Donnerstag, 25. Juni 2015

Die Stiege in Zahlen

Die Stiege aus dem Salzberg von Hallstatt besteht heute aus insgesamt 78 Einzelteilen. Die beiden Spannschlösser und die Stiegenwangen mussten zur Übersiedlung in die neue Schaustelle der Salzwelten Hallstatt in jeweils drei Einzelteile zerlegt werden. Die langen Wangenteile, die am stärksten durch den Bergdruck in Mitleidenschaft gezogen worden waren, sind zudem mehrfach gebrochen. Die linke Wange besteht heute aus fünf Einzelteilen, die rechte aus neun.

 (Von Carmen Löw, Fiona Poppenwimmer & Mara Koppitsch)

Donnerstag, 18. Juni 2015

Bast so! - Auf Biegen und Brechen in der TU Chemnitz

Das Institut für Fördertechnik und
Kunststoffe der TU Chemnitz.
(Bild: H. Reschreiter - NHM)
Heute war der große Tag: Der Test unserer selbstgedrehten Seile stand an. Dazu reisten wir an die Technische Universität Chemnitz. Das Institut für Fördertechnik und Kunststoffe entwickelt und testet normalerweise Faserseile, die in Bergbau und Industrie eingesetzt werden. Unsere Rekonstruktionen der über 3000 Jahre alten Seile aus dem Hallstätter Salzbergwerk sollten dort dieselben Strapazen durchlaufen, wie moderne Förderseile. Für die Kolleginnen und Kollegen der TU war der Termin daher ebenso ungewöhnlich wie für uns. Bei unserer Ankunft in den Prüfräumen der TU war schon alles für die Tests vorbereitet; sowohl das dicke Bastseil als auch eines der dünneren Seile waren schon in die Prüfapparaturen eingespannt. 

Frank Findeiß von echtzeitMEDIA beim
Einrichten der Kameras.
(Bild: H. Reschreiter - NHM)
Nachdem der Versuchsaufbau besprochen war, die Prüfmaschine programmiert und alle Kameras von EchtzeitMedia eingerichtet waren, startete der erste Test. Der Schlitten mit dem Seil setzt sich in Bewegung. Man hörte das Knistern der Bastfasern und das Seil wurde immer länger – und dann bei über 600 Kilogramm Belastung riss der erste Strang. So jetzt war es kaputt. Natürlich waren wir gespannt auf die Ergebnisse der Tests, aber diese unumgängliche Zerstörung zu beobachten fiel uns schon ein wenig schwer. Immerhin hatten wir zwei Tage dazu benötigt, um unsere sorgfältigen Rekonstruktionen herzustellen. Beim Reißen knallte es richtig laut. Sofort wurde das nächste Seilstück eingespannt. Dieses brachte es auf knapp 860 Kilogramm. Das letzte noch verbliebene Stück des Seiles ging dann im dritten Versuch bei rund 500 Kilogramm zu Bruch. Obwohl unsere Seilrekonstruktion etwas dünner ist als das Original aus Hallstatt und wir es auch nicht geschafft hatten, sie so regelmäßig zu schlagen, erreichte sie bei den Tests also eine beachtliche Festigkeit.

Nachdem von unserem dicken 9m lange Seil nur noch kurze Stückchen übrig waren, ging es an den Test des dünnen Seiles. Auf der Wechselbiegemaschine waren 500 N (das entspricht ca. 50 Kilogramm) Belastung voreingestellt. Der Test sollte das Verhalten des Seiles unter dynamischer Belastung charakterisieren. 6 Mal pro Minute wurde das Seil hin und zurück über eine Rolle mit 15 cm Durchmesser gelenkt. Nach über 300 Biegezyklen waren noch überhaupt keine Abnutzungsspuren zu erkennen. Da absehbar war, dass das Seil noch längere Zeit den Belastungen würde standhalten können, ließen wir die Prüfmaschine weiter daran arbeiten und traten die Rückreise nach Wien an. Wir sind neugierig wie viele Zyklen es letztendlich überstehen wird. Die Kollegen der TU Chemnitz werden uns das Ergebnis mitteilen, sobald es feststeht. (Anmerkung der Redaktion: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogposts hält das Seil noch immer den Belastungen stand.) Jetzt schon ist klar, dass die Bastseile sehr gut zur Verwendung über Rollen und mit Haspeln geeignet sind.



(Bilder: F. Findeiß - echtzeitMEDIA)

Einmal mehr kommen wir also mit neuen Fragen ins Naturhistorische Museum nach Wien zurück: Das Seil, das wir im Bergwerk von Hallstatt gefunden haben, muss noch immer eine Bruchlast von mehreren Hundert Kilogramm aufweisen. Was also hat die Bronzezeitler bewogen, es im Betriebsabfall liegen zu lassen? Waren die Lasten, die sie durch die Schächte transportierten so groß, dass die Verwendung nicht mehr möglich war? Wollte man nicht riskieren, dass beim Herunterlassen eines langen dicken Grubenholzes, das Seil reißt und ein Teil der Schachteinbauten durch das herabstürzende Holz zerstört wird? 

Zum gesamten Vorgang der Herstellung des Seiles, von der Basternte bis zur fertigen Rekonstruktion und den Test an der TU ist ein Kurzfilm in Vorbereitung. Er wird gemeinsam mit einem Teil der beim Testen zerrissenen Seilrekonstruktion und dem Originalseil aus dem Bergwerk in der Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz ab dem 2. Juli 2015 zu sehen sein – und natürlich ein wenig später auch hier im Blog.



(Von Hans Reschreiter)

Die Reste unseres rekonstruierten Seiles.
(Bidl: H. Reschreiter - NHM Wien)

Donnerstag, 11. Juni 2015

Eröffnungsfeier Bronzezeit-Kino - Das lebendige Lebensbild



Für die Einfahrt in den Berg war die Kleidung
ein wenig kühl. (Bild: C. Löw- NHM)
Seit Jahren arbeiten wir zur Veranschaulichung unserer Forschungsergebnisse mit bronzezeitlichen Lebensbildern – und plötzlich sind wir selbst eines. An einem sonnigen Freitag Ende Mai, kommen PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen, interessierte Laien und die MitarbeiterInnen der Salinen Austria und der Salzwelten zusammen, zur  Eröffnung der neuen Stiegenschaustelle und des Bronzezeit-Kinos in Hallstatt. Unter den Leuten tummeln sich sechs merkwürdig gekleidete Gestalten die einem Film entsprungen zu sein scheinen, den die Gäste erst in Kürze sehen werden. Die beiden Kinder Udlo und Eri, sowie vier erwachsene MinenarbeiterInnen, dargestellt von dem Mitgliedern des Grabungsteams Mara Koppitsch, Fiona Poppenwimmer, Christian Seisenbacher und Daniel Brandner, präsentieren den Leuten, wie so eine bronzezeitliche Sippe aus Hallstatt ausgesehen haben könnte. 
Die bronzezeitliche Familie war auch im
Bronzezeit-Kino ein beliebtes Fotomotiv.
(Bild: C. Löw - NHM)

Sowohl Werkzeug, als auch die Gewänder sind Originalfunden nachempfunden. Ein großer Dank geht an unsere Expertin für Textilarchäologie Karina Grömer, die uns Ihre selbst hergestellten Gewänder zur Verfügung gestellt hat. Anfangs waren wir skeptisch, ob die leinenen und wollenen Gewänder für die niedrigen Temperaturen im Berg wirklich ausreichen würden. Doch bis auf die luftige Einfahrt mit der Lok, hat sich die Kleidung als absolut bergtauglich erwiesen und hielt uns doch ausreichend warm. Gewöhnen mussten wir uns trotzdem erst an das Gewand, da es doch an manchen Stellen zog, rutschte oder kratzte.


Eine spannende Frage, die wir uns schon länger stellen, ist die Qualität und der Tragekomfort urgeschichtlicher Schuhe. Da uns aus der Bronzezeit diesbezüglich noch kein Schuhwerk bekannt ist, griffen wir für unsere Darstellung - und zur Schonung unserer modern verwöhnten Füße - auf Rekonstuktionen eisenzeitlicher Schuhfunde aus Hallstatt und Hallein zurück. Die gesamt Sippe ist sich auf jeden Fall einig, dass diese den Test auf Bequemlichkeit und Bergtauglichkeit mehr als bestanden haben.

Mit vollem Einsatz legten die beiden Männer sogar ihre Brillen ab, um authentisch bronzezeitlich auszusehen und tappten so halb blind, aber tapfer lächelnd, durch das Hochtal. Doch natürlich waren wir für mehr gut, als nur zur Dekoration und als Tester bronzezeitlicher Gewandung. So standen wir auch für Smalltalk und hoffentlich informative Gespräche über Hallstatt, Archäologie, die Stiege und alles was dazugehört zur Verfügung. Auch weil wir Bezeichnungen wie „Keltensippe“ und „Steinzeitfrauen“ nicht auf uns sitzen lassen konnten…
Für uns war es jedenfalls ein großer Spaß und eine interessante Erfahrung, die wir hoffentlich bald auch auf experimenteller Basis wiederholen können. 

 (von Fiona Poppenwimmer und Christian Seisenbacher)

Die "Sippe" auf ihrem Weg durch das Hallstätter Salzbergtal. (Bild: F. Frühauf - SALZWELTEN)

Donnerstag, 4. Juni 2015

Eröffnungsfeier Bronzezeit-Kino – Der Festakt

Hannes Androsch und Josef Ostermayer
verschafften sich vor Ort einen eigenen
Eindruck von der neuen Stiegenkammer.
(Bild: F. Frühauf - Salzwelten)
Zur Eröffnung des neuen Bronzezeit-Kinos der Salzwelten Hallstatt, in dem die bronzezeitliche Stiege aus dem Salzberg von Hallstatt ihre neue Bleibe gefunden hat, sind zahlreiche Gäste gekommen. 

Der Geschäftsführer der Salzwelten GmbH, Kurt Thomanek, begrüßte die Anwesenden mit einer unterhaltsamen Rede und betonte, wie positiv die Zusammenarbeit aller Beteiligten verlaufen ist. Auch Stefan Maix, der Vorstandsvorsitzende der Salinen Austria AG, zeigte sich vom Verlauf des anspruchsvollen Projektes begeistert. Die Möglichkeit, das kulturelle Erbe im und am Hallstätter Salzberg einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sei eine angenehme Pflicht. Dass das archäologische Erbe nicht zuletzt auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine große Bedeutung für die Region hat, betonte der Bürgermeister von Hallstatt, Alexander Scheutz.

Natürlich kamen auch die leitenden Archäologen zu Wort. Anton Kern, der Leiter
Alexander Scheutz, Josef Ostermayer und
Hannes Androsch beim Festakt.
(Bild: F. Frühauf)
der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, stellte heraus, wie wichtig eine attraktive Präsentation der archäologischen Zeugnisse ist. Schon am Morgen bei der Pressekonferenz hatte er gesagt, dass die Zeit, in der man Funde in Vitrinen stopfte, vorbei sei. Es sei ihm und seiner Abteilung wichtig, verstanden zu werden.

Hans Reschreiter, der Grabungsleiter des Salzbergwerks Hallstatt, der die Stiegenübersiedlung leitete, wies noch einmal darauf hin, wie viele Menschen, wie viele unterschiedliche Institutionen und Disziplinen zum Gelingen der Stiegenübersiedlung und zur Errichtung des Bronzezeit-Kinos beigetragen haben. Das Ergebnis sei sehr gelungen und er sei besonders stolz auf sein Team, das diese Herausforderung so bravurös gemeistert hatte.

Eine große Freude war für alle Beteiligten, dass auch der Bundesminister für Kunst und Kultur, Josef Ostermayer, zur Eröffnungsfeier nach Hallstatt gekommen war. Der Minister stellte heraus, dass die Salzwelten mit der neuen Schaustelle und ihrem engen Kooperationsnetzwerk im Kultur- und Wissenschaftsbereich erneut ihren verantwortungsbewussten Umgang mit historischen Fundstücken und Originalschauplätzen unter Beweis gestellt hätten.

Neben dem Minister war auch Hannes Androsch anwesend. Der Vorsitzende des
Ausklang im Restaurant im Rudolfsturm.
(Bild: A. Kern - NHM Wien)
Aufsichtsrates der Salinen Austria AG und ehemalige Vizekanzler Österreichs betonte, dass es bei den Forschungen in Hallstatt nicht nur um das Horchen in die Vergangenheit gehe, sondern darüber hinaus, auch um Gegenwart und Zukunft.

Zum Abschluss des Festakts wurde die Stiege durch die beiden örtlichen Pfarrer  gesegnet. Danach erhielten alle Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich einen eigenen Eindruck vom Bronzezeit-Kino und der Neuaufstellung unserer Stiege im Berg zu verschaffen.

Im Restaurant im Rudolfsturm fand der schöne Nachmittag bei herrlichem Wetter und großartigem Ausblick auf den Hallstätter See einen angemessenen Ausklang.



(Von Carmen Löw)

(Bild: F. Frühauf - Salzwelten)