Dienstag, 12. April 2022

Welterbefest - 25 Jahre Weltkulturerbe Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut

Blick vom Graseck auf das Welterbe Hallstatt. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Erben – wollen einige viel Geld, müssen manche Probleme und Erbe ist oft der Zankapfel der Familie. Gut, dass es diese Probleme bei diesem speziellen Erbe nicht gibt!
Die Rede ist natürlich vom Welterbe.

Die „Kulturlandschaft Hallstatt ­­– Dachstein/Salzkammergut" ist dabei eine von zwölf Welterbestätten in Österreich und darf am 18. April, dem österreichischen Welterbetag, sein bereits 25-jähriges Jubiläum als solches begehen. Um das ordentlich zu feiern und sich von seiner besten Seite zu präsentieren findet dazu direkt am 18.04. ab 14 Uhr das Welterbefest im Strandbad bei Bad Goisern statt. Dort werden sich neben Hallstatt auch die beiden Welterbestätten „prähistorischePfahlbauten um die Alpen“ und „Donaulimes“ mit buntem Programm vorstellen.

Aber was macht ein Welterbe denn zu einem solchen?
Im „Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ der UNESCO von 1972 sind „Welterbe“ so definiert, dass diese Kultur- oder auch Naturstätten von außergewöhnlichem und universellem Wert für die Menschheit sind. Sie sind einzigartig und unersetzbar.

Seit 1992 sind in Österreich elf Kultur- und eine Naturstätte in die internationale Liste dieser einzigartigen Orte aufgenommen worden. (Eine Liste der Welterbestätten und mehr Infos zu diesen finden sich hier.)

Auch wenn wir Forscher:innen die ehrenwerte Aufgabe haben das Welterbe zu beforschen, zu konservieren und für es zu sprechen, gehört es doch uns allen. Gerade wenn es um den Erhalt und die Vermittlung dieser beeindruckenden und lehrreichen Orte und Landschaften geht ist nichts wichtiger als Ihr Interesse daran!

Wir laden Sie also herzlichst dazu ein, das Welterbe Hallstatt persönlich kennen zu lernen, zu begreifen und den Welterbetag mit uns zu feiern.


Alle Infos auch auf

https://www.nhm-wien.ac.at/welterbetag

und

https://dachstein.salzkammergut.at/oesterreich-veranstaltung/detail/430232665/25-jahre-welterbe-welterbefest.html.


Weitere Infos auf 

https://www.welterbetag.at/

 


                                                                                                 Von Valentina Laaha und Hans Reschreiter

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EINLADUNG

Welterbefest am Hallstätter See im Strandbad Bad Goisern

7000 Jahre Salzwirtschaft haben eine einmalige Landschaft geprägt und die lange Geschichte des Salzes dabei durch die einzigartige und eigenständige Entwicklung von Handwerk und Tradition einen einzigarten Kulturraum entstehen lassen.

Salz – Wasser – Holz – Handwerk waren dabei über Jahrtausende die bestimmenden Elemente des Salzkammergutes.

 

Vor mittlerweile bereits 25 Jahren wurde die Region zum UNESCO Welterbe erklärt. Anlässlich dieses Jubiläums soll die Vielfältigkeit der regionalen Kultur und Kunst, des traditionellen Handwerks und der jahrtausendealten Salz- und Holzwirtschaft präsentiert und gemeinsam mit den anderen oberösterreichischen Welterbestätten gefeiert werden.


Feiern, Ausprobieren und Kennenlernen des Welterbes für Jung und Alt am 2. Österreichischen Welterbetag am 18. April 2022 ab 14.00 Uhr im Strandbad Bad Goisern

SALZ

Erleben Sie die Geschichte der Salzproduktion von den Anfängen vor 7000 Jahren bis heute. Bauen Sie Salz mit dem Pickel der bronzezeitlichen Bergleute ab und erfahren Sie, wie Salz im modernen Bergbau produziert wird. Entdecken Sie mit VR-Brille den prähistorischen Salzabbau tief im Berg oder erkunden Sie virtuell die Ausgrabungsstätten der Archäologen unter Tage.

Wir zeigen auch die vielen archäologischen Fundstellen rund um den See und gehen auf die lange und wechselvolle Geschichte der Region ein. Wir zeigen auch, wie aus den Ablagerungen in Mooren und am Seeboden die Entwicklung der Region seit der Eiszeit erforscht werden kann.

WASSER

Jahrtausende lang waren die Traun und die Seen des Salzkammergutes die Hauptverkehrswege des Salztransports. Auch heute noch sind Wasser und Salz eng verbunden – Mit Wasser wird das Salz aus dem Berg gelöst. Gondeln Sie auf den Spuren der prähistorischen Salzhändler im voll beladenen Fellboot übers Wasser und lernen Sie die traditionelle Rudertechnik. Wie viel Salz kann das Boot tragen? Oder drehen Sie eine Runde in einer Fuhr, dem traditionellen Holzbooten des Hallstättersees.

HOLZ

Wer Salz will, braucht Holz. 7000 Jahre lang war Holz der wichtigste Rohstoff für die Salzproduktion. Informieren Sie sich über die vielfältige Nutzung von Holz im Salzbergbau über die Jahrtausende. Testen Sie die Beile der Bronzezeit oder arbeiten Sie wie die Holzknechte vor 100 Jahren mit der Zugsäge.

KULTUR – NATUR – HANDWERK

Erleben Sie die kulturelle, handwerkliche und landschaftliche Einzigartigkeit und Vielfalt der Region. Von Goldhaube und  Glöcklerkappe bis zu den Sennerinnen der Gosau – Museen, Schulen und Vereine präsentieren die mannigfaltigen Aspekte dieser faszinierenden Kulturlandschaft.

Es wird möglich sein mit den Senndinnen aus der Gosau eine Runde zu drehen oder das Tragen ihrer traditionellen Last am Kopf zu probieren. Die Goldhaubenfrauen zeigen, wie dieser spezielle Kopfschmuck gefertigt wird. Das Landlermuseum geht auf die Religionskonflikte im Salzkammergut ein und schlägt den Bogen bis zu aktuellen Flüchtlingskrisen, die durch religiöse Spannungen ausgelöst sind. Das Welterbemuseum zeigt, welche Daten zur Geschichte des inneren Salzkammergutes vorhanden sind und wie sie archiviert und verwaltet werden.

Mit uns präsentieren auch die anderen Welterbestätten Oberösterreichs ihre Einzigartigkeit – die prähistorischen Pfahlbauten des Mondsees und Attersees, diese beinahe unsichtbare Weltkulturerbe in den See und der römische Limes entlang der Donau.

 

Unser Welterbe Kennenlernen, Begreifen und Feiern ist das Motto des Welterbetages.


Festveranstaltung „25 Jahre Welterbe Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut“ (Bad Goisern, Strandbad; um 17.30 Uhr)

Gemeinsames Fest der 3 oberösterreichischen Welterbestätten – Hallstatt- Dachstein/Salzkammergut, Pfahlbauten rund um die Alpen und Römischer Limes

Beim Welterbetalk werden Vertreter:innen der Welterbegemeinden, des Landes Oberösterreich, der UNESCO Kommission, des Bundesdenkmalamtes, des Naturhistorischen Museums und der Salinen Austria AG über das Welterbe diskutieren und gemeinsam das Welterbe feiern. Was bedeutet Welterbe für uns und wie können wir es weiterentwickeln?

Umrahmt wird die Veranstaltung von der Salinenmusikkapelle Hallstatt und der Musikkapelle Untersee.

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Dienstag, 28. Dezember 2021

Jahresrückblick Hallstatt 2021

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und ein kleiner Blick in die Übersicht der heurigen Blogs verrät schon: Es war wieder ein sehr ereignisreiches Jahr! 

Zu diesem Anlass, sowie zur Feier, dass es unser Blog wieder in die Shortlist für die Wahl des „Wissenschafts-Blog des Jahres“ des Blogs "Wissenschaft Kommuniziert" geschafft hat, werfen wir noch einen Blick auf die Meilensteine der Hallstattforschung 2021.

Die Airgun verstaut und montiert am
 
Boot der Feuerwehr Hallstatt. 
(Bild: K. Kowarik – NHM Wien)
Bereits früh im Jahr fand sich ein internationales Team in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck auf dem Hallstättersee ein. Dort wurde der Seeboden zunächst mit einer "Airgun" abgetastet, um vergangene Ereignisse im See (Massenbewegungen, Sedimentation, etc.) zu rekonstruieren.

Folgend konnten gleich zwei Forschungsmeilensteine realisiert werden. Nach über 10 Jahren intensiver Vorarbeit ist es den Teams um Kerstin Kowarik und Michael Strasser gelungen, sowohl im Hallstätter See als auch im Grafenbergsee (Groundcheck-Programm, DAI) Sedimentschichten der letzten Jahrtausende zu erbohren. Damit wird es sowohl für die Region um den Hallstätter See als auch für das Dachsteinplateau möglich sein, die Mensch-Umweltbeziehung der letzten 12.000-14.000 Jahre zu rekonstruieren als auch die Entwicklung dieser einmaligen Landschaft von der Eiszeit zur Urlandschaft weiter zur Industrie- und Kulturlandschaft bis hin zur Tourismus- und UNESCO-Landschaft nachzuzeichnen. Dieses Projekt überdauert 2021 und wird wohl auch die nächtsen Jahre noch spannende Erkentnisse um das Leben und Schaffen in der Hallstätter Region liefern. 


Die Kerne aus dem Grafenbergsee wurden im Labor der
Universität Innsbruck geöffnet.
(Fotos: K. Kowarik - NHM Wien, K. Hofmann - DAI)

Apropos See und Boote: nicht nur moderne high-tech- sondern auch prähistorische Wasserfahrzeuge standen im vergangenen Jahr erneut im Fokus. Hier wurde das bereits zweite Fellboot von einer Gruppe Studentinnen aus Weidenzweigen und Rohhaut gebaut. Damit sind wir nicht nur dem Ziel den Salztransport in der Region besser zu verstehen, sondern auch dem Traum einer Halstattsee-Armada (😉), wieder einen Schritt näher gekommen. 

Fellboot für den Salztransport Nummer zwei wurde mit
der Erfahrung des ersten gebaut und verbessert.
(Foto: H. Reschreiter - NHM Wien)



Der alte Querschnitt durch das Kernverwässerungswerk und
 die Fundstelle vor der Sanierung. Nach den Arbeiten ist nun
der Gesamte Bereich wieder zugänglich und untersuchbar.
(Modell: D. Brandner - NHM Wien)

Gleichzeitig wurde im Berg fleißig an der Sanierung einer weiteren Fundstelle gearbeitet. Die Fundstelle Kernverwässerungswerk ist eine Schlüsselstelle für das Verständnis und die Erforschung der prähistorischen Bergbaue Hallstatts. Hier gelang es in den 1990er Jahren erstmals einen kompletten Querschnitt durch eine eisenzeitliche Abbaukammer zu ergraben – und die gewaltigen Dimensionen der Abbaukammern um 700 v. Chr. zu erfassen. Hier können eindeutig bis zu 20m hohe und 300m lange Räume nachgewiesen werden. Damit handelt es sich um die größten untertägigen Kammern, die weltweit prähistorisch bekannt sind. Im Zuge des Großprojekts „Sanierung der Zugänge zum untertägigen Welterbe Hallstatt“, welches vom Bundeskanzleramt, dem Land OÖ, der Salinen Austria AG und dem NHM Wien getragen wird, ist es 2021 gelungen diese einzigartige Fundstelle für die nächsten Generationen wieder begehbar zu machen und zu sichern.

Die prähistorischen Fundstätten und modernen Stollen im Salzberg in der Übersicht.
(Modell und Graphik: D. Brandner - NHM Wien)

Keine bodenlose Forschung - Putzen
der prähistorischen Sohle
der Abbaukammer.
(Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Von Mitte August bis Anfang Oktober fand dann auch wieder die alljährliche Grabungskampagne im Hallstätter Hochtal statt. Hier wurde in den Forschungsstollen tief im Hallstätter Salzbgerg nach der "Sohle", dem Boden der prähistorischen Abbaukammer, gesucht. Dabei wandelten sich nicht nur das Aussehen unserer Stollen, sondern auch unser Verständnis der prähistorischen Abbautechnik und späterer Störungen durch den Barocken Bergbau maßgeblich. Wer hätte schon gedacht, dass das Holz, das man täglich im Vorbeigehen grüßt, doch 2 000 Jahre älter ist, als erwartet?! 
Auch die Fundverwaltung hatte wieder alle Hände voll zu tun und hat es sich dazu zum Ziel gesetzt, ihren Workflow zu visualisieren, zu aktualisieren und weiter an ihren Praktiken zu feilen. 
Im Zuge all dieser Ereignnisse haben sich unsere Teammitglieder wieder blogschreiberisch ausgetobt und ihre Gedanken über unsere Arbeit, Salz, Gatsch, Funde und "damals" festgehalten. 

Wem nicht nach Lesen war, der konnte - und kann sich immer noch - über eine "Prähistorische Fürhung mit Folgen" freuen. Dabei entstand nämlich ein langes Interview mit dem Leiter der Bergwerksforschung in Hallstatt, Hans Reschreiter vom NHM Wien, für Radio Orange. Oder man feiert(e) den Österreichischen Welterbetag am 18. April mit uns. 2021 konnte in Hallstatt nämlich trotz Corona eine virtuelle Welterbeveranstaltung gemeinsam mit dem Team der Salzwelten realisiert werden. Direkt am See wurde ein aufwändiges Studio eingerichtet und live aus Hallstatt zum Thema "7000 Jahre Salz" und vielfältiges Welterbe berichtet.

In lange Nächten ist meist ein bisschen Licht nicht schlecht. Die
Geschichte des Lichts wurde auf der Langen Nacht der Museen
direkt vor dem Eingang des Naturhistorischen Museums erzählt.
(Foto: H. Reschreiter - NHM Wien)
Doch auch vor Ort und in Persona konnte die Hallstattforschung erlebt und - im wahrsten Sinne des Wortes - begriffen werden. Mit Maßnahmen und Schutzkonzept dufte die Außenstelle Hallstatt im Hochtal auch 2021 ihre Tore und Türen mit vielen neuen Erkenntnissen und aktueller Forschung für die "Archäologie am Berg" öffnen. Selbes galt für die "Lange Nacht der Museen",  bei der wir mit Kolleg*innen den Maria-Theresien-Platz „bespielen“ und so das Eingangstor ins Naturhistorische Museum sein durften. Unser Thema „20.000 Jahre Licht und Energie“ spannte den Bogen von den ersten Fettlampen der Steinzeit über die Leuchtspäne aus dem Bergwerk Hallstatt bis zu modernen LED-Lampen. Die Kids waren dabei begeistert von der Möglichkeit selbst Leuchtspäne abbrennen zu können.
Neben Blauschimmel findet man auch so einiges
anderes im prähistorischen Exkrement.
Diesmal freuten sich nicht nur Archäolog*innen
über so einen ... (Maixner et al. 2021)

Die Wissenschaftswelt hat sich dazu 2021 besonders über neue Erkenntnisse aus prähistorischen Exkrementen aus dem Hallstätter Salzbergwerk begeistert. Die über 2 000 Jahre alten Hinterlassenschaften verrieten bei Laboruntersuchungen erstmals etwas über die Verwendung von domestiziertem Blauschimmel bereits in der Urgeschichte. Was sich experimentell mit dieser Sensation anfängen lässt wird sich im kommenden Jahr wohl zeigen!

So blicken wir auf ein sehr spektakuläres und erfolgreiches Jahr 2021 zurück, das nicht nur Meilensteine erreicht, sondern auch die Grundlage für viele weitere spannende Fragen und Projekte gelegt hat.

Zu guter letzt gilt es also noch ein großes DANKE an alle auszusprechen, die wieder mit vollem Einsatz, Enthusiasmus und großem Interesse dabei waren.
Ein weiteres Danke aber auch an alle, die unser Jahr gespannt mitverfolgt, Feedback gegeben und sich mit uns über all diese Errungenschaften gefreut haben!

Wer jetzt noch Lust auf andere tolle Wissenschafts-Blogs bekommen hat, kann gerne auf dem  "Wissenschaft Kommuniziert"-Blog vorbeischauen, sich durch die Liste klicken und eventuell auch eine Stimme für den Stiegenblog bei der Wahl zum "Wissenschaftsblog des Jahres 2021" dort lassen. 


Damit wünschen wir einen Guten Abschluss des Jahres und einen wunderbaren Rutsch in das Neue - Wir lesen uns bald!


Das Hallstatt-Team


von Valentina Laaha und Hans Reschreiter














Mittwoch, 20. Oktober 2021

Eine prähistorische Führung mit Folgen - Hallstatt im "Radio Orange"

Der Journalist Herbert Gnauer hat sich schon als Kind des öfteren in Hallstatt wiedergefunden und vor einigen Wochen dazu entschlossen, diesen Ort mit vielerlei Bedeutung ein weiteres Mal zu besuchen. Dabei ist er über die prähistorische Führung der Salzwelten gestolpert, die einen Blick in die Vergangenheit einer der ältesten Kulturlandschaften Europas ermöglicht. 

Geführt von Mara und Maria, zwei Archäologinnen des NHM Wien, ging es dabei vom Rudolfsturm, über den Bestattungsplatz der prähistorischen Bergleute, bis hinein in die archäologischen Forschungsstollen durch die bronzezeitlichen Abbaukammern tief im Salzberg.
Begeistert von dieser Erfahrung hat sich Herr Gnauer dazu entschlossen, der Archäologie in und um Hallstatt eine eigene Radiosendung zu widmen. Im Studio von "Radio Orange 94.0" im  20. Wiener Bezirk fand bald darauf ein langes Interview mit Hans Reschreiter, Archäologe am NHM Wien und Leiter der Ausgrabungen im prähistorischen Bergwerk, statt. Über den eigenen abenteuerlichen Studienstart bis hin zu aktuellen Fragen und Ergebnissen in der Forschung rund um den Salzberg führt die Reise und lädt auch alle der Hallstatt Fernen zum Staunen und Gedanken-Machen ein. 

Zu hören ist die Sendung bis auf Weiteres im Podcastformat in Kurz- (https://cba.fro.at/513967) oder Langfassung (https://cba.fro.at/513964) - wir wünschen viel Spaß, und etwas Wissenszuwachs, beim Hören! 


von Hans Reschreiter und Valentina Laaha 

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Geschichte der Dachsteinalmen – Bohren im Grafenbergsee

Um den Bedarf an Lebensmitteln für den prähistorischen Bergbau in Hallstatt decken zu können, sind ausgeprägte Versorgungsstrukturen notwendig. Durch die jahrzehntelange Forschung der Anisa sind viele prähistorische Fundstellen bekannt, die einen Beleg für Weidewirtschaft am Dachsteinplateau darstellen (Abb. 1).

Abb. 1 Prähistorische Fundstellen und rekonstruierte
Wegtrassen am Dachsteinplateau (Quelle: Anisa)

Um die Nutzung des Plateaus und der dort vorhandenen, natürlichen Almflächen noch besser verstehen zu können wurde beschlossen auch hier Umweltarchive heranzuziehen – wie im Hallstättersee. Die Wahl fiel auf den Grafenbergsee. Dieser liegt in der Nähe von Almflächen, von denen prähistorische Spuren bekannt sind.

Da der See nicht mit Fahrzeugen zu erreichen ist, wurde die Bohrplattform von der Firma UWITEC und die Bohrmannschaft mit dem Hubschrauber eingeflogen (Abb. 2).

Abb. 2 Transport der Plattform mit dem Helikopter
(Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Die Plattform wurde in der Mitte des Sees verankert – und los ging es (Abb. 3 und 4). 

Abb. 3 Der Grafenbergsee mit Borhplattform.
(Foto: RGK Frankfurt)

Abb. 4 Der Grafenbergsee mit der Bohrplattform.
(Foto: RGK Frankfurt)

In 22 Metern Wassertiefe konnten zwei Bohrkerne von je sechs Metern Länge gezogen werden (Abb. 5 und 6). 

Abb. 5 Die Borhung. (H. Reschreiter - NHM Wien)

Abb. 6 Die ersten Borhkerne sehen
vielversprechend aus.
(H. Reschreiter - NHM Wien)

Die Aktion wurde von einem Team des ORF begleitet und der Bericht dazu wird am Donnerstag den 14.10 in „Guten Morgen Österreich“ in ORF 2 zwischen 7:00 und 9:00 zweimal ausgestrahlt. Am Abend kommt der Beitrag dann noch einmal in „Oberösterreich heute“ und ist danach sieben Tage in der ORF-TVThek nachzuschauen.

Nächste Woche werden die Bohrkerne an der Universität Innsbruck im bewährten Team geöffnet und die Analysen beginnen. Dadurch können wir schon in einigen Monaten mehr über die Geschichte der Almen am Dachstein berichten können.

Diese tolle Aktion war nur durch die Unterstützung der Almgenossenschaften am Grafenbergsee und der Schildenwangalm und der Österreichischen Bundesforste AG möglich. 


von Kerstin Kowarik
Beitragende: Valentina Laaha, Daniel Brandner, Hans Reschreiter

 

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Montag, 11. Oktober 2021

Vom Workflow bis zum Wasserfluss - Die Fundverwaltung 2021

Mit dieser Woche ist die heurige Grabungs-Kampagne im Hallstätter Bergwerk offiziell vorüber. Die letzten Fotodokumentationen, Sicherungen und Wintervorbereitungen sind gemacht und zu diesem Anlass wollen wir einen kurzen Überblick zu den wichtigsten Vorgängen und interessantesten Funden aus der Fundverwaltung 2021 geben. 

Fundmaterial in verschiedenen Stadien des
Waschens und Entsalzens auf der Waschanlage.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)
Unsere Fundwasch- und Entsalzungsanlagen, und die andauernde Diskussion über die letztendlich korrekte Bezeichung unserer einzigartigen Maschinen, sind wohl einer der bekanntesten Elemente der Hallstätter Fundverwaltung. Die Anlagen stellen aber nur einen Teil innerhalb der langen Kette an Abreitsschritten dar, die notwendig sind, damit aus sehr dreckigen Brocken untersuchbare Funde "werden". 

Daher war es ein Ziel der diesjährigen Kampagne den "Workflow der Fundverwaltung" möglichst vollständig schriftlich zu erfassen und zu visualisieren. Die daraus entstandene Graphik (siehe unten) hilft uns nicht nur einen Überblick über alle dargestellten Bereiche zu behalten, sondern hat auch zu erneuten Diskussionen und Evaluierungen einiger Bereiche geführt. Dieses regelmäßige Überdenken und neu Einrichten der Prozesse stellt dabei einen wichtigen Punkt für dynamische und zeitgemäße Forschung dar. Auch eine Kommunikation unserer Vorgehensweisen und Abläufe an neue Kolleg*innen wird so erleichtert und trägt damit zu einer allgemeinen Wissensbasis bei , die notwendig ist, um Fragen zu stellen und in konstuktive Gespräche zu treten.

Der visualisierte Workflow der Fundverwaltung vom Stand der Kampagne 2021.
Zu sehen sind auch erste Änderungen nach Entstehung der Graphik.
(Graphik: V. Laaha, H. Reschreiter - NHM Wien)

Eine Neuerung hat sich aber auch am Ende der Grabung ergeben, die es noch nicht bis in die Graphik geschafft hat. Dabei handelt es sich um Durchlaufbecken, die eine Art Mittelweg zwischen einer Entsalzung auf den Waschanlagen und dem Wasserbad darstellen. Dort werden vor allem Fundarten behandelt, die zwar mit größerer Vorsicht behandelt werden müssen, aber so viel Salz enthalten, dass ein Entsalzen im Bad zu lange dauern würde. Das betrifft derzeit vor allem Holz- und Knochenfunde. 

Die neue Durchlaufbecken-Station zur vorsichtigen aber
konstanten Entsalzung von Funden. (Foto: V. Laaha - NHM Wien)

Neben all den strukturellen Projekten kam aber natürlich auch das Bearbeiten von Fundmaterial und das Staunen über besonders einzigartige Funde und Objekte nicht zu kurz! Dieses Jahr neu für uns, auch nach bereits 4 Jahren "im Dienst", war die Arbeit an einer großen Menge an Material aus dem eisenzetilichen Bergbau in Hallstatt, speziell aus dem, davor zuletzt in den 1990er Jahren ergrabenen, Kernverwässerungswerk. Dabei kamen im bronezeitlichen Betriebsabfall seltene Fundgruppen wie, Knochen, Bronzefragmente, Exkrement und Keramik zum Vorschein, die für uns dadurch besonders spannend waren. Einige dieser Dinge wollen wir Ihnen in der folgenden Fotostrecke vorstellen. 

Ein größeres Textilfragment mit an den Rand angenähter, mehrfärbiger Borte.
Die Vermutung, dass es sich dabei um einen Ärmel handeln könnte wurde nach
einigen Auffaltungsaktionen im Zuge der Entsalzung wiederlegt. Der Name
"Nichtärmel" ist dem Stück intern aber geblieben. (Foto: C. Fasching - NHM Wien)


Das Fragment eines eisenzeitlichen Rucksacks aus Ziegenrohhaut.
In der Vergangenheit wurden auch vollständige Exemplare gefunden.
Von diesem Fund wurden Proben für eine DNA-Versuchsreihe entnommen. 
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)


Ein gemustertes Textil aus dem eisenzeitlichen Kernverwässerungswerk.
Besonders interessant sind dabei die Musterwechsel innerhalb des Stücks.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Zahlreiche abgebrochene Pickelspitzen und Bronzefragmente aus
dem eisenzeitlichen Kernverwässerungswerk. Im älteren,
bronzezeitlichen Heidengebrige sind diese äußerst selten anzutreffen. 
(Foto: V. Laaha - NHM Wien)

Bruchstücke von steinchengemagerter Keramik, möglicherweise von,
zu dieser Zeit zum Kochen verwendeten, Kegelhalsgefäßen, aus dem
einsenzeitlichen Kernverwässerungswerk. 
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Der Lappen eines eisenzeitlichen Lappenpickels. Letztes Jahr konnte ein,
im Vergleich massiveres, solches Stück auch aus dem bronzezeitlichen
Betriebsabfall des Christian-von-Tuschwerks
geborgen werden. Hier
lässt sich die (weiter-)Entwicklung der Bergbaugeräte also
besonders gut verfolgen. (Foto: V. Laaha - NHM Wien)

Ein Knochenfragment mit einer Schnitt- oder Hackspur.
Im eisenzeitlichen Betriebsabfall finden sich häufig
Reste der Nahrung der prähistorischen Bergleute. 
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Damit verabschieden wir uns zwar von der heurigen Grabungskampagne, allerdings noch länger nicht von unseren Funden. Da ist das Ende nämlich eigentlich erst der Anfang und so werden die Objekte über die nächsten Monate ins NHM transportiert, gesichtet, sortiert, in dauerhafte Lagerungsmöglichkeiten verbracht und in die Datenbank aufgenommen, damit sie unserer, und der Forschung allgemein, zu Verfügung stehen. 


von Valentina Laaha und Christian Fasching


Donnerstag, 30. September 2021

Eine kurze Geschichte der Fettlampe

Abb. 1: Rekonstruktion der Arbeiten unter Tage samt authentischer
Beleuchtung und Kleidung. (Foto: R. Lamprecht)

Die Beleuchtung ist naturgemäß mindestens genauso alt wie der untertägige Bergbau selbst.
Schon bevor man begann, im Berg nach wertvollen Mineralen zu schürfen, verwendete man einfache Fettlampen aus Stein zur Ausleuchtung von Höhlen, in die sich der Mensch aus den verschiedensten Gründen begab. Das prominenteste Beispiel dürften die bekannten Höhlen und die darin befindlichen Malereien von Lascaux sein, wo bereits vor 17.000 Jahren Fett- bzw. Öllampen verwendet wurden. Durchaus erstaunlich ist, dass nur geringfügig weiterentwickelte Formen dieser Beleuchtungsart bis in die jüngste Vergangenheit verwendet wurden (Abb. 1). Im Beispiel von Hallstatt waren sogenannte Unschlittlampen sogar bis vor etwas mehr als 100 Jahren im Einsatz!


Abb. 2: „Schwazer Lampe“ aus dem Tiroler Bergbau- und
Hüttenmuseum Brixlegg. A: Schneppe (Dochtschnauze),
B: Daumenrast, Tragloch oder Griffloch. (Foto: R. Lamprecht)

Im großen Stil wurden Fettlampen im hoch- und spätmittelalterlichen Erzbergbau verwendet. Ausgehend vom sächsischen Raum, wo sogenannte Schalenlampen mit Griffloch (Abb. 2) bereits im 12. Jahrhundert in Gebrauch waren, verbreiteten sich Abwandlungen davon in ganz Mitteleuropa. Spätestens im 15. Jahrhundert setzte sich diese Art des Geleuchts auch im Tiroler Raum durch (Abb. 3), auf dem im Folgenden etwas näher eingegangen werden soll. Bei gelegentlichen Grabungen und Prospektionen im Montanrevier Schwaz-Brixlegg, in dem im Hoch- und Spätmittelalter in großem Stil sogenanntes Fahlerz (eine Verbindung aus Kupfer, Silber und anderen Mineralen) gewonnen wurde, tauchten gelegentlich die „Schwazer Lampen“ auf. Meist als archäologischer Beifang abgetan wurde dieser Fundgattung lange keine größere Beachtung geschenkt, bis eine Gruppe junger Nachwuchsarchäolog*innen der Universität Innsbruck beschloss, der Herstellung und Verwendung der „Schwazer Lampe“ auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen hier präsentiert werden.

Abb. 3: Funktionsweise einer Schalenlampe. A: mit Griff, B: in der Hand gehalten, 
C: auf dem Kopf balanciert.
(Abbildungen: Agricola 1556 (erneut publiziert durch Hoover 1912), S. 193, 194, 213)

Aufgrund von praktischen Versuchen stellte sich heraus, dass die aus einer flachen Schale bestehenden Grundform der Lampe höchstwahrscheinlich auf der Töpferscheibe gedreht und mit wenigen Handgriffen in eine dreieckige Form gezogen wurde. Wichtig war dabei die, sich dadurch am vorderen Ende der Lampe bildende, flache Stelle, in der ein Docht liegen kann. In einem letzten Schritt wurde eine konische Tülle an das hintere Ende der Lampe eingesetzt, die als Trage- und Steckvorrichtung fungierte. Nach dem Brennen der Keramik kann die Lampe mit dem Brennmittel befüllt werden, das im Falle der „Schwazer Lampe“ aus Unschlitt (ausgekochtem Rinderfett) bestand. Zur Herstellung des Unschlitts eignet sich besonders das Fett, das sich zwischen den Organen eines Rindes befindet, da es beim Aushärten eine wachsartige Konsistenz erlangt (Abb. 4). Nachdem die ca. 30 Gewichtsprozent Wasser aus dem Fett durch eine Hitzequelle (offenes Feuer, Herdplatte, etc.) gekocht wurde, war das Brennmittel gebrauchsfertig. 

Abb. 4: Ausgehärtetes (links) und noch flüssiges (rechts) Unschlitt.
Unschlitt härtet unter 40 °C vollständig aus. (Foto: R. Lamprecht)

Als letzte Komponente fehlte der Lampe somit nur noch ein Docht, der aus einem saugfähigen Material bestehen muss. In einer Versuchsreihe stellte sich heraus, dass beinahe alle Stoffarten als Dochtmaterial geeignet sind. Historisch überliefert ist die Verwendung von alten Gewandresten aus Leinen, Baumwolle oder aber auch Asbest, der als unverbrennliches, aber dennoch saugfähiges Material ein nahezu idealer Grundstoff für die Herstellung von Dochten ist. Bei regelmäßiger Wartung („Dochtputzen“) war im Experiment zu beobachten, dass ein Docht von geläufiger Größe etwa 10 g Unschlitt pro Stunde verbraucht, womit eine „Tagesration“ zwischen 80 g und 100 g Unschlitt betragen haben dürfte. In einem Praxistest unter Tage zeigte sich, dass die Flamme durchaus windstabil ist und vollkommen zur Ausleuchtung während des Einfahrens (Hineingehens) und der Arbeit unter Tage ausreichte (Abb. 1).

Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Fettlampe durch die Karbidlampe ersetzt, die durch die Reaktion mit Wasser und Calciumcarbit leicht entzündliches Acetylengas erzeugt und anschließend verbrennt. Erst seit etwa 30 Jahren wurde die Karbidlampe schrittweise vom elektrischen Licht abgelöst. Mit dieser neuesten Entwicklung geht man letztendlich dazu über, eine völlig neue Art von Energiequelle zu nutzen. Bis zur Einführung des elektrischen Lichts basierte die Beleuchtung stets auf der Verbrennung eines Brennstoffs wie Fett, Holz, Öl, Karbid usw. (Abb. 5). Damit änderte sich auch schlagartig das Bewusstsein des Verbrauchers entscheidend, da man sich auf einmal nur noch wenig um sein Geleucht zu kümmern brauchte. Allerdings hat sich nichts an der Tatsache geändert, dass das Geleucht zur wichtigsten Ausstattung der Bergleute gehört, sei es vor fast 20.000 Jahren oder der Gegenwart.

Abb. 5: Die Geschichte der Beleuchtung bei der
Archäologie am Berg 2021. (Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Auch beim Stand der Hallstatt-Forschung bei der "Langen Nacht der Museen" vor dem Aufgang des Naturhistorischen Museums wird die Geschichte der Beleuchtung thematisiert werden, die man kommenden Samstag, 02.10., hautnah und interaktiv erleben kann.

Weiterführender Link zum vollständigen Artikel zu den Grubenlampen aus dem Tiroler Raum:

https://www.academia.edu/53987538/Experimentalarchäologische_Untersuchungen_zur_Herstellung_und_Verwendung_von_spätmittelalterlichen_frühneuzeitlichen_Grubenlampen_aus_dem_Bergbaurevier_Schwaz_Brixlegg_Tirol_Österreich_

 

von Roman Lamprecht

 





Sonntag, 26. September 2021

Kaltes Wasser, Gatsch, uraltes Holz und jede Menge zu Denken - Praktikum in Hallstatt

Die letzten vier Wochen in Hallstatt vergingen wie im Flug! 

Panoramasicht auf Hallstatt - wo die Zeit wohl wie im Flug vergeht.
(Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Hallo, mein Name ist David Wieser und ich durfte heuer ein vierwöchiges Praktikum in Hallstatt absolvieren. Ich studiere „Urgeschichte und Historische Archäologie“ im Master an der Universität Wien. Schon während des Studiums sammelte ich Erfahrungen auf verschiedenen Ausgrabungen und bei mehreren Grabungsfirmen. Meine Interessen liegen in der Erforschung der prähistorischen Landschaft und deren Nutzung, der Experimentalarchäologie und altem Handwerk, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissensvermittlung. Das Praktikum in Hallstatt war sehr abwechslungsreich, in dieser Zeit konnte ich viel Neues lernen, habe einzigartig Dinge gesehen, spannende Gespräche geführt und neue Freundschaften geschlossen.

Der tägliche Weg zur Arbeitsstelle im Berg - Grabung
einmal anders. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Zu Beginn der diesjährigen Kampagne bereiteten wir die Fundverwaltung vor und bauten die Waschanlagen auf, diese nahmen wir auch gleich in Betrieb. So konnte ich auch von Anfang an einen breiten Überblick über das außergewöhnliche Fundspektrum bekommen, das mich in den nächsten Wochen im Berg erwartete. 

Arbeit an der Waschanlage und eingehendes
Inspizieren des Fundspektrums. (Foto: V. Laaha - NHM Wien)

Die Ausgrabung im Berg begann kurz darauf, diese unterscheidet sich in so ziemlich allen Aspekten von den Ausgrabungen, bei denen ich bisher mitgearbeitet habe. Arbeitsausrüstung, Werkzeug, Arbeitsabläufe sowie das Arbeitsumfeld sind grundverschieden. Ich arbeitete vor allem im „Christian-von-Tuschwerk“. Schrämmen, Pfriemeln, Förden und Aussortieren gehörten zu meinen Hauptbeschäftigungen im Bergwerk. 

Stück für Stück wird die prähistorische First
freigepfriemelt. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
 
Aber auch die Instandhaltung einer solchen „Baustelle“ nimmt viel Zeit in Anspruch. Im Normalfall arbeiteten wir in Zweiergruppen. Der Vortrieb durch die archäologischen Schichten mit Presslufthammer und Pfriemel ist kräftezehrend und beanspruchend, das Förden mittels Scheibtruhe in den schmalen Gängen des Bergwerkes stellte mich, trotz viel Erfahrung, immer wieder vor neue Herausforderungen. Beim Sichten und Vorsortieren des Materials an der Fundrutsche, kamen dann die besonderen Funde zum Vorschein: Schnüre aus Bast, Wollfäden aber auch Textilteste sowie Rohhaut- und Fellstücke gehören zu den außergewöhnlichen Funden, die für das Bergwerk typisch sind. Am meisten beeindruckten mich aber die Unmengen an Holzfunden

Scheibrtuhenfahren in den engen Gängen will
gelernt sein. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)  

An der Fundrutsche kommen viele Funde aus dem
abgebauten Material zutage. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
  
Neben dem arbeitsintensiven Stunden untertage unternahmen wir auch kleinere und größere Exkursionen durch den Berg zu den verschiedenen prähistorischen Fundstellen im Hochtal aber auch auf das Dachsteinplateau. Diese spannenden Ausflüge durch die idyllische Natur waren sehr lehrreich und mit vielen Informationen gespickt. Die Exkursion auf das Dachsteinplateau geleitet von Kerstin Kowarik war besonders aufregend, da wir Sedimentbohrungen durchführten, die zu einem besseren Verständnis der Landschaftsnutzung in der Vergangenheit führen sollen. 

Auch am Abend kann man viel Neues lernen. Zum Beispiel wie
man Leuchtspäne spaltet... (Foto: D. Brandner - NHM Wien)

...oder das Herstellen von Lampenfett.
(Foto: H. Reschreiter - NHM Wien)

Abschließend möchte ich mich für die unvergesslichen vier Wochen bedanken: Danke für die Möglichkeit mitzuarbeiten; danke an das gesamte Grabungsteam, dass so viele Menschen so unkompliziert miteinander arbeiten können, das ist immer eine schöne Erfahrung; danke für die spannenden Gespräche und die vielen neuen Freundschaften, das gute Essen und die lustigen Abende in der Schmiede. 

Im Team arbeitet es sich am besten, auch beim Einfahren
mit dem Hunt. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
 

Zum Schluss noch ein Funfact: Insgesamt habe ich mir 137 Mal den Kopf im Berg angestoßen - glücklicherweise mit Helm und abnehmender Intensität. 


von David Wieser 

Samstag, 18. September 2021

Archäologie am Berg 2021 - Eine Fotostrecke

Wie bereits vorgewarnt findet gerade - also am 18. und 19. September - die "Archäologie am Berg 2021" im Hallstätter Hochtal statt. Hier wollen wir einige Eindrücke teilen. 
Besucht können wir noch morgen Sonntag 19. September, zwischen 10:00 und 17:00 Uhr, werden. 


"Team-Textil" zeigt wie aus Wolle
Kleidung und andere Gewebe werden.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Der Weg der Funde - Die Fundverwaltung der
Bergwerks-Grabung zeigt ihren Arbeitsablauf und die
Highlights der heurigen Grabung.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Und wieder fragen wir uns: "Was wächst denn da?" -
Botanische Erkenntnisse rund um Hallstatt.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Blick aus dem Hochtal - das Wetter spielt mit!
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Licht, Leuchten und Späne - Die Geschichte des Lichts.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Aus Fett mach Lampen - Licht vor der Elektrizität.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Man nehme und scanne - So werden Funde
digitalisiert. (Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Vom Hochtal bis in den See - Die Seekernbohrung im
Hallstättersee wird erklärt. (Foto: C. Fasching - NHM Wien) 

Interaktives Lernen - Leuchtspäne als Lichtqulle.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Es wuselt im Hochtal - Die Hallsttatforschung öffnet
 ihre Tore. (Foto: C. Fasching - NHM Wien)

Hallstatt-Game - Eintauchen in das prähistorische
Hallstatt. (Foto: C. Fasching - NHM Wien)
 
Auch die Wildbach- und Lawinenverbauung stellt sich vor.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien) 

Gräberfeld under cover - Zugeschüttet aber mit vielen
Modellen präsentiert sich heuer die Grabung am Gräberfeld.
(Foto: C. Fasching - NHM Wien)