Donnerstag, 28. Juni 2018

Salzbergwerke in Kooperation

Die Rekonstruktionen mussten
erst geschmiedet werden.
(Bild: K. Kosczinski)
Der Leiter der Bergwerkforschung Hallstatt, Hans Reschreiter, hatte im Mai 2018 zu einem wissenschaftlichen Austausch über prähistorischen Salzbergbau eingeladen.
Neben den ForscherInnen des Naturhistorischen Museums nahmen an dem Treffen im Hallstätter Hochtal die ArchäologInnen Philipp Vollmer (Ruhr-Universität Bochum) und Katja Kosczinski (Deutsches-Bergbaumuseum Bochum) sowie Ralf Eßwein, Student der archäologischen Restaurierung (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz) teil.
So waren ForscherInnen der ältesten Salzbergwerke der Menschheitsgeschichte, Hallstatt, Dürrnberg und Chehrabad versammelt. Die Besonderheit dieser Orte liegt vor allem in der Erhaltung der Funde. Besonders interessierte uns, wie wir uns das prähistorische Gezähe, also das Werkzeug der Bergleute, komplett vorzustellen haben und wie es benutzt wurde. Denn erhalten geblieben ist hauptsächlich das Holz, welches im Salz gut konserviert wurde und eine hervorragende Arbeitsgrundlage bietet.

Auch die Schäftungen wurden
direkt vor Ort angepasst.
(Bild. K. Kosczinski)
Somit konnten wir verschiedenen Varianten des Gezähes der alten Bergleute rekonstruieren. Für diese Rekonstruktionen war es wichtig, sowohl den Schmiede- als auch den Holzbearbeitungsprozess nachzuempfinden, da vor allem der Herstellungsprozess dieser prähistorischen Werkzeuge im Forschungsschwerpunkt unserer Abschlussarbeiten liegt.

Mit dem Know-How des Hallstätter Grabungsteams, der jahrelangen Erfahrung in der experimentellen Archäologie von Hans Reschreiter und seinem Team herrschte eine herzliche und motivierende Arbeitsatmosphäre.

Auch die örtlichen Gegebenheiten, mit den gut ausgestatteten Werkstatträumen und der Schmiede haben uns sehr geholfen unsere Vorstellungen zu realisieren. So konnte auch der mitgereiste Schmied und angehende Restaurator Ralf Eßwein bei seinen Schmiedeversuchen tolle Ergebnisse erzielen.

Der Dürrnberg-Pickel im Test.
(Bild: P. Vollmer)
Zum Ende unseres Aufenthaltes hatten wir unterschiedliche Gezähe sowohl für den Dürrnberg als auch für Chehrabad hergestellt und unter Tage getestet. Bei den Versuchen im Hallstätter Bergwerk haben wir uns und unsere Werkzeuge für immer an einer Abbauwand verewigt und dabei einen einzigartigen direkten Vergleich geschaffen.

Anschließend diskutierten wir über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Gezähebauweisen und Abbautechniken. So wurden auch bis spät in die Nacht angeregte Gespräche geführt, auf deren Grundlage neue Erkenntnisse gewonnen, Fragen beantwortet, aber auch neue Fragen gestellt werden konnten, welche in naher Zukunft ausführlich aufgearbeitet werden.

Insgesamt ein sehr erfolgreicher Austausch der gerne in die zweite Runde gehen kann…


von Katja Kosczinski und Philipp Vollmer


Die Abbauspuren der unterschiedlichen Gezähe im Vergleich. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Die HäuerInnen - ForscherInnen aus Hallstatt, Dürrnberg und Chehrabad - nach getaner Arbeit.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Donnerstag, 21. Juni 2018

Sehen, hören, ausprobieren - Der neue Vermittlungs- und Praxisraum

Die Firma Scenomedia und
Mitarbeiter der Salzweltenbeim
Aufbau des neuen Praxisraumes.
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Für BesucherInnen Hallstatts gibt es viele Möglichkeiten, tief in die Materie der Archäologie einzutauchen. Zusätzlich zur Besucherstrecke der Salzwelten können prähistorische Expeditionen gebucht werden, es gibt spezielle Projekttage für Schulklassen, Exkursionen von KollegInnen aus der Wissenschaft und auch Führungen für Presse und Gäste der Salinen Austria AG.
Schon immer war der "Edlersberg Warteraum" die erste Station im Berg, wo die BesucherInnen eine kurze Einführung in den prähistorischen Bergbau bekommen und im Anschluß, mit den hier gelagerten Rekonstruktionen der Hallstätter Arbeitsgeräte, den Ablauf der urgeschichtlichen Salzproduktion ausprobieren konnten.

Vermittelt wird der Stellenwert des ältesten Salzbergwerkes der Welt, welche einzigartigen Einblicke es uns durch die Erhaltung der Funde bietet und wie das Naturhistorische Museum in Kooperation mit der Salinen Austria AG und der Salzwelten GmbH diese seit Jahrzehnten erforscht.



Die Lebensbilder und Displays sind
fertig - die Besucher können
kommen.
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Um diese Vermittlung noch anschaulicher zu gestalten, wurde der "Edlersberg Warteraum" dieses Frühjahr auf Betreiben der Salzwelten GmbH völlig überarbeitet und von der Firma Scenomedia in Zusammenarbeit mit der archäologischen Hallstattforschung neu gestaltet.

Sowohl der bronze- als auch der eisenzeitliche Bergbau werden durch aufkaschierte Lebensbilder illustriert, die von lebensgroßen Figuren unterstützt werden. Diese sind nach dem derzeitigen Forschungsstand zur Kleidung prähistorischer Bergleute gestaltet.

Die Rekonstruktionen der urgeschichtlichen Werkzeuge - Pickel, Tragsack, Bastseil und mehr - laden die BesucherInnen zum Entdecken und Ausprobieren ein. Ein großer Schaukasten mit unterschiedlichesten Materialien zeigt die früher verwendeten Rohstoffe und betonen wiederum die außergewöhnliche Funderhaltung im Salz.


Mithilfe eines großen Monitors und eines Tablets ist nun eine große Variation an Daten - Fotos, Grafiken, Filme - jederzeit auf Knopfdruck verfügbar. Damit kann nicht nur das gebotene Programm auf jede Gruppe individuell abgestimmt, sondern auch auf Fragen der BesucherInnen schnell und ausführlich eingegangen werden.

Der neue Informations- und Praxisraum kann sich also sehen lassen und wird es uns in Zukunft erleichtern noch mehr Leuten einen noch genaueren Einblick in unsere Arbeit und Forschung zu geben.

von Fiona Poppenwimmer
Die ersten SchülerInnen, die im neuen Praxisraum die Besonderheiten von Hallstatt - Arbeitsabläufe, Werkzeug und Kleidung - erleben und ausprobieren können.
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)

Donnerstag, 7. Juni 2018

Sneak Peak Mai 2018

Die Renovierungsarbeiten an der "Alten Schmiede",
Außenstelle des NHM in Hallstatt, sind beinahe
abgeschlossen.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Die neue Waschanlage ist zusammengebaut und bereit für
ihren ersten Einsatz. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Wie jedes Jahr packte auch diesen Mai unser Team die Koffer, um drei Wochen auf dem Salzberg zu verbringen. Heute wollen wir eine kleine Übersicht bieten, was alles passiert ist, bevor wir auf die einzelnen Projekte eingehen.

Großbaustelle war über den Winter die "Alte Schmiede", die Außenstelle des Naturhistorischen Museums im Hochtal von Hallstatt. Nachdem das Dach erneuert und das Obergeschoss saniert wurde, ging es jetzt an die letzten Malerarbeiten und das Wiedereinräumen und Einrichten.

Die KollegInnen aus Bochum testeten "ihr" Werkzeug
ausgiebig. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Nebenbei laufen die Vorbereitungen für die Grabung im Herbst auf Hochtouren. So tüftelten die Kollegen an einer modernisierten Version der notwendigen Waschanlage, auf der die Funde von Salz befreit werden. 

Mittlerweile ist sie einsatzbereit und wartet nur darauf, die Funde aus dem Heidengebirge zu schlämmen.
Das Team über dem Hochtal von Hallstatt. Die Prospektion
beginnt. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Eine weitere Besonderheit war der Besuch von drei KollegInnen vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum, die in den Salzbergwerken Dürrnberg bei Hallein und Chehrabad beschäftigt sind. 

Sie kamen nach Hallstatt, um das in "ihren" Bergwerken verwendete Gezähe experimentell nachzubauen, zu testen und zu vergleichen. Damit waren Vertreter dieser drei einmaligen Fundorte
vereint und konnten sich austauschen.

Im Wald verstecken sich viele Spuren des mittelalterlichen
Bergbaus. (Bild: Ch. Fasching - NHM Wien)
Auch die Vermittlung kam wieder nicht zu kurz. Zwei Schulklassen durften wir am Salzberg willkommen heißen, mit ihnen Archäologie, die Urgeschichte und den Bergbau erarbeiten und erleben.

Der Fokus lag allerdings auch diesen Mai auf der Prospektion des Hallstätter Hochtales und der Kartierung der mittelalterlichen Bergbauspuren. Per Drohne und zu Fuß, angeleitet von historischen Karten und Lidar-Scans, wurde das Hochtal durchsucht. Auch dabei kamen wieder spannende Ergebnisse zu Tage.

Über all dies werden wir die nächsten Wochen berichten. Vorerst gibt es eine kleine Fotostrecke. 

von Fiona Poppenwimmer
Die hochauflösenden Lidar-Scan Karten helfen bei der Suche. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Nicht alle Mundlöcher sind so offensichtlich zuzuordnen wie dieses hier.
(Bild: Ch. Fasching - NHM Wien)
Wieder ein Schritt in die richtige Richtung - um die uralte Landschaft um Hallstatt weiter zu verstehen. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)