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Schweineblasen in jedem Stadium: frisch, gereinigt, aufgeblasen und getrocknet. (Bild: Michael Schwarz) |
Anfang des Semesters wurden an der Universität Wien im Zuge der Lehrveranstaltung „Experimentelle Archäologie in der Praxis“ bestehende Experimente und zukünftige Experimentmöglichkeiten vorgestellt. Darunter befand sich auch ein kurzer Vortrag des Wissenschaftlichen Mitarbeiters des
Naturhistorischen Museums Mag. Hans Reschreiter. Unter anderem berichtete er auch von Funden fragmentierter Schweinsblasen im
Bergwerk Hallstatt.
Wir, die drei Studenten der Urgeschichte Sebastian Kampel, Felix Lettner und Michael Schwarz, teilten das Interesse an dem ungewöhnlichen Werkstoff und nach Rücksprache mit Hans Reschreiter wurden wir von ihm in das Naturhistorische Museum eingeladen, wo wir eine nähere Einführung in das Thema bekamen und die Funde begutachten konnten. Außerdem vermittelte er uns eine Quelle, von der wir die Schweinsblasen holen könnten, und übergab uns seine ersten Versuchsblasen.
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Das Reinigen der Schweineblasen erfordert Geduld. (Bild: Michael Schwarz) |
Unsere Forschungsfrage war damit klar: „Die Herstellung und Belastbarkeit eines, aus der Hallstattzeitzeit stammenden, Trinkschlauchs, gefertigt aus einer Schweinsblase.“
Die ersten beiden Blasen, die wir großzügiger Weise mit weiteren dreizehn kostenlos von dem Bauernhof der Familie Schweinzer erhalten hatten, bearbeiteten wir als Vorbereitung zu den richtigen Versuchsreihen bereits einige Tage vor der Lehrveranstaltung.
Diese wurden noch mit Plastikstrohhalmen aufgeblasen, in einem Kellerabteil in Wien aufgehängt und dienten dazu, uns mit dem Material vertraut zu machen. Die übrigen Blasen brachten wir dann in einer Kühlbox zum
Urgeschichtemuseum MAMUZ in Asparn an der Zaya, wo wir mit intensiver Unterstützung des Experimentalarchäologen Hans Reschreiter von Donnerstag bis Sonntag mehrere Versuchsreihen durchführten.
Am ersten Tag befreiten wir die Schweinsblasen von Urin und reinigten sie in Wasser, wobei etwaige Gewebereste entfernt wurden. Parallel dazu wurden die ersten Verschlüsse aus Holunderholz und Stöpsel aus Haselnussholz geschnitzt. Bereits Donnerstagabend konnten die ersten Blasen mit Spülmittel ausgewaschen, aufgeblasen und zum Lufttrocknen aufgehängt werden.
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Über dem Feuer aufgehängte Schweinsblasen beim Trocknen. (Bild: Michael Schwarz) |
An den folgenden Tagen führten wir mehrere unterschiedliche Versuchsreihen durch. So wurden die Blasen neben Spülmittel auch mit Essig und Salzwasser gereinigt.
Neben den aufgeblasenen Schweinsblasen füllten wir einige mit Kies, Sand und Salz. Wir nutzten außerdem die Möglichkeiten des Freilichtmuseums und trockneten einige der Blasen über einem Feuer.
Der Sonntag wurde von Nachbearbeitung und Aufräumarbeiten dominiert. Kurz vor 10:00 Uhr ernteten wir sprichwörtlich die Früchte unserer Arbeit. Blasen wurden abgehängt, entleert und für den Praxistest vorbereitet. Zu unserer großen Verwunderung erklärten sich sogar einige neugierige Studienkollegen dazu bereit, mit uns den Trinktest durchzuführen.
Auch wenn sich nicht alle Versuchsreihen dazu eigneten, und ein subtiler Nachgeschmack noch an die Herkunft des Materials erinnert, kann gesagt werden, dass die elastischen und doch robusten Schweinsblasen sich als organische Trinkbehälter für Wasser und andere Flüssigkeiten anbieten würden. Nicht zuletzt ist die herzliche und entspannte Atmosphäre, die während und abseits des Experiments im Urgeschichtemuseum herrschte, anzumerken und allen Verantwortlichen zu danken.
von Sebastian Kampel, Felix Lettner, Michael Schwarz
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Die Blogautoren und Hans Reschreiter mit den fertigen Schweinsblasen. |