Samstag, 28. Juni 2014

April 2014: Zu trocken, zu feucht... eine Gratwanderung zwischen Salz und Schimmel

Schon während des Scannens war klar geworden, dass die Lagerungsbedingungen im Naturhistorischen Museum weiter ein Problem darstellten. Einige der – zum gefühlt bereits zehnten Mal - liebevoll in Taiweg, Vließ und Folie, verpackten Teile begannen zu schimmeln. Ist schon bei Nahrungsmitteln nicht erfreulich, bei bronzezeitlichen Sensationsfunden noch viel weniger!
Die Arbeiten an der Hallstatt-Stiege: Ein Balanceakt
zwischen Schimmelbildung und Salzausblühungen



Natürlich war es auch zu keinem Zeitpunkt eine Option die Stiege mit Fungizid zu behandeln, da das den Vorsatz möglichst viel Material für spätere Forschungen zu erhalten gründlich zerstört hätte.
Nach der Entnahme von Proben und dem Anlegen von Kulturen durch Prof. Dr. Sterflinger-Gleixner wurde uns geraten, die einzelnen Stiegenteile nicht mehr mit Stretchfolie zu umwickeln, da dies die Schimmelbildung förderte. Dadurch beschleunigte sich allerdings die Trocknung und das damit einhergehende Ausblühen des im Holz enthaltenen Salzes. Man kann es dem Ding nicht recht machen.
Dies erwies sich aber als das geringere Übel, da die ausgeblühten Salzkristalle in den meisten Fällen mit geringem Aufwand von der Oberfläche entfernt werden können. Nach der technischen Aufnahme werden die Auftritte und Distanzbretter wieder befeuchtet und bis zur bevorstehenden Trocknung in einigen Wochen – ein weiteres Mal - in Folie verpackt. Versuchen wir schneller zu sein als der Schimmel...


(Von Fiona Poppenwimmer)

Donnerstag, 26. Juni 2014

Anfang April 2014: Wie bringt man 3000 Jahre Stiege zu Papier?

Eine Überlegung, die zum ersten Mal schon bei der Erstellung der Formulare im Naturhistorischen Museum zur Sprache kam, war, zur besseren Übersicht und Vergleichbarkeit, alle Auftritte und Distanzen nebeneinander aufzulegen und direkt miteinander vergleichen zu können. Für einige Fragestellungen wäre das hilfreich gewesen, da sich viele Erkenntnisse erst im Vergleich herauskristallisieren. Leider ist es nicht einfach Platz für fast 60 Stiegenteile zu finden, noch dazu wenn der Countdown bis zum Ende ihrer Bearbeitung läuft. Schade! Aber anhand von Diagrammen und Modellen werden wir hoffentlich auch im Nachhinein alle für uns wichtigen Punkte vergleichen können.
A. Rausch, M. Koppitsch & F. Poppenwimmer

Auch stießen wir bald nach Beginn der technischen Aufnahme an die Grenzen der Standardisierung. Denn so sehr wir uns auch bemühten ein allgemeingültiges, auf alle Einzelteile anwendbares Formular zu entwerfen, keine Chance! Kaum dachten wir alles berücksichtigt zu haben, wartete die Stiege schon mit einer neuen Einzigartigkeit auf, um unseren Plan zu durchkreuzen. So schaffen wir es mit vielen Beobachtungen einfach nicht sie zu kategorisieren oder quantitativ auszuwerten, was zum Teil auch am unterschiedlichen Erhaltungszustand der Hölzer liegt. Wie viele Einzelheiten das betrifft, wurde uns erst bei genauerer Betrachtung und  Diskussionen mit Wulf Hein und Richard Darrah bewusst. Auch der für spätere Forschungen auf der Oberfläche der Stiegenbretter belassene Dreck erwies sich alles andere als hilfreich beim Erkennen von Einzelheiten. Streckenweise schon leicht verzweifelt, versuchen wir weiter alle Details schriftlich festzuhalten um die Beobachtungen gegebenenfalls später im Vergleich überprüfen und weiter interpretieren zu können. Eine bronzezeitliche Stiege ist nunmal kein Einbaumöbel! 


(Von Fiona Poppenwimmer)

Freitag, 20. Juni 2014

Ende März: Ein einfaches Formular?

Ein Formular zur technischen Aufnahme einer bronzezeitlichen Stiege erstellen. Klingt simpel, oder? Falsch! Viele Dinge waren zu bedenken und unterzubringen, ohne sich dabei in Details zu verlaufen, die das vorgesehene Zeitlimit weit überschreiten würden.
M. Koppitsch, A. W. Rausch & F. Poppenwimmer

Schwierig sich so weit einzubremsen, da der Wille und Vorsatz immer vorhanden war, der Forschung der nächsten Jahre und Jahrzehnte möglichst vorzugreifen. Denn wenn die Stiege Anfang nächsten Jahres erst wieder in der neuen Schaustelle der Salzwelten Hallstatt aufgebaut ist, können die einzelnen Teile so schnell nicht mehr vollständig betrachtet werden.
Man musste also versuchen, so viele Überlegungen wie möglich einzukalkulieren, die auch in Zukunft interessant sein könnten, gleichzeitig den jetzt zu untersuchenden Fragestellungen die nötige Aufmerksamkeit zu widmen und dabei den Zeitrahmen nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Im Geiste ziehen wir den Hut vor Wulf Hein, Richard Darrah und Michael Grabner und danken ihnen für ihren Input und ihr Engagement, wodurch dieses Vorhaben unserer Meinung nach bestmöglich gelang.
Unterschieden werden muss bei der Aufnahme auch nach Auftritten und Distanzbrettern, die unter vielen Gesichtspunkten verschieden betrachtet werden müssen. Angefangen vom Abwiegen und Messen der Stiegenteile, über das Aufzeichnen von Bearbeitungs- und Abnutzungsspuren, bis hin zum Einzeichnen rezenter Freilegungs- und Bergungsspuren und dem Festlegen der Bereiche für die CT Schnitte, wird bei unserer Stiegen-Kartierung alles dabei sein.
Und wie es in der Hallstatt-Forschung nunmal so ist, ist die Bearbeitung der Stiege in vieler Hinsicht eine Premiere. Demnach wird auch ihre technische Aufnahme mehr ein Entwicklungsprozess als ein standardisiertes Verfahren.
Am Ende dieser Überlegungen stehen wir endlich vor den fertigen Formularen und knapp 60 zu untersuchenden Stiegenteilen. Auf geht’s!


(Von Fiona Poppenwimmer und Mara C. Koppitsch)

Montag, 16. Juni 2014

Ende März 2014: Fragen über Fragen

Nach Entdeckung, Freilegung, Zerlegen, Bergung, Dokumentation und Scan die nächste Disziplin im archäologischen Stiegen-Zehnkampf: die technische Aufnahme. 
M. Koppitsch, H. Reschreiter, A. Rausch und F. Poppenwimmer
Im bisherigen Bearbeitungsverlauf hat uns die Stiege immer mehr Rätsel aufgegeben. Wie wurde die bronzezeitliche Stiege aus dem Hallstätter Salzberg gebaut? Welches Werkzeug benutzten die Menschen vor 3000 Jahren? Waren sie Links- oder Rechtshänder? Arbeiteten mehrere Leute gleichzeitig an einem Stiegenteil? War die Konstruktion so durchgeplant, dass Markierungen ins Holz gehackt wurden? Sind noch Spuren vom Fällen und vom Transport zu sehen? Wurden die Auftritte und Distanzbretter schon vorher fertig zugerichtet, oder erst vor Ort genau in die Konstruktion eingepasst? Wie sah die Stiege zur Zeit der Benutzung aus? Wie wurde sie verwendet? War geregelt, auf welcher Seite die Bergleute hinauf- und hinuntergingen? Kam die Stiege nur mit den Füßen der Bergleute in Berührung oder wurden auch Lasten darüber geschleift? Trat man auf die Fläche der Stiegenbretter oder ging man auf der Vorderkante? Weisen die Pickel- und Hackspuren auf den Flächen, auf eine Reinigung der Stiege von Abraum, Salz und Dreck hin? Das sind aber nur einige der Fragen, die wir hoffen mit der technischen Aufnahme der Stiegenteile klären zu können. Wie viele weitere erst die genaue Betrachtung der Hölzer aufwerfen wird bleibt abzuwarten. 

(Von Fiona Poppenwimmer und Mara C. Koppitsch)