Donnerstag, 12. November 2015

Salz und Holz und UNESCO-Weltkulturerbe

Die Holzkirche St. Leonhard.
(Bild: H. Reschreiter)
Nach zwei Monaten im Salzbergwerk Hallstatt und intensiver Beschäftigung mit prähistorischem Holz könnte man glauben, dass Abwechslung zu Salz und altem Holz und UNESCO-Weltkulturerbe dringend notwendig ist. Die Abwechslung erfolgte durch – Salz und anderes altes Holz und noch mehr UNESCO-Weltkulturerbe. Zu meinem Geburtstag wurde ich mit einer speziellen Reise überrascht: Ich bekam vorab nur so viel Information, dass es in den Norden geht, ca. 16-18 Grad haben wird und dass ich am Freitagabend am Wiener Hauptbahnhof sein muss.

Mit dem Nachtzug brachte mich Kerstin nach Krakau. Von dort war nach einer
Innenraum der Holzkirche St. Leonhard.
(Bild: H. Reschreiter)
Stadterkundung der erste Weg mit dem Mietauto in die Region östlich von Krakau, um einen kleinen Teil der historischen Holzarchitekturroute in Kleinpolen abzufahren. Dort war schnell klar, dass faszinierende jahrhundertealte Holzkirchen nicht nur in Skandinavien erhalten sind. Etliche der kleinpolnischen Exemplare wurden auch in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. – zum Beispiel die St. Leonhard Kirche in Lipnica Murowana.

Nach diesem faszinierenden Ausflug in die Holzkultur ging es in die beiden polnischen UNESCO-Weltkulturerbe Salzbergwerke – Bochnia und Wieliczka. Gerade in Wieliczka waren die riesigen Abbaukammern, die gigantischen Stützkonstruktionen aus Holz und die glattpolierten Steinsalzböden beeindruckend.
Das Salzbergwerk von Bochnia.
(Bild: H. Reschreiter)


Vor über 3000 Jahren waren Hallstatt und die Produktion um Bochnia vermutlich direkte Konkurrenten am Mitteleuropäischen Salzmarkt. Heute kann man fast bequem im holprigen Nachtreisezug zwischen den beiden Salzzentren pendeln.
In Bochnia und Wieliczka wird seit einigen Jahren kein Salz mehr produziert. Hallstatt hingegen setzt seine jahrtausendealte Tradition fort und liefert sein weißes Gold immer noch nach halb Europa.


(Von Hans Reschreiter)

Stollen im Salzbergwerk von Bochnia. (Bild: H. Reschreiter)

Donnerstag, 5. November 2015

Welterbe trifft Welterbe - Zu Besuch auf der Unterwasser-Ausgrabung am Attersee

Vom Sprungturm im Strandbad
Seewalchen hatte man eine
gute Aussicht auf die
Grabung. (Bild: D. Brandner -
NHM Wien)
Dass man sich als Archäologin oder Archäologe auch für andere Grabungen interessiert ist klar. Vor allem, wenn sie im unmittelbaren Umland liegen. Einen besonderen Besuch statteten wir Ende unserer Grabungskampagne im Hallstatt allerdings den Kollegen am Attersee ab.

Eine kleine Delegation verließ das Hallstätter Hochtal und das quasi heimische Bergwerk für einen Nachmittag, um eine völlig andere, aber nicht wenige spezielle Befund- und Grabungssituation zu bestaunen: die Unterwassergrabung im Strandbad Seewalchen. Nach einer kurzen Einführung im UNESCO-Welterbe-Pavillon durch eine Vermittlerin des Vereins Pfahlbau am Attersee, ging es auch schon zu den Kolleginnen und Kollegen vom Kuratoriums Pfahlbauten und des Oberösterreichischen Landesmuseum, wo die Grabung und die damit verbundenen Arbeiten voll im Gange waren. 

Vom Sprungturm aus konnten wir die Taucherinnen und Taucher trockenen Fußes bei ihrer Arbeit beobachten. In den Arbeitsräumen der Fundverwaltung sah man das Schlämmen (und die großartige Matsch-Filtermaschine) und die aus dem Wasser geretteten Funde während der Bearbeitung. Weiter gings im Büro, wo die Funde nach ihrer Reinigung weiter untersucht werden. 
Der Grabungsleiter Henrik
Pohl erklärt die Vorgehensweise.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Apropos Funde: Die großartigste Gemeinsamkeit der Fundstätten Hallstatt und Attersee, ist die außerordentliche Erhaltung der Funde. Konserviert im Bergwerk das Salz Holz und andere organische Materialen, übernimmt hier das Wasser dieselbe Aufgabe. Natürlich birgt diese Erhaltung auch bei einer Unterwassergrabung Herausforderungen. So müssen die bisher unter Sauerstoffabschluss erhaltenen Funde natürlich auch weiter speziell behandelt werden.


So, wie wir Archäologinnen und Archäologen uns heute mit Kolleginnen und Kollegen aus angrenzenden Regionen austauschen, so müssen wir auch von Kulturkontakten in der Zeit, die wir untersuchen, ausgehen. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit und regen Austausch zwischen den UNESCO-Welterbestätten. Einen Mittelweg zwischen „Glück auf!“ und „Gut Luft!“ müssen wir noch finden…



(Von Fiona Poppenwimmer)

Die Taucherinnen und Taucher bei der Arbeit. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)