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Eine der Spanschachteln aus der Älteren Eisenzeit des Hallstätter Salzbergwerkes (Bild: A.W. Rausch - NHM Wien) |
Echte Spanschachteln, aus einem
gebogenen Holzspan mit angenageltem oder angenähtem Boden, sind seit der
Bronzezeit in geringer Fundzahl bekannt.
Der bedeutendste prähistorische Fundkomplex
an Spanschachteln in Europa stammt aus Hallstatt und datiert in die Ältere
Eisenzeit.
Dabei waren Spanschachteln als
Verpackung bis vor kurzem ein fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Sind
die neuzeitlichen Stücke aus Mitteleuropa aus Nadelholz gefertigt,
bestehen die eisenzeitlichen Fundstücke aus Eschenholz, genauer gesagt aus je
einem einzigen Jahrring. Diese lassen sich allerdings nur durch eine Technik
gewinnen, die in der Welt nur an insgesamt drei Stellen bekannt ist.
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Frisch geschlagener Eschenholzstamm (Bild: E. Mahrdt - NHM Wien) |
Um diese Methode vor dem Aussterben zu
bewahren, zu erhalten und besser zu begreifen kommt wieder einmal die
experimentelle Archäologie ins Spiel.
Dabei sollen Haltbarkeit und
Belastbarkeit der eisenzeitlichen Spanschachteln, sowie der Aufwand zu ihrer
Herstellung getestet, Anschauungsobjekte geschaffen und ein Einblick in etwaige
Handwerkstechniken gewonnen werden.
Begonnen wird mit dem Fällen
von Eschen mit geradem Wuchs. Der Stammabschnitt, der verwendet werden
soll, sollte keine Äste aufweisen und einen Durchmesser von wenigstens zehn
Zentimetern haben, da die Jahrringe dann flacher ausfallen und breitere
Streifen gewonnen werden können. Stammsegmente von maximal 60 Zentimetern reichen
aus, um auch die größten Spanschachteln aus Hallstatt rekonstruieren zu können.
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Durch Klopfen des radial gespaltenen Scheites... (Bild: E. Mahrdt - NHM Wien) |
Die Suche nach geeigneten Bäumen
erwies sich als detektivische Arbeit, da in einigen Gegenden Österreichs das
Eschensterben so weit fortgeschritten ist, dass kaum noch geeignete Bäume
gefunden werden können.
Das Eschensterben wird ausgelöst durch einen Pilzbefall
der Bäume, der zum Austrocknen der befallenen Bäume führt.
Eigene Experimente
mit befallenem Holz und welchem, das im Winter gefällt wurde haben gezeigt, dass
das Material nicht feucht genug ist, um die Jahrringe einfach und ohne größere
Schäden voneinander trennen zu können. Oftmals entstehen beim Klopfen von
trockenem Holz Risse in den Jahrringen.
Im Frühjahr oder Frühsommer gefälltes
ist hingegen so feucht, dass es biegsamer ist und dadurch weniger riss- und
bruchanfällig. Daher zieht es mich im Frühjahr in den
Wald, getreu dem Motto: „Wenn der Saft steigt, entsteht eine Schachtel“.
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...spaltet sich das Holz in seine Jahrringe auf. (Bild: E. Mahrdt - NHM Wien) |
Die gewonnenen Spansegmente werden
radial mit einem Beil zu schmalen Sektoren gespalten, die wiederum mit einem
Hammer auf einer harten Unterlage – einem Amboss oder Holzklotz – geklopft
werden.
Dadurch werden die großen Frühholzgefäße der Esche zerdrückt und die
Späne lösen sich nach Jahresringen ab.
So weit, so gut. Das Rohmaterial ist
gewonnen, dann kann es an die aufwendige Verzierung und Herstellung der
eigentlichen Spanschachtel gehen. Doch dazu nächste Woche mehr.
von Eike Mahrdt, Fiona Poppenwimmer und Hans Reschreiter
In Franken gibt es noch Korbmacher, die das Spanen beherrschen. Dort werden tradionelle Breitspankörbe geflochten.
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