Donnerstag, 15. Dezember 2016

Im Rampenlicht

Dreharbeiten des ORF in der archäologischen
Werkstatt... (Bild: H.Reschreiter - NHM Wien)
Manch einem mag es aufgefallen sein: die Hallstattforschung ist recht häufig in den Medien vertreten. Alleine letzte Woche im ORF, gestern auf 3Sat, heute online auf derstandard.at.

All diese Beiträge haben eines gemeinsam, sie versuchen auf die Besonderheiten der Hallstattforschung aufmerksam zu machen. Dazu zählt neben vielen anderen Dingen vor allem auch die Zusammenarbeit vieler verschiedener Disziplinen, weit über die Archäologie hinaus.

Natürlich ist es nicht immer leicht, alle Themen, die man transportieren möchte, in einem - mehr oder weniger - kurzen Beitrag unterzubringen. Sei es in Fernseh- und Radiobeiträgen, Artikeln in Online- oder Printmedien, in Blogposts oder Publikationen und Vorträgen. Dabei sollte die Information nicht nur kompakt, sondern auch noch unterhaltsam, interessant und verständlich verpackt sein. Eine Aufgabe, die uns manchmal ziemlich Kopfzerbrechen bereitet.

Umso schöner sind Veranstaltungen, wie die im Sommer stattfindende "Archäologie am Berg", bei der man Interessierten Auge in Auge gegenübersteht und die Begeisterung für das Forschungsgebiet auch in längeren Gesprächen ausdrücken kann.

Die Öffentlichkeitsarbeit der Hallstattforschung ist dabei kein reiner Eigennutz, um die eigene Arbeit ins rechte Licht zu rücken, sondern wird auch als Verpflichtung verstanden. Da die Forschung durch öffentliche wie private Hand, in diesem Fall der Salzwelten GmbH, finanziert wird, sollten sowohl die Investoren, als auch die Öffentlichkeit die Möglichkeit haben, deren Fortschritt und Erkenntnisgewinn mitzuverfolgen.

Gleichzeitig kann nur über eine ausführliche Öffentlichkeitsarbeit das Verständnis für Kultur, Geschichte und die Erforschung einer Region gefestigt werden. Denn nur was verstanden wird und interessiert, wird geschützt und bewahrt.
von Fiona Poppenwimmer und Hans Reschreiter

...und unter freiem Himmel am Hallstätter Salzberg. (Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Wie alles begann...


Diesen Titel einer aktuellen Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum in Wien nehme ich zum Anlass, über die Anfänge der Grabungen im Salzbergwerk Hallstatt zu plaudern. Seit ich vor 16 Jahren die Leitung dieses archäologischen Abenteuers an Hans Reschreiter übergeben habe, hat sich viel verändert.
Gustav Mahr beim Freilegen des ersten Tragsackes
(Bild: F.E. Barth - NHM Wien)
Dabei waren die Anfänge mehr als bescheiden. Zunächst nur durch Subventionen des Bundesdenkmalamtes finanziert, dauerten die ersten Kampagnen gerade einmal zwei bis drei Wochen. Gegen Refundierung der Kosten wurden ein bis höchstens vier Bergleute unter Aufsicht des zuständigen Reviersteigers von der Betriebsleitung des Bergwerkes zur Verfügung gestellt.

Damals, in den frühen Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, waren auch die Möglichkeiten der Salinenverwaltung sehr eingeschränkt. Ich erinnere mich, dass es nicht möglich war, der Grabung eine Schiebetruhe zur Verfügung zu stellen und vom Museum eine angekauft werden musste.

Während der ersten Kampagne wurde noch im Tal gewohnt – im Konsumgasthof wo heute die Tauchschule Zauner untergebracht ist. Über dem daneben liegenden Konsumsaal – dem heutigen Sportgeschäft Janu – befand sich das Matratzenlager. Die Leitung der zweiten Kampagne, die März/April 1963 durchgeführt wurde, lag in den Händen von W. Angeli, der es trotz winterlicher Verhältnisse vorzog, im Salzbergtal zu wohnen. Das bedeutete immerhin eine Stunde länger schlafen, weil die Grubeneinfahrt über den Schacht etwa so lange dauerte. Grabungsquartier war ein Raum im Steigerhaus mit Herd, einem Tisch mit vier Sesseln und einem Bett. Um es etwas wohnlicher zu haben, habe ich im nächsten Jahr Vorhänge und einen Lampenschirm privat angeschafft.

Da ich mich in der Abgeschiedenheit des Salzbergtales selbst versorgen musste – die Anfänge meiner Kochleidenschaft -  habe ich ein paar Teller, Besteck, eine Pfanne und einen Topf auf Grabungskosten angekauft – mit ungeahnten Konsequenzen. Der Ankauf musste dem Denkmalamt gegenüber ausführlich begründet werden um den Verdacht der zweckwidrigen Verwendung der Fördermittel zu entkräften. Nach jeder Saison musste alles – in einer Schachtel verpackt – auf dem Dachboden verstaut werden.

Um die Fremdenbefahrung nicht zu behindern, musste die Grabung nach Ende der Saison durchgeführt werden. Das bedeutete, dass die Seilbahn nur für Betriebsfahrten zur Verfügung stand – und am Wochenende überhaupt nicht.

Im Jahre 1974 erfolgte ein Quantensprung der Grabungen in Hallstatt. Der verfallende Stall des Häuerhauses wurde von mir privat gepachtet und instand gesetzt. In den folgenden Jahren stand er als Grabungsquartier zur Verfügung. Allerding hatten wir kein elektrisches Licht und keine Duschen, aber das wurde in Kauf genommen.

Die Hütte Barth im Schatten des Häuerhauses (Bild: G. Mahr)
Hatte ich bis 1980 alleine die Grabungen geleitet, die Funde versorgt und die Dokumentation besorgt, so bekam ich ab dann große Unterstützung durch Gustav Mahr. Auf den Spuren seines Vaters Adolf, der 1926 die erste moderne Grabung im Bergwerk durchgeführt hatte, war er nach Hallstatt gekommen.

Und er sollte bis 1993 unersetzlicher Teil der Grabungsmannschaft bleiben – und das unentgeltlich. Die Bedingungen habe ich in einem Brief vom 31.7.1981 so formuliert: "Harte Arbeit ohne Lohn, bescheidene Unterkunft, mäßiges – dafür ungesundes weil fettreiches - Essen , schöne Gegend aber schlechtes Wetter. Wenn Sie trotzdem kommen wollen, sind Sie selber schuld." Gustav kam und wurde zu einem wertvollen Mitarbeiter und väterlichen Freund.


Im Jahre 1984 erfolgte der nächste Quantensprung der Hallstattforschung vor Ort. Die Finanzierung durch Drittmittel war allgemein üblicher geworden und es gelang ein Projekt des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zu realisieren, tatkräftig unterstützt durch Steiger H. J. Urstöger und Betriebsleiter M. Hoscher. Das Grünerwerk, eine seit 1911 bekannte Fundstelle des bronzezeitlichen Bergwerkes, wurde wieder zugänglich gemacht und soweit abgesichert, dass in den folgenden Jahren Forschungsgrabungen möglich waren.

Der dadurch enorm gesteigerte Arbeitsanfall konnte nichtmehr von mir alleine bewältigt werden und es mussten Studenten des Faches Ur- und Frühgeschichte angeworben werden, die als Praktikanten von der Saline angestellt wurden.
Der nächste große Schritt erfolgte im Jahre 1995, als es gelang, den oberen Stock des Maria-Theresia-Mundlochgebäudes als Grabungsquartier zu erobern. Nach der Adaptierung durch die Saline erfüllte es mit Badezimmer, Wohnküche, Schlafraum mit acht Betten, Chefzimmer und zwei Räumen für die experimentelle Archäologie alle unsere Träume. Meine private Hütte wurde entlastet und die Weichen für die weitere, von mir unabhängige Entwicklung waren gestellt.

Aufgrund meiner bevorstehenden Pensionierung stand die Grabung 2000 schon unter der Leitung von Hans Reschreiter, der seit 1989 Mitglied der Grabungsmannschaft war.
Da ich seit damals die Freude habe, die Grabungsmannschaft in unserer Hütte zum Nachtmahl zu begrüßen, bin ich über die Entwicklungen bestens und aus erster Hand informiert. Mit Freude und Genugtuung sehe ich, wie sich die Grabungen unter Hans weiterentwickelt haben und heute mit modernsten Methoden und in nie erhofftem Umfang weitergeführt werden.
von Fritz Eckart Barth

Das Steigerhaus am Hallstätter Salzberg - erstes Grabungsquartier im Hochtal
(Bild: H. Reschreiter - NHM Wien)