Freitag, 29. Mai 2015

Eröffnungsfeier Bronzezeit-Kino - Die Presseführung

Mit der Salzbergbahn ging es ins Hochtal.
(Bild: C. Löw - NHM Wien)
Heute war es endlich soweit: Die neue Stiegenkammer bzw. das Bronzezeit-Kino der Salzwelten Hallstatt wurde feierlich eröffnet. Das Grabungsteam, weitere mitwirkende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und eine ganze Menge Menschen, die die bronzezeitliche Stiege aus dem Salzberg von Hallstatt schon lange begleiten – alle waren sehr gespannt, wie das Endergebnis unserer Bemühungen wohl aussehen würde.

Als erstes wurden heute früh die Pressevertreter ins Schaubergwerk gebeten.  

Einfahrt in den Berg (Bild: Maria Seisenbacher)
Nach der Akkreditierung am Fuße des Salzbergs und einer kurzen Begrüßung durch Helga Pucher von den Salzwelten und Stefan Maix, den Vorstandsvorsitzenden der Salinen Austria AG, ging es mit der Salzbergbahn hinauf ins Hochtal. Das Wetter war großartig und der Blick aus der Bergbahn mal wieder dementsprechend atemberaubend.
Blick aus der Salzbergbahn auf den Hallstätter
See und den Ortsteil Hallstatt Lahn.
(Bild: C. Löw - NHM Wien)

Am Grabungshaus wurden die Journalistinnen und Journalisten  von einigen Mitgliedern des Grabungsteam in bronzezeitlicher Gewandung empfangen. Es waren die Vorlagen für jene Gewänder, mit denen die Familie in der Animation des neuen Bronzezeitkinos bekleidet ist, die das Team zusammen mit zwei Kindern – die Udlo und Erie darstellten – dort vorführte.

Die Einfahrt in den Berg ging rascher als bei den Führungen sonst üblich. Da die Stiege die letzte Schaustelle der Salzwelten ist, konnte sie gezeigt werden ohne alle die anderen Stationen zu passieren, wie zum Beispiel die lange Bergwerksrutsche und den eindrucksvollen unterirdischen Salzsee. 


Unsere Bronzezeit-Familie vor der
wiederaufgebauten Stiege.
(Bild: C. Löw - NHM Wien)
Die Vorführung begann mit einem Film, der auf die große Leinwand projiziert wurde, über deren Transport wir damals im Blog berichtet hatten. Hinter der Leinwand blieb die Stiege zunächst verborgen. Besonders schön war, dass es dem Film gelang zu zeigen, wie viele Menschen hinter der Hallstatt-Forschung stehen. Natürlich kann auch da nicht auf jede einzelne bzw. auf jeden einzelnen eingegangen werden, aber man erkennt, wie umfassend gearbeitet wird und wie sehr die Hallstatt-Forschung bemüht ist, alle aktiv einzubinden, die dabei helfen können, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen.

An den Dokumentationsteil des Films schließt ein animierter Teil an. Udlo und Erie endlich über die Stiege gehen zu sehen, war toll! Die Figuren schaffen es mühelos zu zeigen, was mit Worten so schwer zu erklären ist, nämlich wie man die Werkzeuge gebraucht, wie düster es war im Bergwerk und vieles mehr. 


Am Ende des Films wird sie dann sichtbar, unsere Stiege. Brett für Brett auseinandergenommen und exakt wieder zusammengesetzt, nun endlich als einmaliges Zeugnis der Technikgeschichte allen Besucherinnen und Besuchern des Bergwerks zugänglich! Ein großartiger Anblick! Es ist also geschafft und es ist gut geworden, sehr gut sogar. Das haben wir anschließend auch mit einem Festakt gefeiert, aber von dem berichten wir in einem der nächsten Postings.


(Von Carmen Löw)

Unsere Bronzezeit-Familie im Hallstätter Hochtal. (Bild: C. Löw - NHM Wien)


Sneak Peek - Eröffnungsfeier der Stiegenkammer

Hier ein erster Blick in die neue Schaustelle unserer Stiege in den Salzwelten Hallstatt:
(Bild: C. Löw - NHM Wien)


Donnerstag, 28. Mai 2015

Und so hat alles angefangen - Ein Blogpost von F. E. Barth

Das Protokoll, durch welches Margarita
Pertlwieser und Eckart Barth auf
die Fundstelle gestoßen sind.
(Bild: Kammergutvisitation 1748,
OberösterreichischesLandesarchiv
Linz, Salzoberamtsarchiv Gmunden,
Aktenschachtel 134, Folio 204)
Anlässlich der Eröffnungsfeier der neuen Stiegenkammer in den Salzwelten Hallstatt heute ein ganz besonderer Post: Fritz Eckart Barth, der fast 40 Jahre lang mit den Grabungen im Salzbergwerk Hallstatt befasst war, berichtet über den Beginn der Grabungen im Christian von Tuschwerk, in dem im Jahr 2003 die bronzezeitliche Stiege entdeckt wurde. (Red.) 

Im Jahre 1981 wurde damit begonnen, das im OÖ Landesarchiv in Linz vorhandene Archivmaterial bezüglich des Salzbergwerkes Hallstatt nach Erwähnungen von prähistorischen Bergbauspuren durchzusehen. Dabei hat sich der damalige „Gute Geist“ des Archives, Frau Margarita Pertlwieser, durch Sachkenntnis, Spürsinn und Ausdauer große Verdienste erworben. Ihr ist es zu danken, dass eine bei Schraml 1932 ohne Quellen- und genaue Ortsangabe genannte Fundstelle lokalisiert werden konnte. 

Die Erwähnung befindet sich in der Kammergutvisitation des Jahres 1748, in der das ganze  damalige Bergwerk Schritt für Schritt beschrieben wird, und sie lautet: „Weither Von alda Obiger Schachtricht noch hinein 40 Stäbl wahrr Vor deme Rechter seithen Zu den and[er]ten Kherrn Verwässer Schöpffbau Ein Gruebofen 25 Stäbl lang außgefang[e]n worden. Da mann aber Alda in ein uraltes Gebäu komben, wo das bösste Kherrn Werch hierordts und Schaidten Spann und der gleichen Unrats zu sehen warr, hat mann Solches widerumben Verlassen.“ 

Das erste Foto nach der Wiedereröffnung
der Stelle 1991 (Bild: S. Hemetsberger)
Aufgrund dieser Angaben war es möglich die Stelle genau zu ermitteln. Sie war von besonderem Interesse, weil von einem alten Gebäu die Rede ist. Wenn Bergleute von einem Grubengebäude sprechen, meinen sie das ganze System von Stollen, Schächten und Abbauorten. Daher wurde die Hoffnung geweckt, es könnte sich um einen noch offenen Grubenteil handeln. 

Allerdings gab es in der Salinenverwaltung Hallstatt selbst keinerlei weitere Hinweise, der Grubenoffen war auch in keiner Karte eingezeichnet. Deshalb wurden noch im gleichen Jahr an der angegebenen Stelle die Verlegbretter zwischen zwei Stempeln entfernt und festgestellt, dass sich dahinter tatsächlich ein Stollenanfang 
befindet, der noch 6,20 m schliefbar war.

Im Jahre 1990 wurde die Stelle in das Forschungsprogramm der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien aufgenommen und damit begonnen die Strecke auszuräumen bzw. neu aufzufahren. Der Stollen war nämlich nicht verbrochen, sondern allmählich zugewachsen, so dass er nur mehr an den Resten einer Spurnagelbahn an der Sohle zu erkennen war. 

Der erste Teil der Fundstelle mit dem
noch teilweise offenen barocken Stollen.
(Bild: F. E. Barth)
Am 25.9.1991 wurde nach einer Streckenlänge von 18 m das Heidengebirge erreicht. Die entsprechende Eintragung im Grabungstagebuch lautet: „Um 7 Uhr kommt Bergarbeiter Gerhard Hubner zur Hütte und meldet, dass das Heidengebrige erreicht ist. Ich gehe mit hinein. Durch das Loch sieht man in die alte Strecke einige Meter hinein. Zur Hälfte voll mit Sole. Beide Ulmen, aber besonders links ein ganzer Wald von Spänen.“

Die Hoffnungen auf einen noch offenen Grubenteil aus prähistorischer Zeit haben sich damals im Tuschwerk zwar nicht erfüllt, dennoch hat sich die Fundstelle aus vielerlei Gründen als besonders aufschlussreich erwiesen. Die bis heute fortgesetzten Grabungen haben unter anderem zum Fund unserer Stiege geführt. 

(Von Fritz Eckart Barth) 

Einer der ersten Eindrücke der Fundstelle mit dem Seil. (Bild: F. E. Barth)

Dienstag, 12. Mai 2015

Danke, wir machen weiter!

Liebe Leserinnen und Leser,

beinahe eineinhalb Jahre lang haben wir mit unserem Weblog die Umsiedlung und die Erforschung der bronzezeitlichen Stiege aus dem Salzberg von Hallstatt begleitet. Die neue Schaustelle, in der die Stiege von den Besucherinnen und Besuchern der Salzwelten im Rahmen des regulären Führungsprogramms besichtigt werden kann, ist nun fertig. 

Unsern Blog wollten wir damit eigentlich enden lassen. Da es aber doch noch einige Hintergrundberichte gibt, die wir Euch nicht vorenthalten wollen, und es auch immer wieder neue Forschungsergebnisse gibt, wollen wir den Stiegenblog noch eine Weile fortführen. Die Postings werden allerdings nur sporadisch erfolgen können. Dafür bitten wir um Verständnis.

Dass die Übersiedlung der Hallstätter Stiege - so anspruchsvoll und herausfordernd das Projekt inhaltlich auch war - nicht nur ein großer Erfolg wurde, sondern jedem und jeder einzelnen von uns auch wirklich viel Freude bereitet hat, lag vor allem an der tollen Zusammenarbeit aller Beteiligten. Besonders großartig war für uns darüber hinaus das enorme Interesse, auf das unsere Arbeit stieß. Dass wir so viele Leserinnen und Leser erreichen würden, hatten wir ebenso wenig erwartet, wie die vielen positiven Rückmeldungen, die wir erhalten haben. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön an alle. 


Bis bald und Glück auf!


(Von Hans Reschreiter und Carmen Löw) 


Donnerstag, 7. Mai 2015

Hallstatt und de Gschicht mid sein Soiz

Beim Surfen im Internet kommt es ja gelegentlich vor, dass man völlig unverhofft auf richtig tolle Seite stößt. So etwas ist kürzlich unserer Expertin für die Hallstätter Textilien, Karina Grömer, passiert und seither kursiert ein Link in der Hallstatt-Forschung und in den Salzwelten, den wir unseren treuen Leserinnen und Lesern nicht länger vorenthalten wollen. Es geht nämlich um Hallstatt und de Gschicht mid sein Soiz! Hinter diesem Titel steckt ein Eintrag auf dem Bayrisch-Östareichischn Wikipedia, den wir hiermit wärmstens weiterempfehlen.

(Von Carmen Löw)



Dienstag, 5. Mai 2015

Von Ringen und Daten – Ein Interview mit Michael Grabner von der BOKU Wien

Michael Grabner beim Beproben
der Hallstätter Stiege.
(Bild: NHM Wien)
Michael Grabner forscht am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der BOKU Wien. Seit 2002 leitet er die Untersuchungen zur Holztechnologie an den Hölzern aus dem Hallstätter Salzberg. Durch die Übersiedlung der Stiege in die neue Schaustelle der Salzwelten Hallstatt hatte er die Gelegenheit, dieses außergewöhnliche Zeugnis der Technikgeschichte ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Letzte Woche habe ich ihn gebeten, mir zu erklären, was er genau mit den Hölzern aus dem Salzberg von Hallstatt macht und was an ihnen so besonders ist.

CL: Michael, wir haben den Begriff "Jahrringanalyse" hier schon oft verwendet. Wie funktioniert diese Methode?
 

MG: Im Grundprinzip ist es ein Vergleich von Jahrringbreiten-Serien, die aus den Jahrringbreiten von vielen Hölzern gebildet werden. Es ergibt sich ein Muster von breiten und schmalen Jahrringen ausgelöst durch gute und schlechte klimatische Jahre. Die Hölzer  müssen dafür allerdings mindestens eine Abfolge von 30-50 Jahrringen aufweisen. Dann können Datierungen jahrgenau vorgenommen werden.

CL:  Die Hölzer aus dem Hallstätter Bergwerk sind ja sehr gut erhalten, erleichtert das die Jahrringanalyse?
 

MG: Ja, das erleichtert die Analyse natürlich sehr, weil auch das Beproben sehr unproblematisch ist. Bei den Holzfunden z. B. aus Feuchtböden, in denen sich Hölzer in der Regel ja auch recht gut erhalten, bedingt die Analyse oft die Zerstörung des Fundobjektes. Außerdem ist bei den Hölzern aus dem Hallstätter Bergwerk auch die Holzart leicht erkennbar und das Messen sehr einfach.
 

CL: Wir haben ja im Blog schon über die Untersuchung der Stiegenteile im CT berichtet. Habt Ihr die Hölzer der Stiege anders untersucht als die anderen Hölzer aus dem Bergwerk?
 

MG: Ja und nein, wir haben auch die Stiege schon in der üblichen Weise beprobt, indem wir kleine Bohrungen gemacht haben. Durch die Demontage ergab sich aber die Möglichkeit, sich wirklich alle Stücke anzuschauen. Wir wollten möglichst zerstörungsfrei vorgehen und haben deshalb nach einer neuen, alternativen Methode gesucht. Die im CT erreichbare Auflösung war aber leider weniger gut als erhofft. Vor allem ganz schmale Ringe haben wir darin mitunter gar nicht erkennen können.

CL: Die Jahrringanalyse beruht ja auf Vergleichen mit anderen Kurven. Passen die Hölzer aus Hallstatt dort gut hinein?
 

MG: Nicht unbedingt, da gibt es mehrere Schwierigkeiten. Zum einen gibt es für diesen Zeitraum kaum chronologische Vergleichsreihen. Zwar gibt es eine vom Dachstein, aber die besteht aus Hölzern von der Waldgrenze und darüber. Diese hochalpine Kurve besteht zudem ausschließlich aus Lärchenholz.

CL: Reagieren die verschiedenen Holzarten denn so unterschiedlich auf klimatische Veränderungen?
 

MG: Sie reagieren geringfügig unterschiedlich. Das führt zu feinen Unterschieden in den Kurven und macht den direkten Vergleich schwieriger. 

CL: Für die Hallstatt-Hölzer gibt es also keine exakt passende Vergleichsreihe?
 

MG: Es gibt sowohl hochalpine als auch Tieflagenchronologien, z.B. die Tiroler Zirbenkurve oder die Süddeutsche Eichenchronologie. Hallstatt ist aber weder hochalpin noch Tiefland. Hallstatt hat außerdem eine kleinräumige klimatische Sondersituation, wie wir von den historischen Hölzern aus diesem Gebiet wissen. 

CL: Stammen diese historischen Hölzer auch alle aus dem Bergwerk?

MG: Viele schon, aber nicht alle. Wir haben zum Teil auch Hölzer aus historischen Gebäuden untersucht, z. B. aus Gosau.


CL: Dann ist es also nicht so leicht, für die Stiege ein zuverlässiges Datum zu ermitteln?

MG: Nein, aber diese Faktoren waren bei der Stiege nicht das größte Problem. Das bestand nämlich vor allem in der Kürze der Jahrringreihen der Stiegenhölzer. Viele Stücke haben unter 30 Ringe und sind damit für diese Analyse nicht geeignet. Viele andere Hölzer der Stiege haben zwischen 30 und 50 Jahrringen und liegen damit gerade an der Grenze des Auswertbaren. Das größte Stück bei der Stiege hat übrigens rund 100 Jahrringe.


CL: Wenn die Hölzer aus Hallstatt so speziell sind, haben sie dann für die Forschung im Allgemeinen überhaupt eine Bedeutung oder sind sie aufgrund des speziellen Klimas nur von lokaler Bedeutung?
 

MG: Nein, sie haben definitiv eine überregionale Bedeutung, denn sie liefern eine lange chronologische Reihe, die dann eine solide Vergleichsbasis für andere Forschungen bietet.

CL: Wie viele Hölzer aus Hallstatt habt Ihr schon untersucht?
 

MG: Ich weiß es nicht genau. Ich schätze, über 2000 Stücke werden es inzwischen schon gewesen sein.

CL: Was war das Beeindruckendste, was Ihr bislang mit den Hallstatt-Hölzern erlebt habt?
 

MG: Der gute Erhaltungszustand beeindruckt uns immer wieder aufs Neue. Die Datierungen selbst sind für uns in der Regel weniger spektakulär. Durch die Erkenntnisse aus der Archäologie wissen wir ja  in der Regel schon vorher, in welchem Zeitfenster wir uns bewegen.

(Von Carmen Löw)
Hölzerne Werkzeugstiele aus den prähistorischen Bergwerken von Hallstatt.
(Bild: A. W. Rausch - NHM Wien)