Donnerstag, 19. Oktober 2017

FaceAlps - 3500 Jahre Mensch-Umwelt Beziehung rund um den Hallstätter See

Die Plattform zur Durchführung der
Kernbohrungen auf dem Hallstätter See.
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Aus aktuellem Anlass, wollen wir heute ein neues Projekt vorstellen - natürlich mit Hallstatt-Bezug. Der Titel ist Programm: "FaceAlps  - 3500 Jahre Mensch-Umwelt Beziehung rund um den Hallstätter See". Dabei wird der Fokus vor allem auf das Wirken des Menschen auf seine natürliche Umgebung gelegt.

Die Art der Landwirtschaft und ihre Intensität, der Wandel der Wirtschaftsweisen über die Jahrtausende und ihr Einfluss auf die Umwelt.
Ein anderer Gesichtspunkt sind - umgekehrt - extreme Ereignisse und deren Einfluss auf Menschen im alpinen Raum. Denn in einer derartigen Region sind die Einwohner permanent unterschiedlichsten Naturgefahren ausgesetzt. Wie gingen sie damit um und welchen Einfluss haben diese Lebensumstände auf den Alltag der Menschen?
Unter der Leitung von Kerstin Kowarik, finanziert von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ist dieses Projekt am Naturhistorischen Museum angesiedelt. Die Erhebung und Auswertung der Daten erfolgt in Zusammenarbeit mit der Geologischen Bundesanstalt, dem Deutschen Geoforschungszentrum, der Universität Bern, der Universität für Bodenkultur und der Universität Innsbruck.

Die Information wird durch unterschiedlichste Methoden gewonnen. Seen und Moore dienen als Sedimentarchive, Massenbewegungen wir die Hangrutschungen im Hallstätter Hochtal, die archäologische Fundlandschaft rund um den Hallstätter See und historisches Karten- und Schriftmaterial wird hinzugezogen.


Zur Erhebung der
Die Abfolge der im See abgelagerten
Sedimente ist klar ersichtlich.
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Daten wurde bereits viel in den Archiven geforscht, historisches Kartenmaterial ausgewertet, Geländesurvey, geoelektrische Messungen und Bohrungen in Mooren und Seen durchgeführt.

Weiters wird in den nächsten Tagen am Hallstätter See ein großflächiger Scan des Seeuntergrundes stattfinden, wobei ein hochauflösendes Relief des Seebodens entsteht. Diese sogenannte bathymetrische Vermessung hilft, Ereignisse von Massenbewegungen bis hin zu historischen Erdbeben zu erkennen. Nach der genauen Untersuchung der Daten soll der Zusammenhang bestimmter Ereignisse und Entwicklungen festgestellt werden.
Mit der Erforschung dieser Fragen steht das Projekt "FaceAlps" nicht nur in einem historisch interessanten, sondern durchaus aktuellen Kontext. Die Frage nach dem Einfluss der Menschheit auf ihre Umgebung, ihren Anteil an der Veränderung der Umwelt und natürlich am Klimawandel ist so drängend wie nie zuvor. Und wie lassen sich derzeitige Entwicklungen besser beleuchten, als vergangene Ereignisse zu hinterfragen und zu verstehen?

Wir warten gespannt auf die weiteren Fortschritte und werden natürlich bei Gelegenheit wieder über Neuigkeiten berichten.

von Kerstin Kowarik und Fiona Poppenwimmer

Der Hallstättersee und die ihn umgebende Landschaft von oben - Forschungsgegenstand des
Projektes FaceAlps (Bild:
Luftbildarchiv Inst. für Urgeschichte und Historische Archäologie)

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Never ending story - Die Sanierung der Forschungssstollen

Wie jedes Jahr wurden die Stollen im
Salzbergwerk saniert.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Die geplanten Vorhaben für die diesjährige Grabungssaison haben wir im September bereits kurz umrissen. Die zu diesem Zeitpunkt angesprochenen Sanierungsarbeiten sind zu Beginn jeder Grabungssaison notwendig und gehören für uns zum Arbeitsalltag. Dieses Jahr sollten sie uns allerdings länger beschäftigen als geplant.

Unsere Grabungssaison beginnt nach einem altbewährten Muster, mit einem über Jahre gewachsenen Arbeitsablauf. Quartier einrichten, Dokumentationsformulare vorbereiten, Werkzeug zusammensuchen, auf Tauglichkeit überprüfen, in den Berg transportieren und an seinen angestammten Platz räumen. Sicherheitseinschulung und Begehung der Fluchtwege für alle Mitarbeiter.


 Und schließlich Aufräumarbeiten und Sanierung der Stollen und Vortriebe. Im Klartext heißt das, über den Winter verbrochenes Material - meist kleine Mengen an Gestein und Tagmaterial, die durch das Klima im Berg herunterbröseln - zusammenkratzen. 

Viel Material muss dabei ausgefördert
werden. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Danach werden alle Arbeitsstellen gründlich abgegangen und vor allem die Ulmen und Firste (Wände und Decken) der Stollen genau unter die Lupe genommen.

Denn natürlich steht der Berg außerhalb der Grabungszeit - von November bis August also - nicht still. Die natürlichen Bewegungen des Berges, die auf lange Sicht dafür sorgen, dass jeder entstandene Hohlraum wieder geschlossen wird, bewegen auch das Material, durch das unsere Forschungsstollen gegraben sind.

Dementsprechend sind zu Beginn jeder Grabungssaison einige Stellen sichtbar, an denen sich Gestein und Tagmaterial zu lösen beginnt und mit dem Presslufthammer vorsorglich entfernt werden muss. Wie umfangreich diese Arbeiten sind, ist auch davon abhängig, wie das Klima im Berg in den letzten Monaten war.



Der ausgezimmerte Forschungstollen...
Auch dieser Parameter war dieses Jahr nicht auf unserer Seite. Durch eine zeitweise erhöhte Luftfeuchtigkeit im Bereich des Bergwerkes, an dem sich unsere Grabungsstelle befindet, begann sich deutlich mehr Gebirgsmaterial zu lösen als gewöhnlich. 

Wodurch die Sanierungsarbeiten gut die doppelte Zeit brauchten als in den Vorjahren und dadurch unseren Zeitplan gehörig durcheinander brachten.

So sehr wir aber auch fluchten, ist diese Zeit doch auch Investition in den Fortbestand unserer geleisteten Arbeit. Denn nur so können wir dafür sorgen, dass die gegrabenen Stollen offen bleiben und weiter untersucht werden können. Zu diesem Zweck wurde dieses Jahr auch einer der Stollen vollständig ausgezimmert, also mit Holzeinbauten abgestützt. Damit werden die Instandhaltungsarbeiten im nächsten Jahr auf ein Minimum reduziert.

Und zum Glück sind ja auch die langwierigsten Arbeiten irgendwann erledigt und vorbei, so dass wir uns den weiteren Forschungsvorhaben widmen konnten. Doch davon mehr nächste Woche.


von Fiona Poppenwimmer
...und das zufriedene Team. (Bilder: D. Brandner - NHM Wien)







Freitag, 6. Oktober 2017

Tempus fugit - Grabung 2017

Arbeit an einem Profil durch den
prähistorischen Betriebsabfall.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Wie immer war auch heuer die Grabungssaison im Hallstätter Salzbergwerk viel zu schnell vorbei. 

Vieles haben wir geschafft, viele neue Fragen sind hinzugekommen und das Bild unseres Befundes wird immer komplexer. Das ist auch gut so, werden dadurch doch immer mehr Details über die prähistorischen Arbeitsabläufe im Berg deutlich. 

Im Moment sind wir - neben den allfälligen Abschlußarbeiten der Grabung - gerade dabei, all diese neuen Aspekte zu dokumentieren und aufzunehmen. Was sie uns über das bronzezeitliche Bergwerk verraten, muss bei ausführlicher Befunddiskussion und Auswertung der Daten besprochen werden. 

Da uns alle diesjährigen Grabungsstellen sicher noch länger beschäftigen, werden wir sie und die dort durchgeführten Arbeiten in den nächsten Wochen etwas genauer vorstellen. 

Außerdem werden wir von einer Reihe Spezialanfertigungen an Arbeitsgeräten, angefallenen Sanierungsmaßnahmen, der Suche nach der Grenze der Abbaukammer, technischen Neuheiten, Exkursionen, neuen Theorien und Experimenten berichten. Und von bekannten, aber immer wieder spektakulären (Be-)Funden - und solchen die uns Rätsel aufgeben.

Um die Wartezeit zu verkürzen haben wir eine kleine Fotostrecke aus dem Berg vorbereitet. Viel Spaß und lest bald wieder rein wenn es heißt: Glück auf aus Hallstatt!
von Fiona Poppenwimmer
Mit frischem Elan ins Salzbergwerk - die Grabungssaison 2017 war wieder ein voller Erfolg.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Urgeschichte und Moderne treffen in Hallstatt aufeinander. Eine der prähistorischen Fundstellen, die direkt neben der Fremdenbefahrungsstrecke der Salzwelten Hallstatt liegt.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Vortriebsarbeiten im Salzbergwerk Hallstatt. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Die Waschanlage zum Entsalzen der Funde war auch dieses Jahr wieder im Dauereinsatz.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Prospektion mithilfe von Kernbohrungen - eine ganz eigene Art der Archäologie.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Auch neue Dokumentationstechniken wurden wieder erprobt. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Die experimentelle Archäologie kam auch dieses Jahr nicht zu kurz.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Und schon ist es Herbst im Hochtal von Hallstatt - immer wieder ein Schauspiel.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Ein Teil des Grabungsteams 2017 in der Fundstelle unter Tage. Vielen Dank an alle Beteiligten!
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)