Abb. 1: Rekonstruktion der Arbeiten unter Tage samt authentischer Beleuchtung und Kleidung. (Foto: R. Lamprecht) |
Die Beleuchtung
ist naturgemäß mindestens genauso alt wie der untertägige Bergbau selbst.
Schon
bevor man begann, im Berg nach wertvollen Mineralen zu schürfen, verwendete man
einfache Fettlampen aus Stein zur Ausleuchtung von Höhlen, in die sich der
Mensch aus den verschiedensten Gründen begab. Das prominenteste Beispiel dürften
die bekannten Höhlen und die darin befindlichen Malereien von Lascaux sein, wo
bereits vor 17.000 Jahren Fett- bzw. Öllampen verwendet wurden. Durchaus
erstaunlich ist, dass nur geringfügig weiterentwickelte Formen dieser
Beleuchtungsart bis in die jüngste Vergangenheit verwendet wurden (Abb. 1). Im Beispiel von
Hallstatt waren sogenannte Unschlittlampen sogar bis vor etwas mehr als 100
Jahren im Einsatz!
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Abb. 2: „Schwazer Lampe“ aus dem Tiroler Bergbau- und Hüttenmuseum Brixlegg. A: Schneppe (Dochtschnauze), B: Daumenrast, Tragloch oder Griffloch. (Foto: R. Lamprecht) |
Im großen Stil wurden Fettlampen im hoch- und spätmittelalterlichen Erzbergbau verwendet. Ausgehend vom sächsischen Raum, wo sogenannte Schalenlampen mit Griffloch (Abb. 2) bereits im 12. Jahrhundert in Gebrauch waren, verbreiteten sich Abwandlungen davon in ganz Mitteleuropa. Spätestens im 15. Jahrhundert setzte sich diese Art des Geleuchts auch im Tiroler Raum durch (Abb. 3), auf dem im Folgenden etwas näher eingegangen werden soll. Bei gelegentlichen Grabungen und Prospektionen im Montanrevier Schwaz-Brixlegg, in dem im Hoch- und Spätmittelalter in großem Stil sogenanntes Fahlerz (eine Verbindung aus Kupfer, Silber und anderen Mineralen) gewonnen wurde, tauchten gelegentlich die „Schwazer Lampen“ auf. Meist als archäologischer Beifang abgetan wurde dieser Fundgattung lange keine größere Beachtung geschenkt, bis eine Gruppe junger Nachwuchsarchäolog*innen der Universität Innsbruck beschloss, der Herstellung und Verwendung der „Schwazer Lampe“ auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen hier präsentiert werden.
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Abb. 3: Funktionsweise einer Schalenlampe. A: mit Griff, B: in der Hand gehalten, C: auf dem Kopf balanciert. (Abbildungen: Agricola 1556 (erneut publiziert durch Hoover 1912), S. 193, 194, 213) |
Aufgrund von praktischen Versuchen stellte sich heraus, dass die aus einer flachen Schale bestehenden Grundform der Lampe höchstwahrscheinlich auf der Töpferscheibe gedreht und mit wenigen Handgriffen in eine dreieckige Form gezogen wurde. Wichtig war dabei die, sich dadurch am vorderen Ende der Lampe bildende, flache Stelle, in der ein Docht liegen kann. In einem letzten Schritt wurde eine konische Tülle an das hintere Ende der Lampe eingesetzt, die als Trage- und Steckvorrichtung fungierte. Nach dem Brennen der Keramik kann die Lampe mit dem Brennmittel befüllt werden, das im Falle der „Schwazer Lampe“ aus Unschlitt (ausgekochtem Rinderfett) bestand. Zur Herstellung des Unschlitts eignet sich besonders das Fett, das sich zwischen den Organen eines Rindes befindet, da es beim Aushärten eine wachsartige Konsistenz erlangt (Abb. 4). Nachdem die ca. 30 Gewichtsprozent Wasser aus dem Fett durch eine Hitzequelle (offenes Feuer, Herdplatte, etc.) gekocht wurde, war das Brennmittel gebrauchsfertig.
Abb. 4: Ausgehärtetes (links) und noch flüssiges (rechts) Unschlitt. Unschlitt härtet unter 40 °C vollständig aus. (Foto: R. Lamprecht) |
Als letzte Komponente fehlte der Lampe somit nur noch ein Docht, der aus einem saugfähigen Material bestehen muss. In einer Versuchsreihe stellte sich heraus, dass beinahe alle Stoffarten als Dochtmaterial geeignet sind. Historisch überliefert ist die Verwendung von alten Gewandresten aus Leinen, Baumwolle oder aber auch Asbest, der als unverbrennliches, aber dennoch saugfähiges Material ein nahezu idealer Grundstoff für die Herstellung von Dochten ist. Bei regelmäßiger Wartung („Dochtputzen“) war im Experiment zu beobachten, dass ein Docht von geläufiger Größe etwa 10 g Unschlitt pro Stunde verbraucht, womit eine „Tagesration“ zwischen 80 g und 100 g Unschlitt betragen haben dürfte. In einem Praxistest unter Tage zeigte sich, dass die Flamme durchaus windstabil ist und vollkommen zur Ausleuchtung während des Einfahrens (Hineingehens) und der Arbeit unter Tage ausreichte (Abb. 1).
Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Fettlampe durch die Karbidlampe ersetzt, die durch die Reaktion mit Wasser und Calciumcarbit leicht entzündliches Acetylengas erzeugt und anschließend verbrennt. Erst seit etwa 30 Jahren wurde die Karbidlampe schrittweise vom elektrischen Licht abgelöst. Mit dieser neuesten Entwicklung geht man letztendlich dazu über, eine völlig neue Art von Energiequelle zu nutzen. Bis zur Einführung des elektrischen Lichts basierte die Beleuchtung stets auf der Verbrennung eines Brennstoffs wie Fett, Holz, Öl, Karbid usw. (Abb. 5). Damit änderte sich auch schlagartig das Bewusstsein des Verbrauchers entscheidend, da man sich auf einmal nur noch wenig um sein Geleucht zu kümmern brauchte. Allerdings hat sich nichts an der Tatsache geändert, dass das Geleucht zur wichtigsten Ausstattung der Bergleute gehört, sei es vor fast 20.000 Jahren oder der Gegenwart.
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Abb. 5: Die Geschichte der Beleuchtung bei der Archäologie am Berg 2021. (Foto: C. Fasching - NHM Wien) |
Auch beim Stand der Hallstatt-Forschung bei der "Langen Nacht der Museen" vor dem Aufgang des Naturhistorischen Museums wird die Geschichte der Beleuchtung thematisiert werden, die man kommenden Samstag, 02.10., hautnah und interaktiv erleben kann.
Weiterführender
Link zum vollständigen Artikel zu den Grubenlampen aus dem Tiroler Raum:
von Roman Lamprecht
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