Im Jahr 2003 wurde im Salzbergwerk von Hallstatt eine vollständig erhaltene prähistorische Holzstiege entdeckt. Das Schlagdatum ihrer Hölzer konnte auf die Jahre 1344 und 1343 v. Chr. bestimmt werden. Damit ist sie die älteste erhaltene Holztreppe Europas. Vor rund 3350 Jahren diente sie den Hallstätter Bergleuten als Verkehrsweg in einer der riesigen Abbauhallen. Ihr weltweit einzigartiges Konstruktionsprinzip gehört zu jenen Spezialentwicklungen und Innovationen, mit denen sich die prähistorischen Hallstätter die Arbeit zu erleichtern verstanden. Damit ist sie ein weltweit einmaliges und phantastisches Zeugnis der Industrie-, Wirtschafts- und Technikgeschichte.
Dass sich die Hallstätter Stiege über einen so langen Zeitraum erhalten konnte, ist gleich zwei besonderen Umständen zu verdanken:
Zum einen sind die Erhaltungsbedingungen im Hallstätter Salzberg so günstig, wie sonst fast nirgendwo auf der Welt.
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Lebensbild des Hallstätter Bergbaus in der Bronzezeit ©NHM - H. Reschreiter - D. Groebner |
Eingebettet in Salz, unter Luftabschluss und bei konstanter Umgebungstemperatur werden Gegenstände aus organischem Material nicht abgebaut und erhalten sich völlig unversehrt über Jahrtausende. Die Stiege verdankt ihre Erhaltung aber nicht allein diesem Umstand, sondern auch der Tatsache, dass der Bergbau um 1200 v. Chr. verschüttet wurde.
Von der Oberfläche eindringender Lehm vermischt mit Geröll und Wurzelstöcken füllte alle Abbauräume aus und begrub auch die Stiege unter sich. Dermaßen eingebettet wirkte der Bergdruck gleichmäßig auf die acht Meter lange Holzkonstruktion und verursachte keinen Schaden.
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Gesamtansicht der Stiege im Hallstätter Christian-von-Tusch-Werk (Fotogrammetrische Dokumentation) ©NHM - A. Rausch |
Im Zuge der archäologischen Ausgrabung wurde ein Teil des eingedrungenen Oberflächenmaterials entfernt. Nun versucht der Bergdruck den so entstandenen Hohlraum um die Stiege wieder zu schließen. Dabei wurden die Stiegenteile in den letzten Jahren merklich verschoben und teilweise auch schon verbogen.
Deshalb kann die Stiege nicht länger an ihrem Fundort im Berg erhalten werden. Seit September 2013 laufen Bergungs- und Restaurierungsarbeiten, die unter der Leitung des Naturhistorischen Museums in Wien stattfinden, das seit den 1960er Jahren die Ausgrabungen im Salzberg durchführt.
Gemeinsam mit der Salinen Austria AG, der Salzwelten GmbH und dem Institut für Holzforschung der Universität für Bodenkultur Wien wurde ein Konzept zur Sicherung der Stiege erarbeitet: In den Wintermonaten 2014/15 wird im Hallstätter Salzberg eine neue Kammer gefräst, in der die Stiege ab Frühling 2015 wieder aufgebaut wird. Dort kann die Treppe für die Zukunft sicher aufbewahrt werden und im Rahmen der Besucherführungen in den Hallstätter Salzwelten besichtigt werden.
In diesem Blog wollen die Hallstatt-Forscher allen Interessierten die Möglichkeit geben, ihnen bei ihrer Tätigkeit über die Schulter zu blicken und den Fortgang der Arbeiten an einem der wichtigsten archäologischen Denkmäler Österreichs zu verfolgen.
(Von Carmen Löw)
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