Dienstag, 15. Juli 2014

Mai 2014: Bergungs-Endspurt im Salzberg

Das letzte Wangenstück der Hallstätter
Stiege wird geborgen.
Der Abtransport des Stiegenteils ist durch
die Enge im Hallstätter Salzberg schwierig.
Kaum ist der Schnee im Hallstätter Hochtal geschmolzen geht es auch schon wieder los. Diesmal geht es darum, die letzte im Berg verbliebene Stiegenwange endgültig freizulegen und aus dem Christian-von-Tusch Werk der Saline zu bergen.


Die Wange wird aus dem aus Heidengebirge bestehenden Abraumhaufen geborgen, zerteilt und aus dem Berg befördert, wonach sie weiter bearbeitet und dokumentiert werden kann.

Noch scheint es unvorstellbar, die viel zu groß wirkenden Stücke durch die engen, niedrigen Stollen zu manövrieren. Doch nichts ist unmöglich im Hallstätter Salzberg!

(Von Fiona Poppenwimmer und Mara C. Koppitsch)

Montag, 7. Juli 2014

Mai 2014: ...und täglich grüßt das Stiegenteil

Nachdem wir dabei waren, wie die Stiege aus dem Hallstätter Salzberg geborgen wurde, sie vor und nach der Freilegung dokumentiert, die einzelnen Teile unzählige Male ein- und wieder ausgepackt, ins Naturhistorische Museum Wien und durch den Scan begleitet und letztendlich bis ins kleinste Detail untersucht und kartiert haben, ist die Dokumentation der Auftritte und Distanzbretter vorerst abgeschlossen.
Ein seltsames Gefühl, alle Teile wieder fein säuberlich verpackt und in Kisten geschlichtet zu sehen, alle Gerätschaften die zu ihrer Bearbeitung notwendig waren weggeräumt, als wären wir nie hier gewesen. (Ja, direkt sentimental könnte man werden...!)
Gerade der Prozess der Kartierung hat so viele neue Fragen und Möglichkeiten eröffnet, dass wir fast das Gefühl hatten nochmal von vorne beginnen zu können, um diese weiter durchdenken und überprüfen zu können (was einerseits sehr motivierend und auf der anderen Seite auch ziemlich entmutigend ist
Doch bald schon sollen die Stiegenbretter in die Trocknungsanlage nach Tulln gebracht werden, um dann weiterzureisen nach Leoben, wo sie mittels CT untersucht werden.
Doch dazwischen geht es jetzt erst einmal nach Hallstatt, wo das letzte im Berg verbliebene Stück der Stiege geborgen und abtransportiert werden soll.
In diesem Sinne: Glück auf!


(Von Fiona Poppenwimmer und Mara C. Koppitsch)

Donnerstag, 3. Juli 2014

Ende April 2014: Das Risiko der Namensgebung oder: der Untergang einer Theorie

Wie viele Fragen sich bei der genaueren Betrachtung der Stiegenteile aus dem Hallstätter Salzberg aufwerfen und wie viele mögliche Gedankenmodelle sich auftun ist kaum zu glauben. Im Eifer des Gefechts fällt es daher oft schwer, sich nicht auf eine Interpretation zu versteifen. Denn wenn eine Idee zu einer bestimmten Beobachtung einen einmal gepackt hat, lässt man sie sich natürlich ungern wieder ausreden (was bei unserem zumindest dreiköpfigen Team während der Aufnahme zu durchaus hitzigen Diskussionen führt). Doch je mehr verschiedene Stiegenteile wir in Händen halten, desto mehr Möglichkeiten der Interpretation bieten sich an, je nach dem unter welchem Gesichtspunkt man es gerade betrachtet.

Ob es sich bei den vorläufig als „Putzspuren“ bezeichneten Abnutzungen der Bretter tatsächlich um Spuren von einer Reinigung der Stiege handelt? Haben die „Markierungen“ genannten Dreiecke und Hacker wirklich die ihnen von uns zugeschriebene Bedeutung? Generell ist das so eine Sache mit den Namen. Einem Detail einen Namen zu geben kann voreilig sein. Denn jeder Name erzeugt ein Bild, das je nach Herkunft, Kultur, Alter und unzähligen anderen Faktoren variieren kann. In unseren Breiten hat man bei dem Wort „Stiege“ sofort das Bild einer Konstruktion aus mindestens zwei, in Seitenteile eingepassten, waagrecht stehenden Stufen vor Augen. Dass dies nur der Standard der heutigen Zeit in Mitteleuropa, oder genauer, in Österreich, ist (in Deutschland beispielsweise kann man mit dem Begriff „Treppe“ wesentlich mehr anfangen) wird dabei meist nicht bedacht.


Die Hallstätter Stiege im Tiefspeicher des
Naturhistorischen Museums Wien.
Genauso gehen wir, wenn die Interpretation einer - wie auch immer bezeichneten - Steighilfe einmal gefallen ist, davon aus, dass sie genau so beschaffen ist, wie wir uns nun mal eine Stiege vorstellen. In diesem speziellen Fall offenbar unberechtigt. Gingen wir bis vor kurzem davon aus, dass die bronzezeitlichen Bergleute, wie bei uns heute üblich, flach auf waagrecht stehenden Stufen spazierten, so zeigen die Auftritte an der Vorderkante deutlich stärkere Abnutzung als auf der Fläche. Sie steckten also mit nach oben stehender Vorderkante in den Wangen und die Bergleute gingen direkt auf der Kante. Wenn man mit unserer Art Stiegen zu steigen aufgewachsen ist, einfach kaum vorstellbar. So schnell ist also eine Theorie die man jahrelang im Brustton der Überzeugung preisgab dahin. Herzlichen Dank Richard Darrah! Dafür, dass er unsere Theorie in Grund und Boden interpretierte und  damit Raum für eine gedankliche Weiterentwicklung und eine Menge neuer Möglichkeiten schuf.

Hieraus ergeben sich natürlich wieder neue Fragen: Wie gingen die bronzezeitlichen Bergleute über die Stiege? Gerade, seitlich oder ganz anders? Wie kommen partiell auch flächigen Beanspruchungen zu Stande? Wie viele Leute mussten in welchem Zeitraum über die Stiege gehen um einen Abschliff von dieser Intensität zu erzeugen? Kann man daran ablesen wie groß die darunter gelegene Abbauhalle war und wie viel Salz daraus gefördert wurde?
Ein erster Schritt zur Beantwortung dieser Fragestellungen wird die Auswertung der technischen Aufnahme und der genaue Vergleich aller Hölzer sein. Außerdem brennen wir darauf, durch verschiedene Experimente einen Einblick in die Benützung der Stiege zu bekommen. Schon jetzt kann ich keine Holztreppe mehr betreten, ohne ihren Abschliff zu analysieren. Aber jeder braucht seinen Spleen... 


(Von Fiona Poppenwimmer)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Mitte April: Werkzeuge und ihre Spuren

Eine unserer vielen Fragen rund um die Stiege aus Hallstatt ist, ob man Hinweise finden kann, die uns Aufschluss auf die damals verwendeten Werkzeugarten geben. 
Die Hallstätter Stiege verrät Vieles
über prähistorische Werkzeuge.

Da bei den meisten Stiegenhölzern nur die Unterseite und die Enden freigelegt wurden, damit etwas vom „bronzezeitlichen Dreck“ für spätere Untersuchungen erhalten bleibt, ist es nicht immer möglich alle Spuren zu erkennen. Oftmals jedoch sind auf der Fläche oder auch an den Fasen Werkzeugspuren, vom Zurichten oder möglicherweise auch vom späteren Reinigen, erkennbar. Bei einigen Stiegenteilen kann man dann unterscheiden, ob eher ein pickel- oder doch ein dechselartiges Werkzeug benutzt wurde. Ein paar wenige der Stücke geben sogar die Möglichkeit, die Klingenbreite des verwendeten Werkzeugs festzustellen.

Des Weiteren waren an der Unterseite oftmals Hackspuren, entweder einzeln oder in Gruppen stehend, sichtbar und auch V-förmige/dreieckige Spuren konnten wir beobachten. Ob es sich hier um etwaige Markierungen handelt und wenn ja, was diese dann für eine Bedeutung haben könnten, ist unklar. Ein spannendes Thema, welches uns wohl noch einige Zeit beschäftigen wird.       


(Von Mara C. Koppitsch)