Montag, 27. Juli 2020

Universum History Hallstatt - Die Lebensbilder lebendig machen

Wie bereits angekündigt, entsteht gerade in einer Kooperation von Degn-Film, ORF, der Hallstattforschung des Naturhistorischen Museums Wien sowie der Unterstützung der Salinen Austria AG und der Salzwelten GmbH ein "Universum History" zu Leben und Arbeit im und um den eisenzeitlichen Bergbau in Hallstatt. In der ersten Juliwoche konnten nun, nach Verzögerungen durch die Maßnahmen zur Corona-Situation, endlich die Filmarbeiten am Hallstätter Salzberg beginnen und wir dürfen nun einen kleinen Blick hinter die Kulissen geben.

Als Leitmotiv für die Handlungen und die Schauorte im Berg dienten die gezeichneten Lebensbilder, in denen Information aus über 60 Jahren Forschung in Hallstatt zusammenfliesst. Diese zeigen detailreich die Ausstattung, das Umfeld und die Aktivitäten im prähistorischen Bergbau, die durch Grabung und Forschung rekonstruiert werden können. Die Herausforderung war nun, diese Bilder so originalgetreu wie möglich in ein Filmset und einen Raum für die Handlungen und Interaktionen zu verwandeln. Dazu wurden schon vorab Fachleute mit der Herstellung und Bereitstellung von Requisiten beauftragt. Die Experimentelle Archäologie, mit der durch Nachbau und Verwendung versucht wird, weitere Erkenntnisse über Arbeitstechniken der Vergangenheit zu rekonstruieren, ist schon lange ein wichtiger Teil der Hallstattforschung und bildet unter anderem die Grundlage für die Herstellung der im Film verwendeten Geräte und Materialien. Die Originalfunde als Vorlage nutzend, wurden also Schnüre gedreht, Seile geschlagen, Ziegenbälge zu Säcken gearbeitet, Leuchtspäne hergestellt und angebrannt, Holzkonstruktionen gefertigt, Gewänder zusammengestellt, ein ganzes Keramik- und Gefäßinventar zusammengetragen, Ritschert gekocht und vieles mehr.

Auch vor Ort gab es genug zu tun, da nun all die zusammengetragenen Elemente zu einem Bild zusammengebaut werden sollten. Dazu wurde der Monitor-Raum im Besucherbergwerk der Salzwelten vorbereitet und wurde mit viel Sinn fürs Detail in eine eisenzeitliche Abbaukammer verwandelt. Dabei durften natürlich keine modernen Strukturen zu sehen sein, was zeitweise viel Kreativität seitens der Ausstattung erforderte. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass zerkochter Reis mit Farbe echt passable Salzoberflächen ergibt!?

Neben aller Facharbeit gehörten zu den Vorbereitungen natürlich auch Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit vor COVID-19 und somit ein obligatorischer Corona-Test für das ganze Team, um die gesundheitliche Sicherheit aller zu gewährleisten.

Durch all diese Details und die enge und direkte Zusammenarbeit von Drehbuch, Regie sowie Fachleuten der Hallstatt- und Eisenzeitforschung war es möglich, ein wissenschaftlich hoch aktuelles und ansprechendes Bild zu schaffen. Für uns ArchäologInnen ist ein solcher Filmdreh nichts Alltägliches und es war sehr spannend zu sehen, wie alles abläuft und wie viel Aufwand und Planung zu einzelnen Szenen gehört. Doch auch von dem bunt gemischten Team rund um den Film gab es viel Interesse an unserer Arbeit und an der Geschichte und Archäologie hinter ihrem Projekt und Drehort. Dazu aber das nächste Mal mehr und nun, viel Spaß mit unserer Fotostrecke!

von Valentina Laaha und Christian Fasching

Die Verarbeitung ganzer Ziegenhäute zu Tragsäcken war für die Filmaufnahmen des "Universum History Hallstatt" genauso notwendig wie... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

...das Drehen und Schlagen unzähliger Schnüre und Seile aus Lindenbast.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Nahrungsmittel, die nachweislich von den Hallstätter Bergleuten der Eisenzeit verspeist wurden. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Für die authentisch anmutende Bergwerksumgebung, waren viele abgebrannte Leuchtspäne notwendig, die den Boden der Abbaukammer bedecken.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Werkzeuge und Arbeitsgeräte, nach Originalfunden aus dem Salzbergwerk Hallstatt rekonstruiert, bereit zur Benutzung. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Der fertige Drehort im Salzbergwerk Hallstatt, originalgetreu nach dem derzeitigen Stand der archäologischen Forschung eingerichtet. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Auch die SchauspielerInnen wurden natürlich mit rekonstruierten Gewändern eisenzeitlich ausgestattet und fügen sich damit perfekt in die Umgebung des Bergwerks ein.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Montag, 13. Juli 2020

VirtualArch - Filmdokumentation

Nach drei Jahren ist das INTERREG Central Europe Projekt "VirtualArch" nun abgeschlossen. Der begleitende Film stellt die beteiligten Partnerinstitutionen und Fundstellen vor, dokumentiert ihre Arbeiten an der Visualisierung des versteckten Welterbes während der letzten Jahre und zeigt die Ergebnisse, auf denen viele weitere Arbeiten in der Zukunft werden aufbauen können.

Wir, die Hallstattforschung, wollen uns an dieser Stelle bei allen Projektpartner*innen für die gute Zusammenarbeit, anregende Diskussionen und die gelungenen Projektoutputs bedanken. Dies alles wäre ohne dieses Team nicht möglich gewesen und wir freuen uns auf weitere Kooperationen in der Zukunft.

Produktion: Best Sequence, im Auftrag des Landesamt für Archäologie Sachsen 


After three years the INTERREG Central Europe project "VirtualArch" is now completed. The accompanying film introduces the participating partner institutions and sites, documents their work on the visualisation of the hidden world heritage during the last years and shows the results on which many more works can be built in the future.

We, the Hallstatt Research, would like to take this opportunity to thank all project partners for their good cooperation, stimulating discussions and successful project outputs. All this would not have been possible without this team and we look forward to further cooperation in the future.

Production: Best Sequence, on behalf of the Archaeological Heritage Office of 

Saxony

Donnerstag, 9. Juli 2020

Das Hallstätter Salzbergwerk in "Denkmal heute"

In der aktuellen Ausgabe von "Denkmal heute", herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft der Denkmalfreunde in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt Österreich, berichtet Hans Reschreiter über das Bergwerk von Hallstatt, einer Schlüsselfundstelle für das Verständnis der europäischen Geschichte.

In dem Artikel beleuchtet er, was Hallstatt so besonders macht, wie die bereits entdeckten und zum Teil bedrohten Fundstellen im Salzberg gesichert und erhalten werden und welch innovative Wege die Hallstattforschung geht, um den aktuellen Forschungsstand auf spannende und lehrreiche Art zu vermitteln und aller Welt den (virtuellen) Zugang zu diesem einzigartigen Welterbe zu ermöglichen.



Die gesamte Ausgabe von "Denkmal heute" gibt es hier.




Mittwoch, 1. Juli 2020

Universum History Hallstatt


Es freut uns sehr, dass wir an dieser Stelle ein neues Projekt vorstellen können: im Rahmen eines Universum History Films wird gerade das Leben des Mannes im Salz und seiner Zeit verfilmt. Der Film wird von der Degn – Film Produktion für den ORF produziert und wir von der Bergbauforschung und der Textilforschung der Prähistorischen Abteilung im Naturhistorischen Museum liefern die wissenschaftlichen Grundlagen für die Umsetzung. Regie führt Katharina Heigl, die mit diesem Film zu ihren Wurzeln zurückkehrt – sie ist auch ausgebildete Archäologin.

Der Film spielt um 662 v. Chr. und thematisiert die Welt der Hallstätter Bergleute, ihre Arbeit, ihr Leben aber auch die Herausforderungen, wie Umweltkatastrophen, die sie zu meistern hatten. Die Welt der prähistorischen Bergleute wird durch Reenactmentszenen vorgestellt. 

Erste Dreharbeiten im Salzbergwerk Hallstatt.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Über den Inhalt des Films, wollen wir an dieser Stelle nicht zu viel verraten – nur so viel, dass, wie bei Universum History üblich, Expertinnen und Experten zu Wort kommen, die die Spielfilmszenen erklären und die Hintergrundinformationen liefern und die Geschichte durch die Reenactmentszenen getragen wird.

Die Drehorte werden die vielseitige Geschichte Hallstatts widerspiegeln: vom Salzbergwerk, den Fundstellen Eisenzeit, wo auch der berühmte Mann im Salz 1734 gefunden wurde bis zum malerischen Ort Hallstatt, auf dessen Friedhof ebendieser verunglückte Bergmann bestattet wurde. Auch das bekannte Beinhaus mit seinen traditionell bemalten Schädeln wird eine Rolle spielen – vielleicht sind die Gebeine des Mannes im Salz heute noch unter ihnen. 

Eine Besonderheit, die die Salzproduktion in Hallstatt ausmacht, ist der Umstand, dass in dieser Region seit 7000 Jahren Salz gewonnen wird – bis heute. Neben der urgeschichtlichen, wird natürlich auch die moderne Salzproduktion beleuchtet, inklusive einem Einblick in die beeindruckende Salzlagerhalle der Salinen Austria AG in Ebensee. 

Natürlich darf auch der Blick hinter die Kulissen des NHM Wien nicht fehlen. Fundstücke aus der Eisenzeit werden effektvoll in Szene gesetzt, im Schausaal wie auch dem Depot, wo viele Stücke gelagert sind, die man sonst als BesucherIn nicht zu Gesicht bekommt. 

Um den Filmbetrachtern die Arbeitswelt der Bergleute um 670 v. Chr., das Salzbergwerk, darstellen zu können, wurde das umfangreiche Kamera- und Lichtequipment auf und in den Salzberg geschleppt und Salz in all seinen Formen im Überblick und im Detail auf Datenträger gebannt. 

Auch das ausgeklügelte Logistik- und Transportwesen, das bereits in der Urgeschichte essenziell für den Salzhandel war, wird vorgestellt. So auch eine ethnologisch vergleichbare, mögliche Verbreitung des Salzes per Ziegenkaravane. 

Nach einer durch COVID-19 bedingten Unterbrechung gehen die Dreharbeiten diese Woche weiter, um die Gesellschaft des Mannes im Salz, ihre Hinterlassenschaften und ihre Erforschung durch die Archäologinnen und Archäologen auf Film zu bannen und zum Leben zu erwecken.


Transport und Logistik waren schon in der Urgschichte essentiell für den Salzhandel. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)

von Hans Reschreiter und Fiona Poppenwimmer