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Teil des Förderseils aus dem bronzezeitlichen Bergbau im Hallstätter Salzberg (Bild: Hans Reschreiter - NHM) |
Wenn von unserer bronzezeitlichen Stiege aus dem Salzbergwerk von Hallstatt die Rede ist, ist
das große Thema natürlich immer der Transport des über 100m tief im Bergwerk abgebauten Salzes an die Oberfläche. Wie aber gelangte es nach oben?
Diese
Frage stellte sich natürlich schon immer, einen besonderen Anstoß bekam sie
aber 1992, mit dem Fund eines 4cm dicken Seiles aus Lindenbaststreifen, in
dessen Nähe ein Jahrzehnt später die Stiege gefunden werden sollte.
Dieses
dreischäftig gedrehte Seil stellt allem Anschein nach die zentrale
Fördereinheit durch den Schacht des bronzezeitlichen Bergbaus dar.
Die nähere Betrachtung des Seiles wirft natürlich eine Menge Fragen auf: Wie
groß war die Tragfähigkeit? Wie genau wurde das Seil bedient? Wie groß war der
Abrieb und Verschleiß, sprich: wie oft musste das Seil erneuert und
ausgetauscht werden? Mit welchen Techniken wurden Seile in der Bronzezeit
hergestellt?
Zur Beantwortung oder zumindest Annäherung an diese Fragen, bieten sich vor
allem die Methoden der experimentellen Archäologie und der Ethnographie an.
Wesentliche Erkenntnisse brachte hier das „Dadobat“-Projekt der BOKU Wien
in
den Jahren 2006 bis 2010.
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Herstellung
eines Seiles aus Fasern des Baobab (Bild: Heather Leach) |
Hierbei wurde die Arbeit von Seilern in Mali, Westafrika, die traditionell
Seile aus der Faser des Affenbrotbaums herstellen, dokumentiert und archäologisch
relevante Fragen zu ihrer Arbeitsweise, Technik und Material gestellt. Auch
ließ man sie Seile aus dem ihnen eigentlich unbekannten Material Lindenbast
herstellen, anhand derer Vergleiche zu den bronzezeitlichen Originalen
angestellt werden können.
Auch auf dem Sektor der experimentellen Archäologie gibt es bereits einige
spannende Arbeiten zu diesem Thema, so beispielsweise von Bettina Gabriel zu
Bindematerialien aus Bast und Gras aus dem Christian-von-Tusch Werk und von Christian
Seisenbacher zu Seilwinden im
prähistorischen und historischen Bergbau und deren Fördertechniken.
Dafür werden wir eine originalgetreue Rekonstruktion des bronzezeitlichen Seils aus
dem Salzberg von Hallstatt anfertigen und anschließend auf den Prüfmaschinen der
Technischen Universität auf Herz und Nieren testen.
(Fiona
Poppenwimmer und Hans Reschreiter)
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Gewinnung
des Bastes des Affenbrotbaumes (Baobab) in Mali (Bild: Heather Leach) |