter

Prächtiges Wetter und eine fabelhafte Kulisse bei der ersten Station im Hochtal von Hallstatt.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)


Die brandneuen digitalen Visualisierungen und die Rekonstruktionen urgeschichtlicher Werkzeuge zum Anfassen vermitteln ein lebendiges Bild des prähistorischen Bergbaus. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Schon vor 3000 Jahren wurde der Wald rund um das Hallstätter Bergwerk bewirtschaftet. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Wie jedes Jahr war auch die Ausgrabung am Gräberfeld Hallstatt live zu besichtigen. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Am rekonstruierten Surbecken erklärten die Archäozoologen des NHM Wien die bronzezeitliche Speckproduktion. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Anthropologen können anhand von Knochen und Zähnen aus dem Gräberfeld von Hallstatt herausfinden, mit welchen Krisen unsere Vorfahren fertig werden mussten. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Spielerisch erfährt man an der anthropologischen Station alles über die Bestattungen am eisenzeitlichen Gräberfeld und was die Skelette und noch an Information zu Ernährung und Krankheiten der Bergleute geben. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Die Sedimentologen der Universität Innsbruck zeigen, wie die Ablagerungen im Hallstätter See Aufschluss über die Waldwirtschaft und den Umgang der prähistorischen Bevölkerung mit ihrer Umwelt geben. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Wo selbst Hand angelegt werden kann, wie beim Drehen von Bastseilen, muss natürlich vorher desinfiziert werden. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Brandneue Informationsfilme inklusive Animationen und Visualisierungen können in ihrer Entstehung beobachtet werden. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Besucher*innen erfahren alles über die Datierung der urgeschichtlichen Funde mittels Dendrochronologie. (Bild: C. Fasching)

Bei einem Einblick in die Restaurationswerkstätte sehen Besucher*innen, wie Keramikfunde wieder zusammen gesetzt werden. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Praktikant*innen unterschiedlicher Schulen zeigten ihr Visualisierungsprojekt zur Textilforschung in Hallstatt. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Wie viel Energie in einem Kilo Holz steckt, wird beim Salzsieden getestet. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Die Textilforschung in Hallstatt beleuchtet den aufwändigen Herstellungsprozess und die Wertigkeit dieser Ressource. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Die Textilproduktion erfordert viel Geduld und Arbeitseinsatz. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Vielen Dank an alle Beteiligten, die mit großer Begeisterung und viel Elan auch heuer die Archäologie am Berg zu einem Erlebnis machten. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)


Mittwoch, 19. August 2020

Universum History Hallstatt - Die Salzsaga entsteht

Im zweiten Teil unsere Blogreihe zur Universum History Produktion "Salzsaga Hallstatt" möchten wir euch einige Einblicke zu den Dreharbeiten liefern, die im Bergwerk stattgefunden haben.

Die versammelten Darsteller*innen der "Salzsaga Hallstatt" - ein zum Leben erwachtes Lebensbild der Eisenzeit.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Wie schon im letzten Post beschrieben, boten sich hier einige Herausforderungen. Allein ein ganzes Filmteam mitsamt Kamera, Kameraschienen, Garderoben für die Schauspieler*innen und Beleuchtung in den teils engen Stollen unterzubringen erforderte viel Kreativität und Organisation. Auch die Unterstützung der Salzwelten Hallstatt, die einen Transport aller Bauteile und Leute mit dem Grubenhunt möglich machten, war hier essenziell. 

Das Team und Equipment in den Stollen des Salzbergwerks unterzubringen war oft gar nicht leicht.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Natürlich ist ein Aufenthalt im Bergwerk für die meisten nichts Alltägliches und so waren neben dem Filmteam, den Schauspieler*innen und den archäologischen Berater*innen auch Sicherheitsbeauftragte der Salinen Austria AG anwesend. Von ihnen wurden die genutzten Stollen vorab noch einmal kontrolliert und sie waren auch jederzeit zur Stelle um Fragen zu beantworten, Messdaten zu nehmen und anfallende Problemchen zu lösen. Hier also ein großes Dankeschön an Axel Palik und Florian Unterberger! 

Die Sicherheitsbeauftragten der Salinen Austria AG überwachten alles akribisch - hier bei der Messung des Sauerstoffs. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Großes Kino waren natürlich auch alle Feuereffekte, welche maßgeblich für die besonders tolle Stimmung am Set sorgten und von den professionellen Pyrotechnikern der Firma "Sturtzel Spezialeffekte" geplant und durchgeführt wurden. Da offenes Feuer wegen der Rauchentwicklung im Berg normalerweise strengstens verboten ist wurde auch hier durchgehend der Luftsauerstoff gemessen, mit großen Ventilatoren gelüftet und alles genau beobachtet. Dank der besonderen Methode der Spezialeffekte war rauchfreies Feuer möglich (das sogar das Holz wiederverwendbar zurückließ), die Werte damit im grünen Bereich und alles natürlich sehr spektakulär. Vom großen Auftritt der Pyrotechnik haben wir aber beim nächsten Mal noch mehr zu berichten!

Die Pyrotechniker schufen mit Einfallsreichtum beeindruckende aber sichere Feuer zur authentischen Beleuchtung. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Wir Archäolog*innen hatten ebenfalls unseren Teil beizutragen, so kümmerte sich Helga Rösel-Mautendorfer mit viel Liebe fürs Detail um die authentische Bekleidung und Ausstattung der Schauspieler*innen. Auch Hans Reschreiter vom Naturhistorischen Museum Wien, Leiter der archäologischen Forschung im prähistorischen Bergwerk Hallstatt, und sein Team – unter anderem wir - waren vor Ort und standen der Filmcrew mit Rat und Tat zur Seite. So wurde sichergestellt, dass die Bergbautätigkeiten wie z.B. der Abbau von Salz mit Pickel und Hammer oder der Umgang mit Leuchtspänen auch gemäß dem Forschungsstand gezeigt wurden. Außerdem kochten wir mit einem eisenzeitlichen Ritschert auf, welches die hungrigen Bergleute in einer weiteren Szene verspeisen durften.

Gespannt lauscht das Team der Erklärung von Archäologe Hans Reschreiter zur Technik des Salzabbaus der Eisenzeit. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Die mitwirkenden Schauspieler*innen setzten sich aus einem bunt gemischten Team zusammen. Neben bekannten Gesichtern aus Film und Fernsehen, wie Maria Hofstätter, Fanny Krausz und Matthias Franz Stein, wurde auch Mitgliedern der Kelten-Reenactment-Szene, Personen aus der Umgebung Hallstatts, sowie Bergleuten der Salinen Austria AG die Möglichkeit geboten, in dieser Produktion mitzuwirken. Gerade diese bunte Mischung regte den Austausch über das Hallstatt-Projekt und die 7000 Jahre alte Bergbautradition im und um den Hallstätter Salzberg an.

Die nach aktueller Forschungslage rekonstruierte Tracht der Hallstätter Bergleute. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Durch die erstklassige Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde ein unglaublich detailreiches und wissenschaftlich höchst authentisches Bild der Arbeit und des Lebens im eisenzeitlichen Bergbau von Hallstatt gezeichnet. Außerdem konnte jeder für sich einen Teil mehr Einblick in die Arbeit und Fachgebiete der anderen mitnehmen.

Schon kann die Technik zum Brechen des Salzes ausprobiert werden. Sie erfordert ein eingespieltes Team.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Soweit zum Dreh im Bergwerk, wir lesen uns das nächste Mal mit ein paar Eindrücken von Drehtag Nr. 3 mit See, Weitblick und lodernden Flammen!

von Valentina Laaha und Christian Fasching

Im Schein des Feuers erwacht die Eisenzeit Hallstatts zum Leben. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Stimmungsvoll fängt die Kamera das originalgetreue Lebensbild ein. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Freitag, 14. August 2020

Ressourcen, Krisen und Nachhaltigkeit durch die Jahrtausende - Archäologie am Berg 2020

Wie jedes Jahr können Besucher*innen bei der "Archäologie am Berg" am Wochenende des 22. und 23. August einen Blick hinter die Kulissen der Hallstattforschung werfen. 

In Zeiten der weltweiten und immer noch anhaltenden COVID-19 Krise, schlägt die Hallstattforschung in Kooperation mit Salzwelten GmbH den Bogen in die Urgeschichte und beleuchtet, wie unsere Vorfahren mit Ressourcen umgingen und Krisen bewältigten.

Wie immer steht das Mitmachen und Erkunden im Vordergrund:

Probiert Euch an der Herstellung eines urgeschichtlichen Kleidungsstückes und erfahrt, wie viel Arbeit in Eurem Gewand steckt.

Findet heraus, wie man an Skeletten auch nach 2.500 Jahren noch Versorgungskrisen feststellen kann.

Dreht Euer eigenes Bastseil und entdeckt, wie die Hallstätter vor 3.000 Jahren verpackt und repariert haben.

Erlebt, wie viel Energie in einem Stück Holz steckt. Wie viel Salz kann man damit in der Sudpfanne gewinnen und wie lang könnte man damit ein Handy laden?

Erfahrt, wie man durch Jahrtausende alte Ablagerung von Blütenstaub nachhaltige Waldwirtschaft belegen kann.

Taucht mit uns ein in die Welt des Bergbaus und erfahrt von Wissenschafter*innen unterschiedlichster Fachrichtungen, wie sie das Umfeld des prähistorischen Bergwerks erforschen und Einblicke in das Leben der Hallstätter Bergleute vor über 3.000 Jahren erhalten.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist wie immer kostenlos! Die Preise für die Auffahrt mit der Salzbergbahn und weitere Infos zu den Salzwelten findet Ihr hier.

Aufgrund der geltenden Bestimmungen zu Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19, sind die Stationen dieses Jahr über den Weg zwischen Seilbahn und Knappenhaus verteilt. Wir bitten außerdem alle Besucher*innen die Abstandsregeln einzuhalten und auf die aktuellen Sicherheitsbestimmungen zu achten.