Donnerstag, 27. August 2015

Bast so! - Ein Seilfragment aus Gras

Bronzezeitliche Grasschnur (oben) und
Rekonstruktion. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Einen besonders schönen Fund hat Anke Bacher bei der Vorführung der Fundreinigung während Archäologie am Berg gemacht: Der Anfang einer Grasschnur wurde aus dem bronzezeitlichen Heidengebirge herausgelöst.

Grasschnüre gehören generell zu den äußerst seltenen archäologischen Fundobjekten, denn üblicherweise sind sie leicht vergänglich und nur unter besonders günstigen Umgebungsbedingungen erhalten. Wir kennen sie zum Beispiel von der Gletschermumie Ötzi, deren Innenschuh aus einem Netz von Grasschnüren bestand, welche das in den Schuh gestopfte Heu fixierten.

Im Hallstätter Salzbergwerk wurden bislang Schnüre und Seile aus Gras und Stroh gefunden, die bis daumendick sein können. Außerdem konnten wir eingedrehte Strohbüschel bergen, deren Funktion uns noch unbekannt ist. Diese Strohbüschel sind besonders spannend, weil
Antoinette Rast-Eicher von ArcheoTex bei ihren Analysen des Betriebsabfall, der auf der Stiege lag, viele Strohfasern festgestellt werden konnten. Es wäre möglich, dass die Strohbüschel als Polsterungen auf den Schultern genutzt wurden. Die Grasschnur, die bei Archäologie am Berg im Heidengebirge gefunden wurde, ist die bislang dünnste und erfreulicherweise handelt es sich dabei sogar um ein Anfangsstück.

Wie stabil Grasgeflechte sind, kann man am Beispiel einer Brücke in den peruanischen Anden sehen, die im Videoblog "Tudo Bem" des ARD-Korrespondenten Michael Stocks zu sehen ist. Jedes Jahr wird dafür Gras zu meterlangen Seilen geflochten, die zu einer belastbaren Grasbrücke zusammengefügt werden.



(Von Hans Reschreiter & Carmen Löw)

Samstag, 22. August 2015

Jedes Jahr was Neues – Archäologie am Berg 2015

Anke Bacher zeigt heuer an sehr prominenter
Stelle, wie die Reinigung der Funde aus dem
Bergwerk abläuft. (Bild: C. Löw - NHM Wien)
Der erste Tag von Archäologie am Berg 2015 war ein voller Erfolg! Bei  herrlichem Wetter kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher ins Salzbergtal und bestaunten neben der wunderschönen Aussicht auf den Hallstätter See die Ergebnisse unserer Forschungen. Bereits unten im Tal konnte man sich an der Station des Oberösterreichischen Landesmuseums und der Universität Innsbruck über den Fortgang der römischen Ausgrabung auf dem Gelände der Salinen Austria informieren.
Besonders für Hallstätterinnen und Hallstätter
interessant: die Transkriptionen von Eduard
Wexberg. (Bild: C. Löw - NHM Wien)

Im Hochtal zeigte Hans Rudorfer die aktuelle Grabung, die baubegleitend im Zuge der Wildbach- und Lawinenverbauung durchgeführt wird. An der Alten Schmiede hatte besonders die Station der Geologischen Bundesanstalt, an der Messtechniken im Hochtal von Hallstatt vorgestellt wurden, regen Zulauf. Daneben waren aber vor allem für Menschen aus Hallstatt und Umgebung die Transkriptionen alter Karten und Verzeichnisse spannend, auf denen sich immer wieder bekannte Orte und Familiennamen finden. Ebenso erhielt die Station der Holzforschung der BOKU Wien viel Aufmerksamkeit.

Wie üblich bei Archäologie am Berg und dem Charakter der Hallstatt-Forschung entsprechend, kam auch die Experimentelle Archäologie nicht zu kurz. Im kleinen Ausstellungsraum in der Alten Schmiede wurden Teilstücke des großen Seiles aus unserem Seiltest gezeigt. Aufmerksame Blogleserinnen und  -leser erinnern sich sicher an unsere Reihe „Bast so!“


Lange nicht so einfach wie es aussieht, das
Bronzegießen (Bild: C. Löw - NHM Wien)
Feurig zur Sache ging es direkt vor der Schmiede, wo die Archäotechniker Frank Trommer und Stefan Holdermann prähistorische Bronzegusstechnik vorführten.  Trommer und Holdermann sind seit mehr als 25 Jahren mit der Hallstatt-Forschung eng verbunden. Mit ihrer Arbeit versuchen beide, vor allem die prähistorischen Techniken zu ergründen und diese so exakt wie möglich anhand der Originalfunde zu rekonstruieren. Aber es ist ihnen auch ein großes Anliegen, ihr Wissen weiterzugeben. Um mit den Menschen möglichst leicht ins Gespräch zu kommen, brachten sie eine Vielzahl von unterschiedlichen Bronzeobjekten mit, so dass sich für jede und jeden leicht ein Anknüpfungspunkt finden ließ. Für beide ist der Fundort Hallstatt einmalig - nicht nur deshalb, weil ihnen die Hallstatt-Forschung für ihre Arbeit nicht nur Zeichnungen, sondern die Originale zur Verfügung stellt. Hallstatt sei auch deshalb so einmalig, weil sie hier ihre rekonstruierten Werkzeuge einmal richtig im Gebrauch sehen könnten, denn Trommer und Holdermann stellen jene Werkzeuge her, mit denen die Hallstatt-Forschung seit Jahren experimentiert.

Die Reaktionen unserer Gäste waren aber nicht nur an dieser Station äußerst positiv, sondern wir bekamen insgesamt ein tolles Feedback. „Man merkt, dass Sie das gerne machen“ und „Jedes Jahr gibt es etwas Neues“, sind nur zwei der wirklich schönen Komplimente, die wir heute bekommen haben. Wir freuen uns schon auf morgen und hoffen, dann ebenso gutes Wetter und ebenso viele Besucherinnen und Besucher zu haben.


(Von Carmen Löw)

Heiß ging es her vor der Alten Schmiede in Hallstatt (Bild: C. Löw - NHM Wien)

Donnerstag, 20. August 2015

Römer in Hallstatt - Unser Blog-Tipp

Die Grabung in Hallstatt Lahn ist eine
Lehrgrabung der Universität Innsbruck und des
Oberösterreichischen Landesmuseums.
(Bild: St. Traxler)
Teile der römerzeitlichen Siedlung in Hallstatt Lahn werden derzeit durch ein Grabungsteam der Universität Innsbruck und des Oberösterreichischen Landesmuseums (OÖL) erforscht. Die bauvorbereitende Ausgrabung auf dem Gelände des zukünftigen Shops der Salzwelten Hallstatt an der Talstation der Salzbergbahn werden von Stefan Traxler, dem Leiter der Abteilung Römerzeit des OÖL, geleitet. Neuigkeiten zur laufenden Grabung findet man auf der Website der Gesellschaft für Archäologie in Oberösterreich in einem eigenen Weblog


Die ersten Strukturen wurden bereits erfasst.
(Bild: St. Traxler)
Die römerzeitliche Siedlung am Fuß des Salzberges wurde bei früheren Grabungen im Bereich der Ortsteile Hallstatt Markt und Hallstatt Lahn erfasst. In Lahn stieß man dabei auch auf römische Gräber mit ehemals reich ausgestatteten Grabbauten. Das Wissen um die Größe und das Aussehen der Siedlung ist jedoch noch sehr begrenzt. Durch eine geophysikalische Prospektion, die im Jahr 2014 auf diesem Gelände der Salinen Austria AG durchgeführt wurde, konnten bereits Hinweise auf vermutlich römerzeitliches Mauerwerk festgestellt werden.  

Zwischen Mitte August und Anfang September 2015 wird das rund 20-köpfiges Team um Stefan Traxler das Areal umfassend untersuchen. Einen Einblick in den aktuellen Stand der Untersuchungen können Besucherinnen und Besucher der „Archäologie am Berg“ am 22. und 23. August 2015 (10–17 Uhr) an der Grabungsstelle gewinnen. 

(Von Carmen Löw)

Die Grabungsarbeiten in Hallstatt Lahn schreiten voran. (Bild: St. Traxler)



Donnerstag, 13. August 2015

Grabung Bergwerk 2015

Nachdem die bronzezeitliche Stiege aus dem Christian von Tuschwerk nun in ihrer neuen Kammer im Bronzezeit-Kino der Salzwelten Hallstatt sicher versorgt ist, fällt der Arbeitsschwerpunkt der letzten Grabungskampagnen im Bergwerk weg. 

Die Grabungen im Salzberg von Hallstatt werden sich daher wieder auf die Klärung des bronzezeitlichen Befundes konzentrieren. Die 14-köpfige Grabungsmannschaft besteht dieses Jahr aus Studentinnen und Studenten der Universitäten Wien, Innsbruck und Göteborg (Schweden). 

Im Fokus stehen Erkenntnisse zu Größe und Ausdehnung der Abbaukammer, in der die Stiege einst stand. Ein besonderes Augenmerk gilt daneben auch den Vorgängen beim Untergang des bronzezeitlichen Bergwerks um 1100 v. Chr. Wir wollen verstehen, was beim Eindringen des Oberflächenmaterials genau passiert ist, wie die Schachteinbauten zusammenstürzen und wie anschließend dann der Bergbau verfüllt wurde.


Dazu wird eine Ansammlung von Hölzern näher untersucht, die unterhalb des zusammengebrochenen Zentralschachtes liegt. Außerdem soll der Zentralschacht von jener Kammer
ausgehend, in der die Stiege gelegen ist, weiter nach oben verfolgt werden.

(Von Hans Reschreiter und Carmen Löw) 

Es kann losgehen mit der Grabung 2015. (Bild: A. W. Rausch - NHM Wien)
 

Donnerstag, 6. August 2015

Archäologie am Berg 2015 - Wir freuen uns auf Euren Besuch

Der Blick über die Schultern der
Hallstatt-Forscherinnen und
-Forscher ist für große und
kleine Gäste spannend.
(Bild: A. W. Rausch)
Am Samstag, den 22., und Sonntag, den 23. August, kann man sich bei der heurigen Archäologie am Berg wieder einen Eindruck von den aktuellen Arbeiten der Hallstatt-Forschung verschaffen. Von 10:00 bis 17:00 Uhr stellen wir in vielen interaktiven Stationen im Hallstätter Salzbergtal unsere Forschungsarbeiten vor. 

Ein besonderes Augenmerk gilt dieses Jahr natürlich der Stiegenübersiedlung und dem Bronzezeit-Kino der Salzwelten Hallstatt. Für Fragen zur Rettung und Analyse unserer guten, alten Stiege stehen wir dort gerne persönlich zur Verfügung. 

Das Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur, das auch die Stiegenhölzer untersucht hat, wird seine umfangreichen Analysen zu den Hölzern aus dem Hallstätter Bergwerk präsentieren. Daneben werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geologischen Bundesanstalt zeigen, wie sie mit unzähligen Elektroden und hunderten Metern von Kabeln den Boden auf der Suche nach verborgenen Spuren im Hallstätter Hochtal „durchleuchten“. 

Die Methoden der Experimentellen Archäologie, die in unsere Forschung einen besonderen Stellenwert hat, werden wir am Beispiel der Bronzeverarbeitung zeigen. Mit Hilfe von Blasebälgen werden wir die Legierung aus Kupfer und Zinn schmelzen und anschließend Beile und Schmuckstücke gießen.

Die auch für uns noch immer beeindruckenden Prozesse rund um das Zusammenstürzen der Bergwerksschächte vor 3000 Jahren und die Veränderungen der prähistorischen Landschaften werden wir mittels Computersimulationen sichtbar gemacht. Natürlich werden auch die neuesten Ergebnisse der heurigen Ausgrabung im berühmten Gräberfeld Hallstatt gezeigt. Für das leibliche Wohl stehen Althallstätter Köstlichkeiten und Exotisches aus dem Römischen Reich bereit.

Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher. Glück auf!


(Von Hans Reschreiter)

Bei Archäologie am Berg gibt es jedes Jahr etwas Neues zu bestaunen. (Bild: A. W. Rausch)