Donnerstag, 30. Juli 2015

Digging for Tuvas Secrets - Unser Blog-Tipp

Heute wollen wir Euch einen besonderen Weblog empfehlen, Digging for Tuvas secrets, an dem unsere Blogautorin Fiona Poppenwimmer mitwirkt. Der Blog begleitet die diesjährige Grabungskampagne der Russisch Geografischen Gesellschaft (RGO) in der Republik Tuva. Dort wird seit 3 Jahren eine bauvorbereitende Forschungsgrabung auf der Strecke einer künftigen Eisenbahnlinie zwischen Kyzyl und Kuragino durchgeführt. 

Vom 3. bis zum 30. August wird ein österreichisch-türkisches Team von zwei Basislagern aus arbeiten und Fiona wird zusammen mit Anna Riethus über ihre Erlebnisse dort berichten. Wir freuen uns schon sehr auf spannende Postings aus Südsibirien.

(Hans Reschreiter & Carmen Löw)

Donnerstag, 23. Juli 2015

Wer in Asparn eine Grube gräbt – Salzgewinnung aus Sole

Die Kochgrube mit der Feuerstelle und
je 12 Kalk- bzw. Quarzsteinen.
(Bild: Claudia Panenka)
Vom 25.6. bis 28.6.2015 konnten Studentinnen und Studenten des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien im Urgeschichtemuseum MAMUZ in Asparn/Zaya wieder frei nach dem Motto „learning by doing“ verschiedenste urgeschichtliche Techniken ausprobieren und analysieren.

Unser Experiment führte uns in die spannende Welt des urgeschichtlichen Kochens und zwar ganz ohne die Verwendung von Kochgefäßen, wie beispielsweise Keramiktöpfen, sondern nur mit Hilfe erhitzter Steine (sog. Kochsteine). Was das mit der Stiege aus dem bronzezeitlichen Bergwerk von Hallstatt zu tun hat? Das Kochen  in der Grube ist eine Technik, die auch für die Gewinnung von Salz aus Sole eignen könnte. Wenn es tatsächlich möglich ist, Wasser in einer Grube zum Kochen zu bringen, würde sich diese Technik auch zur Salzgewinnung eignen. Aber welche Steine sind dafür am besten geeignet? Wie hält man die Temperatur aufrecht? 


Nachdem wir eine Grube für 10 Liter Wasser ausgehoben hatten, dichteten wir sie mit insgesamt drei Lehmschichten ab, damit das Wasser nicht in den Boden sickern konnte. Zwei Tücher aus Leinen und Baumwolle boten zusätzlichen Schutz. Schließlich war unser „Gruberl“ fertig und wir konnten uns lehmverschmiert, aber glücklich auf das eigentliche Experiment stürzen!


Aller Anfang ist bekanntlich schwer und es dauerte einige Versuche bis wir den Dreh raus hatten. Grundsätzlich haben wir faustgroße Kalksteine und Quarzgeröll verwendet. Kalkstein wählten wir vor allem deshalb, weil in Irland, aber auch in skandinavischen Ländern verbrannte Kalksteine bei so genannten „burnt mounds“ (bedeutet übersetzt etwa „verbrannte Hügel“) gefunden wurden, die als Vorlage für unser Experiment dienten. 


Unser Abendessen: Wüstel und Gemüse.
Kochzeit: 15 Minuten. (Bild: Claudia Panenka)
Neben unterschiedlichen Formen experimentierten wir auch mit verschiedenen Methoden, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Schließlich stellten wir fest, dass runde Kalksteine, die wir im Feuer auf über 600°C erhitzen konnten, für unser Vorhaben am besten geeignet waren. Die Steine brauchten im Durchschnitt 20 Minuten bis sie die gewünschte Temperatur erreicht hatten. Und dann war es soweit: Das Wasser hat tatsächlich zu kochen begonnen und das in einer unglaublichen Zeit von nur wenigen Minuten!

Im Grunde braucht man für die 10 Liter Wasser 12 Steine, die man gleichzeitig erhitzt und dann in einem Intervall von 2-3 Minuten ins Wasser gibt. Dafür verwendeten wir selbst geschnitzte „Holzschaufeln“, wie sie bei einer eisenzeitlichen Fundstelle in Südtirol in einem Opfermoor in den Alpen gefunden wurden. Um die Temperatur konstant zu halten, muss man ca. alle 2 Minuten einen heißen Stein nachlegen, sonst pendelt sich die Wassertemperatur nach 20 Minuten bei ca. 50°-55°C ein. Im Wasser sind maximal 2 Steine zersprungen. Die Kalksteine sind grundsätzlich wiederverwendbar, aber Vorsicht ist geboten, weil uns ein Stein bereits im Feuer zersprungen ist. Wiedererhitzte Kalksteine speichern nicht mehr so viel Hitze, warum sie wohl nur zwei Mal zu verwenden sind. 


Am Ende des 3. Tages genossen wir schließlich zufrieden unsere selbst gekochten Paar Würstel und Karotten und überlegten, dass es grundsätzlich möglich sein müsste, in der Grube auch Salz zu gewinnen. Eine vollgrädige Sole könnte unserer Meinung nach in der Grube durchaus erhitzt werden! Damit kehrten wir nicht nur mit neuen Erkenntnissen zum Thema Kochgruben, sondern gleich auch mit einer neuen Forschungsfrage zur Salzgewinnung nach Wien zurück, die hoffentlich bald in einem neuen Experiment beantwortet werden kann.


(von Claudia Panenka)

Sowohl die Temperatur der Steine als auch die Wassertemperatur wurden regelmäßig gemessen. (Bild: Claudia Panenka)

Donnerstag, 16. Juli 2015

Bast so! - Der Film

Mit freundlicher Genehmigung des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz dürfen wir heute unseren treuen Leserinnen und Lesern die Experimente mit den Lindenbastseilen im Video präsentieren. Der Film "Auf Biegen und Brechen" ist in Chemnitz im Rahmen der Ausstellung SALZ BERG WERK noch bis Anfang Januar 2016 zu sehen.

(Red.)


Donnerstag, 9. Juli 2015

Das neue Lebensbild

Das neue Lebensbild zum bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt ist fertig. Das Lebensbild, das von Dominic Groebner gezeichnet wurde, zeigt den derzeit neuesten Stand der Erkenntnisse zu den Arbeitsabläufen im Hallstätter Salzbergwerk

Unter anderem wurde berücksichtigt, dass es unter den Bergleuten offenbar keine spezialisierten Gruppen gegeben hat, die ausschließlich mit bestimmten Arbeiten befasst waren. Wir gehen davon aus, dass der Großteil der Bergleute gemeinsam über mehrere Tage hinweg kleinstückiges Salz abgebaut hat. Anschließend wurde dieses Salz gemeinsam gesammelt, sortiert und anschließend an die Oberfläche transportiert.

Um sichtbar zu machen, dass diese Arbeiten zu unterschiedlichen Zeiten stattfanden, wurden sie im Lebensbild auf zwei Bildhälften aufgeteilt: Während des Salzabbaus, der rechts im Bild zu sehen ist, ruhen die Fördergeräte. In der linken Bildhälfte ist das Sammeln und Sortieren zu sehen.

Neu im Bild sind nun auch Arbeiten wie zum Beispiel das Reparieren und Reinigen der Stiege und der Werkzeuge. Eine Arbeitsplattform im Vordergrund mit Seilwinde (Haspel) ist nur angedeutet, da sich sowohl die Arbeitsplattform als auch die Haspel nicht sicher nachweisen lassen. Ergebnisse aus unserer experimentellen Forschung ließen sich durch beides jedoch gut erklären.

 (Von Carmen Löw und Hans Reschreiter)

Lebensbild zum bronzezeitlichen Bergbau im Hallstätter Salzbergwerk.
(Bild: D. Groebner - H. Reschreiter - NHM Wien)

Donnerstag, 2. Juli 2015

Bast so! - Ungebrochen

Hier das versprochene Ergebnis des Wechselbiegetests:

Unser dünnes, rekonstruiertes Seil hat dem Test auf der Wechselbiegemaschine des Instituts für Fördertechnik und Kunststoffe der TU Chemnitz lange standgehalten. Nach über 70.000 Zyklen haben die Prüfer es weitgehend unversehrt aus der Maschine genommen.

70.000 Zyklen: Das sind über 8 Tagen, an denen das Seil mit seinem Durchmesser von 15mm je 24 Stunden lang sechs Mal pro Minute unter einer Belastung von etwa 50 kg gebogen wurde. An der Biegestelle hatte sich der Durchmesser durch diese Prozedur auf 10mm verringert. Die KollegInnen von der TU vermuten, dass es diese Belastung bestimmt noch eine Woche ausgehalten hätte.

Die bronzezeitlichen Bastseile im Hallstätter Salzbergwerk haben als ordentlich was ausgehalten!


(Von Carmen Löw & Hans Reschreiter)

Der Durchmesser an der Biegestelle reduzierte sich nach etwa 70.000 Wechselbiegungen auf 10mm. (Bild: TU Chemnitz)