Donnerstag, 25. Februar 2016

Ein Blick über den Tellerrand


Dass Hallstatt zum UNESCO Welterbe zählt, haben wir vielleicht schon das eine oder andere Mal erwähnt. An dieser Stelle wollen wir alle fantastischen Orte in Österreich vorstellen, die sich mit diesem Titel schmücken dürfen.

Welterbe, was heißt das eigentlich? Kurz gesagt, dass der Verlust dieser einzigartigen Natur- und Kulturdenkmäler unersetzlich für die Menschheit wäre. Um diese außergewöhnlichen Stätten vor Zerstörung zu bewahren, wurde 1972 das „UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ geschaffen. Bei Aufnahme in die Welterbeliste, wird der Fokus vor allem auf den Kontext des jeweiligen Ortes zur gesamten Menschheitsgeschichte gelegt. Mit der Auszeichnung „Welterbe“ geht allerdings die große Verpflichtung einher, durch Planung und Schutzmaßnahmen die Stätte in ihrem wertvollen Zustand für kommende Generationen zu bewahren.
Seit 1992 ist auch Österreich Mitglied der Welterbekonvention und wird von der Österreichischen UNESCO Kommission international vertreten. Folgende neun Stätten dürfen wir als Welterbe bezeichnen:

Historisches Zentrum der Stadt Salzburg
Welterbe seit 1996
Historisches Zentrum Salzburg
Bild: www.unesco.at
Die kirchliche Residenzstadt zeichnet sich vor allem durch ihre Einbettung in die umgebende Landschaft aus. Die Mischung aus kirchlichen und weltlichen Bauwerken, verschiedenen Stilepochen, mittelalterlicher Bürger- und bischöflicher Barockstadt macht die Altstadt von Salzburg so einzigartig. Nicht zu vergessen sei dabei die Bedeutung Salzburgs als Kulturmetropole, vor allem im musikalischen Sinn, als Geburtsstadt W.A. Mozarts und Heimatstadt der von Max Reinhardt gegründeten Festspielen. 



Schloss und Gärten von Schönbrunn
Welterbe seit 1996
Schloss Schönbrunn
Bild: www.unesco.at
Die Anlage ging aus einem kaiserlichen Jagdschloss hervor und wurde über viele Jahrhunderte ausgebaut und dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. 300 Jahre lang diente sie als kaiserliche Sommerresidenz und spiegelt Macht und Einfluss des österreichischen Kaiserhauses in der europäischen Geschichte wider.




Hallstatt-Dachstein/ Salzkammergut
Welterbe seit 1997
Ortszentrum Hallstatt
Bild: www.unesco.at
Natürlich unser persönliches Welterbe-Highlight. Hallstatt ist -wie treue Leser bereits wissen - vor allem aufgrund des weltweit ältesten noch bewirtschafteten Salzbergbau und der dadurch erhaltenen und entdeckten einzigartigen archäologischen Funde als Welterbe prädestiniert. Die gotisch-barocke Architektur Hallstatts ist so sigifikant, dass es in China als "Hashitate" sogar nachgebaut wurde.
Die Einbettung
in die sagenhafte Landschaft rund um den Dachstein ist allerdings nicht leicht zu kopieren. Die ist immer wieder atemberaubend, egal wie oft man sie schon gesehen hat. Außerdem geht doch nichts über das Original.


Semmeringeisenbahn
Welterbe seit 1998
Semmeringeisenbahn
Bild: www.unesco.at
Als Zeugnis des frühen Eisenbahnbaus wurde die Semmeringeisenbahn 1848 bis 1854 erbaut. Erstmals wurden im Gebirge gelegene Regionen mittels Tunneln und Viadukten erschlossen. Nicht zuletzt trug die Eisenbahn zur touristischen Erschließung der Region bei.







Stadt Graz – Historisches Zentrum und Schloss Eggenberg
Welterbe seit 1999
Grazer Uhrturm
Bild: www.unesco.at
Graz zeichnet sich als Schnittpunkt zwischen West- und Südosteuropa und Handelszentrum zwischen Donau und Adria aus. Jahrhundertelang trafen künstlerische und architektonische Strömungen des deutschen und mediterranen Raums, sowie des Balkans aufeinander. Dies spiegelt sich im Stadtbild wider, das mit Bauwerken der Gotik, der Renaissance, des Barock, Historismus, Jugendstil und der Moderne besticht.

  






Wachau
Welterbe seit 2000
Donautal Wachau
Bild: www.unesco.at
Das Donautal zwischen Melk und Krems zeichnet sich vor allem durch seinen historischen Wert aus. Zahlreiche bekannte archäologische Zeugnisse, wie  die paläolithische Statuette der „Venus von Willendorf“ und die Straßen und Befestigungen des römischen Limes, zeigen die lange Besiedlungsgeschichte dieser Region auf. Ebenso die Burgruinen Dürnstein und Aggstein und die barocken Stifte Göttweig und Melk. Nicht zu vergessen ist dabei die Naturlandschaft mit ihren Weinterrassen, Felswänden und Auwäldern, durchschnitten von Lauf der Donau.


Historisches Zentrum von Wien
Welterbe seit 2001
Wiener Rathaus
Bild: www.unesco.at
Die Altstadt Wiens blickt auf über 2000 Jahre Geschichte zurück – von Vindobona, über die befestigte Residenzstadt, zur Ringstraße. Die ehemalige Habsburgermetropole besticht bis heute durch imperialen Stil und zahlreiche monumentale Repräsentationsbauten. Als Hauptstadt besitzt Wien auch einen hohen Wert für Musik und Kultur.





Fertő – Neusiedler See
Welterbe seit 2001
Neusiedler See
Bild: www.unesco.at
Die Grenzregion zwischen Burgenland und Ungarn ist seit 8000 Jahren Treffpunkt finno-ungrischer, slawische und germanischer Kulturen. Doch auch für seine einzigartige Flora und Fauna ist dieser Landstrich zum Welterbe ernannt worden, man denke nur an den von Schilfgürteln gesäumten Neusiedler See und den weite Horizont mit seinen vorbei ziehenden Vogelschwärmen. Die Barockschlösser Nagycenk und Eszterháza- Fertőd zeigen den architektonischen Wert der Region.






Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Welterbe seit 2011
Pfahlbauten Modell
Bild: www.unesco.at
Ein nicht auf den ersten Blick ersichtliches, aber umso faszinierenderes Erbe der Menschheit und Zeugnis vergangener Kulturen. Von den 111 Fundstellen in 6 Ländern, finden sich immerhin 5 Fundorte im Attersee, Mondsee und Keutschacher See, in Österreich. Die unter Wasser erhaltenen Siedlungsbefunde geben einen einzigartigen Einblick in die Lebensumstände der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit dieser Region. In Österreich wurden die Untersuchungen in den vergangenen Jahren intensiviert, wie man bei den Kollegen im Pfahlbau-Blog nachlesen kann.



Mit diesen neun einzigartigen Natur- und Kulturlandschaften darf sich Österreich also in das internationale Welterbe einordnen, das über 1000 Stätten, wie das Great Barrier Reef (Australien), den Taj Mahal (Indien), Petra (Jordanien) und den Moskauer Kreml umfasst. Jede davon besticht durch ihren kulturellen Wert, ihre Schönheit und Einzigartigkeit. Definitiv sind sie alle einen Besuch wert.

(von Fiona Poppenwimmer)

Freitag, 12. Februar 2016

Hallstatt und die Experimentalarchäologie

Daniel Breineder wird seine Erfahrungen
im Bereich der Lederbearbeitung
in der Experimentalarchäologie
in Hallstatt einbringen.
(Bild: D. Breineder)
Von Hallstatt als einem der wichtigsten Fundorte Österreichs hatte ich zuvor natürlich schon gehört. Von der Vielzahl der organischen Funde, die dort bereits seit Langem zu Tage gefördert werden, war ich jedoch überrascht! Vor allem die darunter befindlichen Haut- und Lederfunde erweckten mein Interesse.

Auf jemanden, der sich sein Handwerk selber beigebracht hat, hat natürlich gerade die Experimentalarchäologie eine besondere Anziehungskraft. Sie ist in der Erforschung der Urgeschichtliche eine wichtige Disziplin, der im Rahmen des Studiums eigene Lehrveranstaltungen gewidmet sind.

So dauerte es nicht lange, bis ich mit einigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Hallstatt Team ins Gespräch kam. Es stellte sich heraus, dass die große Bandbreite an Funden, die in den Tiefen des Berges geborgen werden wiederum jede Menge Fragen aufwerfen. Welchen Zweck erfüllten sie? Wie wurden sie hergestellt und welche Materialien wurden  verwendet? Viel Potenzial für wissenschaftliche Überlegungen und Experimente schien in ihnen zu schlummern.

In den folgenden Monaten werde ich mich daher dem Thema Rohhaut widmen. Ihre Gewinnung, Zurichtung und späteren Verarbeitung zu einer eisenzeitlichen Tragehilfe sollen Grundlage für meine darauf folgende Bachelorarbeit werden.

Eines steht bereits fest: Hallstatts archäologische Hautfunde haben Zukunft! 


(Von Daniel Breineder)
Aus dem Hallstätter Salzberg stammen ausgesprochen gut erhaltenen Leder-, Haut- und Fellfunde. (Bild: A. W. Rausch - NHM Wien)

Donnerstag, 4. Februar 2016

Forschungsaufenthalt in Bochum

Förderturm Bochum
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Ein letzter Blick zum Förderturm - und schon ist der Forschungsaufenthalt am Deuschen Bergbaumuseum Bochum auch wieder vorbei.

Ich hatte die Möglichkeit, an der Forschungsstelle Archäologie und Materialwissenschaften intensiv zu arbeiten und unser Verständnis der Beziehungen der Hallstätter Salzbergbaue mit den umliegenden Kupferproduzenten zu vertiefen.

In diesem Haus sind auf vier Stockwerken Archäometallurgie, Montanarchäologie und Materialwissenschaften vereint. Es weht ein Wind offenen Informationsaustausches durch dieses Haus und man kann hier in die Geschichte des Bergbauwesens und der Metallurgie eintauchen, wie an keinem anderen Ort. 


Die Forschungsstelle Archäologie
und Materialwissenschaft
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)
Eine tolle Bibliothek, vermutlich die größte zu Montanarchäologie weltweit, mit einer umfassenden Datenbank, die nach Bergbaukriterien ausgerichtet ist, stand mir zur Verfügung. Es war für mich sehr inspirierend, mit Forscherinnen und Forschern die Zeit zu verbringen, die global denken und ihre Forschungen in den überregionalen Kontext stellen, den großen Überblick im Auge behalten und aber dennoch nicht die Details aus dem Blickfeld verlieren.

Die ältesten bekannten Leuchtspäne der Welt zu sehen – also praktisch die Großelterngeneration der Milliarden von Spänen aus dem bronzezeitlichen Hallstatt – war eines der Highlights. In Jordanien und Anatolien hat das DBM Bergbaue untersucht, die schon im 3. vorchristlichen Jahrtausend mit Spänen erhellt wurden. 

Blick in die Bibliothek
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)

Die Kombination aus Ruhr-Uni Bochum und Bergbaumuseum ermöglicht Forschung in faszinierender Form. Der Einblick in das riesige Forschungs- und Vermittlungsgetriebe und die herzliche Aufnahme am DBM und die vielen stimulierenden Gespräche haben den Aufenthalt zu einer sehr wertvollen Zeit für mich gemacht. 

Ich fahre zurück nach Wien und unserer Forschung rund um Hallstatt mit sehr viel neuer Literatur, vielen inspirierenden Gedanken und freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den Kolleginnen und Kollegen. Und mit dem Wiedersehen natürlich einer Fortsetzung der vielen Diskussionen – sei es in Wien, Hallstatt oder auf den Ausgrabungen der Kolleginnen und Kollegen im Iran, Anatolien oder Aserbaidschan oder am nahe gelegenen Mitterberg bei Bischofshofen.

Für alle Bergbauinteressierten ist Bochum momentan noch mehr der Nabel der Welt – weil gerade die besten Funde aus Jahrtausenden Bergbaugeschichte in der Sonderausstellung „Bergauf Bergab“ zu sehen sind.

(Von Hans Reschreiter)



(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)