Mein Name ist Marie und ich
studiere nun im vierten Semester Archäologische Wissenschaften an der
Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen. Aufgrund mehrfacher Besuche der
schönen Stadt Wien und besonders des Naturhistorischen Museums nahm ich mir fest
vor dort einmal in einem Praktikum zu arbeiten. Durch ein Gespräch während der
Grabung in den Klausenhöhlen mit Dr. Andreas Maier wurde der Kontakt zum
Naturhistorischen Museum hergestellt. So durfte ich nun von Februar bis März mein
fünfwöchiges Praktikum in der Prähistorischen Abteilung absolvieren und war
schon gespannt auf viele neue Informationen, praktische Erfahrungen und den
Einblick in den Museumsalltag.
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Unzählige Scherben aus Mannersdorf werden zu Gefäßen rekonstuiert. (Bild: M. Siegler - NHM Wien) |
Ich bekam Einblicke in die verschiedensten Bereiche. Bei Dr. Walpurga Antl-Weiser begann ich
mit dem Aussortieren von Holzkohlestückchen aus den Schlämmresten der
Ausgrabung in Mannersdorf. Diese wurden dann in der vorletzten Arbeitswoche
auch noch einmal geschlämmt, sodass man möglichst alle Holzteile erhalten hat.
Denn sie werden dann weiter analysiert, sodass festgestellt werden kann, um
welche exakte Herkunft der Relikte es sich handelt.
Des Weiteren arbeitete ich
bei der Neustrukturierung der Fachbibliothek der Prähistorischen Abteilung mit,
was bedeutete, dass Bücher und Regale auf Vordermann gebracht wurden und alles
neu strukturiert einsortiert wurden.
Einige Tage verbrachte ich auch
in der Restauration bei Mag. Gerganga Almstädter, welche mir erst eine
Einführung in ihre Arbeit, deren Gebiete und die technischen Geräte gab. Dann
durfte ich mich auch selbst daran setzen, Keramikfragmente der Ausgrabung in
Mannersdorf zusammenzusetzen, was sich als spannende, aber auch Geduld
erfordernde Arbeit erwies, da oft nur sehr wenige Fragmente zusammenpassten.
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Trachtensemble aus der Textilarchäologie des NHM (Bild: M Siegler - NHM Wien) |
Im Bereich der
Textilarchäologie und der Hallstattforschung arbeitete ich die ersten Wochen mit der
Praktikantin Sonja Mayer, die restlichen Wochen mit der Praktikantin Laura
Hoch, zusammen. Unter der Leitung von Dr. Karina Grömer arbeitete ich mit an
der Vollendung einer Kostümliste für eine TV Produktion,
welche Spielszenen zum prähistorischen Salzbergwerk Hallstatt enthalten wird.
Weiterhin durften wir verschiedene bronze- und eisenzeitliche Gewandrekonstruktionen
an einer Kleiderpuppe und am lebenden Modell drapieren und im Bereich Social
Media verschiedene Beiträge zur Venus von Willendorf und prähistorischen
Trachten erstellen.
In der zweiten Woche gab es
eine Führung durch Teile des Museums und der Ausstellungsräume, die Kuppel und
den Tiefspeicher von Mag. Hans Reschreiter und Dr. Karina Grömer. Diese
spannende Führung gab viele Einblicke in unveröffentlichte Gegenstände im
Tiefspeicher aus Hallstatt, wie Lederfunde, Textilien und auch Koprolithen. Es
gab Informationen zum Gebäude und dessen Entstehung, dem Schädelgang im
Dachgeschoss und den Vitrinen im Schausaal.
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Babyelefant im Innenhof des NHM - Badetag nach Art der Präparation. (Bild: M. Siegler - NHM Wien) |
Hans Reschreiter nahm mich beim
Aufbau und dem Filmen der bekannten Kuh-Kälbchen-Schale aus Hallstatt, für die TV Produktion
mit. An sich nahm er mich oft auch bei kleineren Erledigungen mit, um den
Museumalltag möglichst lebhaft zu gestalten und gab zusätzliche Informationen
zu Objekten wann immer wir im Schausaal oder Tiefspeicher waren.
Ich durfte auch mit zu einem Meeting zum Projekt einer akustisch-haptischen Führung im Museum für Menschen mit Seebehinderung und bekam dort Einblick in deren praktische Ausarbeitung. Es war interessant Gegenstände (wie Getreide, Rucksäcke, oder Werkzeug) und Geräusche zu suchen, die sich besonders für solch eine Führung anbieten würden.
Ich durfte auch mit zu einem Meeting zum Projekt einer akustisch-haptischen Führung im Museum für Menschen mit Seebehinderung und bekam dort Einblick in deren praktische Ausarbeitung. Es war interessant Gegenstände (wie Getreide, Rucksäcke, oder Werkzeug) und Geräusche zu suchen, die sich besonders für solch eine Führung anbieten würden.
Mir wurde auch angeboten, einige
Zeit bei der REM (Rasterelektronenmikroskop) Analyse zuzusehen, wie winzig kleine Textilfasern unter dem
Mikroskop aussehen. Einen weiteren Vormittag verbrachte ich damit, im
Tiefspeicher Spinnwirtel einzumessen und zu inventarisieren.
Durch einen - eines Morgens zum
Waschen in der Hofeinfahrt vor der Zoologische Abteilung stehenden - ausgestopfter
Babyelefanten darauf aufmerksam gemacht, führte mich Hans Reschreiter auch
durch diese Abteilung und gab Einblicke, wie und woran dort gearbeitet wird.
Einen Nachmittag verbrachte ich dort in der Präparation, um zuzusehen, wie aus
einer Ziegenhaut einer der typischen, eisenzeitlichen Rucksäcke aus Hallstatt
wird. Es war sehr eindrucksvoll einmal solche Arbeitsschritte in der
Experimentellen Archäologie miterleben zu dürfen.
Ein großer
Teil der Arbeit bestand auch aus dem Lektorat wissenschaftlicher Publikationen
der neu gegründeten Hallstatt-Online-Reihe. In diesem Zuge las ich mehrere
Werke oder Artikel Korrektur und gestaltete sie im Fließtext, Gliederung, Literatur-
und Abbildungsverzeichnis einheitlich, um ein Layout zu erzeugen. Die letzte
Arbeitswoche verbrachte ich ebenfalls mit dieser Aufgabe, allerdings dann im
Homeoffice in Deutschland, wo ich mein Praktikum zu Ende führen musste, weil
wegen der COVID-19-Pandemie die Grenzen geschlossen werden sollten. Die letzten
im Museum verbrachten Arbeitstage waren somit eher hektisch.
Dieses Praktikum
wird für mich unvergessen bleiben, da alle Mitarbeiter immer herzlich und
freundlich waren, mich mit in ihre Arbeitsbereiche und Projekte einbezogen und
mit ihrer Begeisterung für ihre Arbeit angesteckt haben.
von Marie Siegler
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Filmarbeiten rund um die Hallstattforschung - das berühmte Kuh-Kälbchen-Gefäß in Großaufnahme. (Bild: M. Siegler - NHM Wien) |