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Abbrennversuch der Leuchtspäne aus dem Bergwerk Hallstatt (Bild: A.W. Rausch) |
Im Bergwerk von Hallstatt finden sich
Milliarden von abgebrannten Leuchtspänen im Betriebsabfall der prähistorischen
Bergwerke.
Durch diesen Betriebsabfall schrämen wir
unsere Ausgrabungsstollen. Das abgebaute Material bringen wir an die Oberfläche
und schlämmen es, so dass die Leuchtspäne, die gebrochenen Werkzeugteile, die
Fell- und Lederstücke und die Textilien freigespült werden. Anke Bacher, zuständig
für die Bearbeitung der Funde aus dem Bergwerk, hat in den letzten Jahren viele tausend
abgebrannte Leuchtspäne fein säuberlich gereinigt und anschließend getrocknet.
Aber warum nehmen wir tausende Späne mit nach
Wien und lagern sie im Depot des Naturhistorischen Museums – einer sieht auf den ersten Blick wie der andere aus. Zum einen wollen
wir wissen aus welchem Holz und aus welchem Baumteil die Späne gespalten sind.
Die Kollegen von der Universität für Bodenkultur, Institut für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe,
untersuchen die Späne: fast alle sind aus Tannenholz gefertigt und aus
astfreien Stammteilen gespalten.
Dass die Späne aus Tannenholz gemacht wurden,
ist interessant, da dieses Holz harzfrei ist und dadurch nur schlecht brennt. Wir
wollten wissen, wie man sie trotzdem zum Brennen bringen kann. Felix
Köstelbauer, Daniel Ballner und Hannes Schiel haben sich in ihren Bachelorarbeiten
mit dem Abbrennverhalten von Tannenspänen auseinander gesetzt. Gerald Raab und
Josef Weichenberger haben zum Teil umfangreiche Versuchsreihen diesbezüglich
angestellt. Die Ergebnisse ihrer Arbeiten werden wir zum Teil gesondert vorstellen.
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Leuchtspanschicht in einem Forschungsstollen im Hallstätter Salzberg (Bild: A.W. Rausch) |
Neben diesen rein praktischen Fragen wollen
wir auch den Verbrauch quantifizieren. In Kooperation mit der Technischen Universität,
Institute for Analyses and Scientific Computing, berechnen wir die Anzahl der
Leuchtspäne, die für die Arbeit im Bergwerk notwendig war. Dazu nehmen wir
immer wieder große Stichproben aus dem Betriebsabfall und zählen (aus genormten
Mengen davon) alle darin enthaltenen Späne. Diese Werte dienen uns als Basis um
auf den Tagesbedarf an Spänen rückschließen zu können.
Abgesehen davon gibt es noch einen weiteren
Grund warum wir uns gerade intensiv mit den Spänen beschäftigen. In der älteren
Eisenzeit sind im Betriebsabfall deutliche
Ablagerungsschichten erkennbar. Mit Hilfe der Dendrochronologie wollen wir die
einzelnen Schichten so genau wie möglich datieren. Nun durchforsten wir tausende
Späne, um möglichst viele davon mit ausreichend Jahrringen für die Datierung
zur Verfügung zu haben. Sind diese Arbeiten einmal abgeschlossen, wird die Salinen Austria AG ein Betrieb sein, der seine Jahrtausende lange Firmengeschichte zum
Teil jahrgenau schreiben kann.
Heute sind die Stollen, durch die die Besucher
der Salzwelten Hallstatt zur neuen Schaustelle der Stiege gehen, elektrisch beleuchtet und
wir Archäologen arbeiten mit LED-Helmlampen. Wir können uns nur schwer
vorstellen, wie das mit schwachem Leuchtspanlicht war.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man aber
auch mit viel weniger Licht auskommt, als mit den neuen LED-Lampen, die wir bei
der Arbeit am Kopf tragen. Vor 25 Jahren haben wir zum Teil noch mit
Karbidlampen gearbeitet – und es war kein Problem. Wenn man nicht weiß, dass
man in wenigen Jahren mit über 1000 Lumen hellen Hightech-Lampen unterwegs sein
wird, stört einen auch nicht das, im Vergleich dazu, wirklich schwache Licht. Heute
möchte ich aber nicht mehr zurück und im Schein der Karbidlampe arbeiten
müssen.
(von Hans Reschreiter)
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Aussuchen von Leuchtspänen für die Datierung im Naturhistorischen Museum Wien (Bild: H. Reschreiter) |