Donnerstag, 30. August 2018

Grabungsstart 2018

Erste Kontrolle der Messergebnisse der geoelektischen
Messungen im Salzbergwerk von Hallstatt.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Wie jedes Jahr war auch heuer die Archäologie am Berg der Startschuss für die diesjährigen Ausgrabungen im Salzbergwerk von Hallstatt. In gewohnter Manier waren wir in der ersten Woche gut beschäftigt mit dem Einrichten der Ausgrabungsstelle, der Planung des Ablaufs und dem Sanieren der Stollen. Letzteres stellte uns voriges Jahr - wie berichtet - vor eine größere Aufgabe, doch die Arbeit des Auszimmerns hat sich gelohnt. Heuer war wesentlich weniger Verbruch aufzuarbeiten und Ulmen (Stollenwände) nachzuschrämen.

So konnten wir früher als erwartet mit den diesjährigen Vorhaben beginnen. Der Fokus liegt, wie die letzten Jahre, auf der weiteren Erforschung der bronzezeitlichen Fundstelle Christian von Tusch Werk. Auch die Prospektionen der Geologischen Bundesanstalt wurden mit verbesserter Methodik und der Unterstützung eines Spezialisten aus Südkorea fortgeführt.

Sanierung der Grabungsstollen im Christian von
Tusch Werk. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Gegraben wird dieses Jahr an zwei Stellen des Christian von Tusch Werks. Einerseits im Nordvortrieb, dessen First weiter nach Norden hin aufgebrochen wird, um das Querprofil durch die Abbaukammer bis zum letzten Begehungshorizont zu erweitern und die Abbauphasen der Bronzezeit genauer zu erforschen. Die klaren Grenzen der Ablagerungen machen diesen Vortrieb zum perfekten Ort dafür.

Andererseits im sogenannten "Westend", wo erstmalig im Berg eine größere Fläche an abgelagertem Betriebsabfall nach "klassisch archäologischer" Vorgangsweise - also von oben nach unten - untersucht werden kann. Zusätzlich interessant macht diese Stelle, dass die letzten Jahre prähistorische Abbauspuren direkt an der dortigen Wand der Abbaukammer gefunden wurden.

Das abgebaute Material wird vollständig auf die Fundwaschanlage geliefert und dort von Lehm befreit und entsalzt. So wollen wir auch kleinste Funde aus dem Heidengebirge filtern und untersuchen. Dadurch erhoffen wir uns, die Schichtabfolge und damit auch hier die Benutzungsphasen des prähistorischen Bergbaus besser zu verstehen. Die neue, verbesserte Version unserer Waschanlage werden wir in Kürze vorstellen. Auch von den Arbeiten werden wir natürlich weiterhin berichten und die Vortriebe genauer vorstellen.

von Fiona Poppenwimmer und Daniel Brandner
Die unterschiedlichen, im Profil erkennbaren Ablagerungsschichten des Heidengebirges werden
nun flächig abgebaut. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)

Donnerstag, 23. August 2018

Archäologie am Berg 2018 - Fotostrecke

Wieder ein Jahr vorbei, wieder eine "Archäologie am Berg" vorbei. Über 2000 Besucher kamen auf den Hallstätter Salzberg um die Archäologen, Anthropologen, Archäozoologen, Botaniker, Informatiker, Holzwissenschaftler und Geophysiker vom Naturhistorischen Museum Wien, der Technischen Universität Wien, der Geologischen Bundesanstalt und der Universität für Bodenkultur persönlich nach ihrer Arbeit und ihren neuesten Forschungsergebnissen zu befragen. Ein ausführlicher Bericht findet sich heute im Archäologieblog von derStandard.at.
Auch 2018 erwartete das Team der "Archäologie am Berg" wieder Besucher auf dem Salzberg von Hallstatt.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)


Die Archäologen des Naturhistorischen Museum Wien erzählten über die im prähistorischen Bergwerk von Hallstatt verwendeten Werkzeuge... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

...und das weitläufige Netz von Laugwerken und urgeschichtlichen Fundstellen im Salzberg von Hallstatt.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Die neue Waschanlage, mit der die Funde aus dem Hallstätter Bergwerk gereinigt und entsalzt werden, zog alle Blicke auf sich. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Beim Knochenpuzzle der Anthropologischen Abteilung konnte jeder etwas über den menschlichen Körper erfahren... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
... genauso wie über die im Gräberfeld von Hallstatt gefundenen Knochen und die neuesten Erkenntnisse, die aus ihnen gezogen werden können. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Auch die Archäozoologinnen zeigten ihr Fundmaterial und erzählten von der prähistorischen Tiernutzung in Hallstatt. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Auch die kleinen Besucher verschafften sich einen Überblick über das Bergwerk...
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)
... erprobten geoelektrische Messmethoden der Geologischen Bundesanstalt... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
...erkundeten die Anatomie des Menschen... (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
...ließen sich archäologische Methoden erklären... (Bild: D. Brandner - NHM Wien)
... und übten das Freilegen prähistorischer Skelette und Grabbeigaben auch gleich selbst.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Auch die KollegInnen von den Salzwelten Hallstatt ließen es sich nicht nehmen, das gebotene Programm selbst auszuprobieren. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Die Botaniker des Naturhistorischen Museums Wien erklärten die Flora rund um Hallstatt.
(Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Die Digitalisierung alten Kartenmaterials, deren Auswertung und die Prospektionen im Gelände ließen manch informationsreiche Diskussion entstehen. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Auch einige Kollegen vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum kamen auf Besuch, bevor sie die Ausgrabungen im Dürrnberg/ Hallein wieder aufnehmen. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Geduldiges Zusammensetzen von Keramikscherben zeigte eine Restauratorin des Naturhistorischen Museums Wien. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Am Gräberfeld von Hallstatt konnte die Ausgrabung besucht und den ArchäologInnen vom Naturhistorischen Museum Wien über die Schulter geschaut werden. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Viele technische Neuheiten in Hallstatt konnten bestaunt werden - ein 3D Modell des 
Stollennetzes und der prähistorischen Fundstellen,... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
... eine WebApplication, die im Rahmen des EU-Projektes VirtualArch auf der Technischen Universität Wien entwickelt wird,... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
... und die geplante Visualisierung des prähistorischen Hallstatt mittels Virtual Reality der Firma Scenomedia... (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
... das mittels VR Brille erlebt und selbst erkundet werden kann. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Ein besonderes Highlight war das mobile Planetarium des Instituts für Astrophysik, in dem der Fulldome-Film "Das weiße Gold von Hallstatt" erstmals gezeigt wurde. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)
Die Veranstaltung blieb nicht unbeachtet. Hans Reschreiter im Interview mit dem Ausseer Regionalfernsehen. (Bild: C. Fasching - NHM Wien)

Ohne die interdisziplinäre Zusammenarbeit und das hochmotivierte Team wäre es nicht möglich, die Archäologie am Berg jedes Jahr zu veranstalten und weiterzuentwickeln. Vielen Dank an alle Mitwirkenden und natürlich an alle Besucher! (Bild: C. Fasching - NHM Wien)


Donnerstag, 16. August 2018

Putzen, trocknen, trinken - Schweinsblasen als prähistorische Wasserbehälter

Schweineblasen in jedem Stadium: frisch, gereinigt,
aufgeblasen und getrocknet. (Bild:
Michael Schwarz)
Anfang des Semesters wurden an der Universität Wien im Zuge der Lehrveranstaltung „Experimentelle Archäologie in der Praxis“ bestehende Experimente und zukünftige Experimentmöglichkeiten vorgestellt. Darunter befand sich auch ein kurzer Vortrag des Wissenschaftlichen Mitarbeiters des Naturhistorischen Museums Mag. Hans Reschreiter. Unter anderem berichtete er auch von Funden fragmentierter Schweinsblasen im Bergwerk Hallstatt.

Wir, die drei Studenten der Urgeschichte Sebastian Kampel, Felix Lettner und Michael Schwarz, teilten das Interesse an dem ungewöhnlichen Werkstoff und nach Rücksprache mit Hans Reschreiter wurden wir von ihm in das Naturhistorische Museum eingeladen, wo wir eine nähere Einführung in das Thema bekamen und die Funde begutachten konnten. Außerdem vermittelte er uns eine Quelle, von der wir die Schweinsblasen holen könnten, und übergab uns seine ersten Versuchsblasen.

Das Reinigen der Schweineblasen erfordert Geduld.
(Bild:
Michael Schwarz)
Unsere Forschungsfrage war damit klar: „Die Herstellung und Belastbarkeit eines, aus der Hallstattzeitzeit stammenden, Trinkschlauchs, gefertigt aus einer Schweinsblase.“

Die ersten beiden Blasen, die wir großzügiger Weise mit weiteren dreizehn kostenlos von dem Bauernhof der Familie Schweinzer erhalten hatten, bearbeiteten wir als Vorbereitung zu den richtigen Versuchsreihen bereits einige Tage vor der Lehrveranstaltung.

Diese wurden noch mit Plastikstrohhalmen aufgeblasen, in einem Kellerabteil in Wien aufgehängt und dienten dazu, uns mit dem Material vertraut zu machen. Die übrigen Blasen brachten wir dann in einer Kühlbox zum Urgeschichtemuseum MAMUZ in Asparn an der Zaya, wo wir mit intensiver Unterstützung des Experimentalarchäologen Hans Reschreiter von Donnerstag bis Sonntag mehrere Versuchsreihen durchführten.

Am ersten Tag befreiten wir die Schweinsblasen von Urin und reinigten sie in Wasser, wobei etwaige Gewebereste entfernt wurden. Parallel dazu wurden die ersten Verschlüsse aus Holunderholz und Stöpsel aus Haselnussholz geschnitzt. Bereits Donnerstagabend konnten die ersten Blasen mit Spülmittel ausgewaschen, aufgeblasen und zum Lufttrocknen aufgehängt werden.

Über dem Feuer aufgehängte Schweinsblasen beim
Trocknen. (Bild:
Michael Schwarz)
An den folgenden Tagen führten wir mehrere unterschiedliche Versuchsreihen durch. So wurden die Blasen neben Spülmittel auch mit Essig und Salzwasser gereinigt.

Neben den aufgeblasenen Schweinsblasen füllten wir einige mit Kies, Sand und Salz. Wir nutzten außerdem die Möglichkeiten des Freilichtmuseums und trockneten einige der Blasen über einem Feuer.

Der Sonntag wurde von Nachbearbeitung und Aufräumarbeiten dominiert. Kurz vor 10:00 Uhr ernteten wir sprichwörtlich die Früchte unserer Arbeit. Blasen wurden abgehängt, entleert und für den Praxistest vorbereitet. Zu unserer großen Verwunderung erklärten sich sogar einige neugierige Studienkollegen dazu bereit, mit uns den Trinktest durchzuführen.

Auch wenn sich nicht alle Versuchsreihen dazu eigneten, und ein subtiler Nachgeschmack noch an die Herkunft des Materials erinnert, kann gesagt werden, dass die elastischen und doch robusten Schweinsblasen sich als organische Trinkbehälter für Wasser und andere Flüssigkeiten anbieten würden. Nicht zuletzt ist die herzliche und entspannte Atmosphäre, die während und abseits des Experiments im Urgeschichtemuseum herrschte, anzumerken und allen Verantwortlichen zu danken.

von Sebastian Kampel, Felix Lettner, Michael Schwarz
Die Blogautoren und Hans Reschreiter mit den fertigen Schweinsblasen.

Donnerstag, 9. August 2018

"Mein Sommerradio" zu Gast bei den Salzwelten

"Mein Sommerradio 2018" ist zu Gast
bei den Salzwelten Hallstatt.
(Bild: D. Brandner - NHM Wien)
Radio Oberösterreich tourt mit der Sendung "Mein Sommerradio 2018" quer durch das Land und stellt Sehenswürdigkeiten, kulinarische Besonderheiten, historische Ereignisse und interessante Persönlichkeiten vor.

Montag bis Freitag von 12.00 bis 15.00 besucht der Sender Betriebe, Bauwerke, Museen und andere Einrichtungen und stellt dabei auch die Geschichte der Region und ihre Besonderheiten dar.
Der Clou: die HörerInnen können die vorgestellten Attraktionen mit dem in der Sendung genannten Kennwort gratis oder zum halben Preis besuchen.

Am Freitag, 10. August sendet das ORF Radio OÖ Sommerradio zwischen 12:00 und 15:00 direkt von den Salzwelten in Hallstatt aus.

Neben dem Leiter der Ausgrabungen am Gräberfeld von Hallstatt, Anton Kern, der auch über die "Archäologie am Berg" berichten wird, spricht Kurt Thomanek, Geschäftsführer der Salzwelten über die Führungen durch den Salzberg einst und heute. Michelle Knoll von der Ferienregion Dachstein-Salzkammergut wird über Tourismustrends in der Region erzählen, Franz Preimesberger über seine Kindheit im Hallstätter Hochtal.

Abgerundet wird die Sendung durch eine kulinarische Besonderheit: der Pächter des im Hochtal angesiedelten Restaurant Rudolfsturm wird live ein Bergmanns-Ritschert nach dem rekonstruierten Rezept von Fritz Eckart Barth zubereiten.

Für die HörerInnen gibt es ein besonderes Zuckerl: Zwischen 12:00 und 15:00 Uhr gibt es mit Passwort (wird auf Radio OÖ bekannt gegeben) Freifahrten mit der Salzbergbahn und freien Eintritt in die Salzwelten!
Also, morgen einschalten und mehr erfahren!

von Fiona Poppenwimmer

Der Ausblick auf die Welterberegion Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut vom
Hallstätter Hochtal aus. (Bild: D. Brandner - NHM Wien)