Sonntag, 26. September 2021

Kaltes Wasser, Gatsch, uraltes Holz und jede Menge zu Denken - Praktikum in Hallstatt

Die letzten vier Wochen in Hallstatt vergingen wie im Flug! 

Panoramasicht auf Hallstatt - wo die Zeit wohl wie im Flug vergeht.
(Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Hallo, mein Name ist David Wieser und ich durfte heuer ein vierwöchiges Praktikum in Hallstatt absolvieren. Ich studiere „Urgeschichte und Historische Archäologie“ im Master an der Universität Wien. Schon während des Studiums sammelte ich Erfahrungen auf verschiedenen Ausgrabungen und bei mehreren Grabungsfirmen. Meine Interessen liegen in der Erforschung der prähistorischen Landschaft und deren Nutzung, der Experimentalarchäologie und altem Handwerk, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit und der Wissensvermittlung. Das Praktikum in Hallstatt war sehr abwechslungsreich, in dieser Zeit konnte ich viel Neues lernen, habe einzigartig Dinge gesehen, spannende Gespräche geführt und neue Freundschaften geschlossen.

Der tägliche Weg zur Arbeitsstelle im Berg - Grabung
einmal anders. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)

Zu Beginn der diesjährigen Kampagne bereiteten wir die Fundverwaltung vor und bauten die Waschanlagen auf, diese nahmen wir auch gleich in Betrieb. So konnte ich auch von Anfang an einen breiten Überblick über das außergewöhnliche Fundspektrum bekommen, das mich in den nächsten Wochen im Berg erwartete. 

Arbeit an der Waschanlage und eingehendes
Inspizieren des Fundspektrums. (Foto: V. Laaha - NHM Wien)

Die Ausgrabung im Berg begann kurz darauf, diese unterscheidet sich in so ziemlich allen Aspekten von den Ausgrabungen, bei denen ich bisher mitgearbeitet habe. Arbeitsausrüstung, Werkzeug, Arbeitsabläufe sowie das Arbeitsumfeld sind grundverschieden. Ich arbeitete vor allem im „Christian-von-Tuschwerk“. Schrämmen, Pfriemeln, Förden und Aussortieren gehörten zu meinen Hauptbeschäftigungen im Bergwerk. 

Stück für Stück wird die prähistorische First
freigepfriemelt. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
 
Aber auch die Instandhaltung einer solchen „Baustelle“ nimmt viel Zeit in Anspruch. Im Normalfall arbeiteten wir in Zweiergruppen. Der Vortrieb durch die archäologischen Schichten mit Presslufthammer und Pfriemel ist kräftezehrend und beanspruchend, das Förden mittels Scheibtruhe in den schmalen Gängen des Bergwerkes stellte mich, trotz viel Erfahrung, immer wieder vor neue Herausforderungen. Beim Sichten und Vorsortieren des Materials an der Fundrutsche, kamen dann die besonderen Funde zum Vorschein: Schnüre aus Bast, Wollfäden aber auch Textilteste sowie Rohhaut- und Fellstücke gehören zu den außergewöhnlichen Funden, die für das Bergwerk typisch sind. Am meisten beeindruckten mich aber die Unmengen an Holzfunden

Scheibrtuhenfahren in den engen Gängen will
gelernt sein. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)  

An der Fundrutsche kommen viele Funde aus dem
abgebauten Material zutage. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
  
Neben dem arbeitsintensiven Stunden untertage unternahmen wir auch kleinere und größere Exkursionen durch den Berg zu den verschiedenen prähistorischen Fundstellen im Hochtal aber auch auf das Dachsteinplateau. Diese spannenden Ausflüge durch die idyllische Natur waren sehr lehrreich und mit vielen Informationen gespickt. Die Exkursion auf das Dachsteinplateau geleitet von Kerstin Kowarik war besonders aufregend, da wir Sedimentbohrungen durchführten, die zu einem besseren Verständnis der Landschaftsnutzung in der Vergangenheit führen sollen. 

Auch am Abend kann man viel Neues lernen. Zum Beispiel wie
man Leuchtspäne spaltet... (Foto: D. Brandner - NHM Wien)

...oder das Herstellen von Lampenfett.
(Foto: H. Reschreiter - NHM Wien)

Abschließend möchte ich mich für die unvergesslichen vier Wochen bedanken: Danke für die Möglichkeit mitzuarbeiten; danke an das gesamte Grabungsteam, dass so viele Menschen so unkompliziert miteinander arbeiten können, das ist immer eine schöne Erfahrung; danke für die spannenden Gespräche und die vielen neuen Freundschaften, das gute Essen und die lustigen Abende in der Schmiede. 

Im Team arbeitet es sich am besten, auch beim Einfahren
mit dem Hunt. (Foto: D. Brandner - NHM Wien)
 

Zum Schluss noch ein Funfact: Insgesamt habe ich mir 137 Mal den Kopf im Berg angestoßen - glücklicherweise mit Helm und abnehmender Intensität. 


von David Wieser 

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